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NFL: Jonathan Taylor von den Indianapolis Colts als MVP? Die besten Running-Back-Saisons im Vergleich
- Veröffentlicht: 10.11.2025
- 12:05 Uhr
- Rainer Nachtwey
Mit der Gala in Berlin facht Jonathan Taylor die MVP-Diskussion an. ran vergleicht die Saison früherer ausgezeichneter Running Backs und derer, die den Award verpassten.
Aus Berlin berichtet Rainer Nachtwey
Was oder wieviel muss ein Spieler in einer Saison leisten, um als besonders wertvoll erachtet zu werden? Um MVP zu werden?
Was sind die Kriterien? Herausstechen aus einem Team? Ein Team auf den Rücken schnallen und von Sieg zu Sieg tragen? Leistungen zeigen, die nur die größten des Sports gezeigt haben? Rekorde brechen, neue Bestmarken aufstellen?
In den vergangenen Jahren waren die Ansprüche in der NFL relativ einfach: Du musst Quarterback sein.
Selbst herausragende Leistungen wie von Christian McCaffrey in der Spielzeit 2023 und Saquon Barkley 2024 reichten den Running Backs nicht, um Lamar Jackson bzw. Josh Allen die MVP-Ehren abspenstig zu machen.
Nach etwas mehr als Saisonhalbzeit schickt sich jetzt Jonathan Taylor an, erstmals seit Adrian Peterson 2012 als Running Back die Auszeichnung als wertvollster Spieler zu gewinnen.
Fürsprecher hat der 26-Jährige reichlich. "Ich schrei es vom höchsten Berg zu Euch herunter: Für mich kann nur er MVP werden", sagt Teamkollege Zaire Franklin nach Taylors drei Touchdown, 244 Rushing Yards, 286 Scrimmage Yards Vorstellung bei 31:25-Sieg nach Verlängerung der Indianapolis Colts beim NFL-Gastspiel in Berlin gegen die Atlanta Falcons.
ran analysiert daher die Leistungen von Running Backs aus den vergangenen Jahren, die es zu MVP-Ehren geschafft bzw. nicht geschafft haben.
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MVP: Adrian Peterson, Minnesota Vikings 2012
Peterson wird in dem Jahr nicht nur MVP, sondern gibt auch sein Comeback nach einem Kreuzbandriss am 22. Dezember des Vorjahres. Er verpasst den Rekord von Eric Dickersons 2.106 Yards in einer Saison nur um magere 9 Yards, führt aber die Minnesota Vikings nach einer 3-13-Saison mit zehn Siegen in die Playoffs. Während der Saison knackt Peterson sieben Mal die 150-Yards-Marke. Von den insgesamt 36 Touchdowns der Vikings erzielt Peterson jedoch nur 13.
- Rushing Yards 2.097
- Rushing Touchdowns: 12
- Receiving Yards: 217
- Receiving Touchdowns: 1
Externer Inhalt
MVP: LaDainian Tomlinson, San Diego Chargers 2006
LT bricht in der Saison 2006 die nur ein Jahr zuvor aufgestellte Bestmarke von 27 Rushing Touchdowns in einer Saison. Insgesamt bringt Tomlinson es auf 33 Touchdowns, auch weil er neben drei Catches auch noch zwei wirft. In dem Jahr bricht er auch die Marke von 100 Karriere-Touchdowns in seinem 89. Spiel – so schnell wie kein Spieler vor ihm. Die legendären Jim Brown und Emmitt Smith benötigten 93 Spiele dafür. Fun Fact: auch in der Defense ist Tomlinson zweimal zur Stelle, als er den Onside Kick des Gegners aufnimmt. Die Regular Season beenden die Chargers als bestes Team der Liga mit einer Bilanz von 14-2, in den Playoffs scheitert San Diego jedoch in der Divisional Round an den New England Patriots.
- Rushing Yards: 1.815
- Rushing Touchdwns: 28
- Receiving Yards: 508
- Receiving Touchdowns: 3
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MVP: Shaun Alexander, Seattle Seahawks 2005
Mit 28 Touchdowns bricht Alexander in der Saison die Bestmarke von Priest Holmes aus dem Jahr 2003 – sie wird allerdings bereits ein Jahr später gebrochen. Der Running Back bildet mit Quarterback Matt Hasselbeck die beste Offensive der Liga und führt die Seattle Seahawks als bestes Team der NFL mit 13 Siegen bei 3 Niederlagen in den Super Bowl – unterliegt dort allerdings den Pittsburgh Steelers.
- Rushing Yards: 1.880
- Rushing Touchdowns: 27
- Receiving Yards: 78
- Receiving Touchdowns: 1
MVP: Marshall Faulk, St. Louis Rams 2000
Ein Jahr nach dem Super-Bowl-Triumph beherrscht The Greatest Show on Turf von Head Coach Mike Martz die NFL. An der Seite von Quarterback Kurt Warner sowie den Wide Receivern Torry Holt und Isaac Bruce rennt und fängt sich Faulk durch die gegnerischen Defensiven. Der Running Back verpasst zwei Spiele verletzungsbedingt, stellt mit seinen Receiving-Fähigkeiten jedoch trotz der geringeren Spielanzahl einen neuen Gesamtrekord von 26 Touchdowns in einer Saison auf. Trotz über 500 Punkten schaffen es die Rams als Titelverteidiger mit 10 Siegen bei satten 6 Niederlagen gerade so in die Playoffs, scheitern in der ersten Runde allerdings an den New Orleans Saints.
