Es ist ein kurzes "Ja". Andy Reid beendet die Diskussion, noch ehe die Frage fertig ausgesprochen ist.
Der Head Coach der Kansas City Chiefs denkt gar nicht an ein Karriereende. Spekulationen waren zuvor aufgekommen, dass ein Sieg im Super Bowl LVIII gegen die San Francisco 49ers