- Rushing Yards:1.359
- Rushing Touchdowns: 18
- Receiving Yards: 830
- Receiving Touchdowns: 8
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Kein MVP: Saquon Barkley, Philadelphia Eagles 2024
Barkley durchbricht in seiner ersten Saison mit den Philadelphia Eagles die 2.000-Rushing-Yards-Marke und bringt es zur Offensive Player of the Year Auszeichnung. Mit seinen spektakulären Runs – insbesondere der Rückwärtssprung über Jarrian Jones beim Spiel gegen Jacksonville – bringt Fans und Experten ins Schwärmen. Sein Problem: Josh Allen und Lamar Jackson. Und Jalen Hurts und der Tush Push sorgen für zu viel Nebengeräusche zu den überragenden Eagles. Außerdem zählt seine rekordbrechende Playoff-Performance, mit der er Philly zum Super-Bowl-Triumph verhilft, nicht zur MVP-Wahl. Auch die im Vergleich zu anderen Running Back MVPs geringe Touchdown Anzahl (15 von 53 Offensiv-Touchdowns) schmälert seine Chancen.
- Rushing Yards: 2.005
- Rushing Touchdowns: 13
- Receiving Yards: 278
- Receiving Touchdowns: 2
Kein MVP: Christan McCaffrey, San Francisco 49ers 2023
In seiner ersten vollen Saison mit den San Francisco 49ers nach dem Trade aus Carolina verzückt McCaffrey die Fans und entfacht die "Ein Running Back muss MVP werden"-Diskussion. Seine 13 Spiele in Folge mit einem Touchdown bricht er selbst den Rekord von 49ers-Legende Jerry Rice und kommt insgesamt auf 17 – Einstellung der Bestmarke von Lenny Moore 1963/64. Aber auch hier gibt es "friendly fire" durch Mr. Irrelevant Brock Purdy, der in seiner ersten vollen Saison als San Franciscos Starter die 49ers mit 31 Touchdown-Pässen und den Passempfängern Deebo Samuel, Brandon Aiyuk und George Kittle zu Platz eins in der NFC bei einer Bilanz von 12-5 führt. McCaffrey erhält die Auszeichnung als Offensive Player of the Year, der MVP geht aber an Lamar Jackson.
- Rushing Yards: 1.459
- Rushing Touchdowns: 14
- Receiving Yards: 564
- Receiving Touchdowns: 7
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Kein MVP: Derrick Henry, Tennessee Titans 2020
Nach schwerem Start in die Saison dampfwalzt Henry später über die gegnerischen Verteidigungsreihen hinweg oder hält sich die Gegner wie Josh Norman per Stiff Arm vom Leib. Erstmals durchbricht er mit 2.027 Yards die 2.000er-Marke in der NFL. Sein Problem heißt aber Aaron Rodgers. Green Bays Quarterback gewinnt seine dritte MVP-Auszeichnung mit 48 Touchdown-Pässen bei nur fünf Interceptions. Tennessees 11-5-Bilanz kann mit Green Bays 13-3 nicht mithalten – und Henry bei der MVP-Wahl nicht mit Rodgers.
- Rushing Yards: 2.027
- Rushing Touchdowns: 17
- Receiving Yards: 114
- Receiving Touchdowns: 0
Kein MVP: Chris Johnson, Tennessee Titans 2009
Der Spitzname CJ2K wird in der Saison geboren. Johnson durchbricht die 2.000er-Rushing-Yards-Marke und packt zudem noch über 500 Receiving Yards drauf – was ihm die bis heute bestehende NFL-Bestmarke einbringt. Er knackt Marshall Faulks Rekord aus der Saison 1999 von 2.429 Yards um satte 80. Johnsons Problem: Die Titans verpassen trotz seiner Leistungen mit einer Bilanz von 8-8 die Playoffs, Peyton Manning führt seine Colts zu 14 Siegen in den ersten 14 Spielen und in den Super Bowl. Manning holt seine vierte MVP-Auszeichnung, Johnson blieb nur der Offensive Player of the Year Award.
- Rushing Yards 2.006
- Rushing Touchdowns: 14
- Receiving Yards: 503
- Receiving Touchdowns: 2
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MVP oder nicht? Jonathan Taylor
Wie sind also die Zahlen von Jonathan Taylor nach 10 und hochgerechnet auf 17 Saisonspiele?
- Rushing Yards: 1.139 / 1.936
- Rushing Touchdowns: 15 / 26
- Receiving Yards: 260 / 442
- Receiving Touchdowns: 2 / 3
Hält Taylor den Kurs bei, käme er auf insgesamt 29 Touchdowns. Es wäre der zweithöchste Wert in der NFL – nur von LaDainian Tomlinson in der Saison 2006 überboten – wie oben erwähnt. Da aktuell auch kein anderer Spieler, insbesondere Quarterback, so heraussticht, sind Taylors Chancen zumindest gegeben. Problem: Mit den kommenden Gegnern Kansas City Chiefs (12.), zweimal Houston Texans (3.), Zweimal Jacksonville Jaguars (6.), Seattle Seahawks (4.) und San Francisco 49ers (16.) warten nur noch Teams mit starker bis guter Run Defense auf die Colts.
ran-Prognose: Am Ende kommt es wie immer: Taylor wird als Offensive Player of the Year ausgezeichnet, der MVP-Award geht allerdings an einen Quarterback. Vielleicht ja an Matt Stafford.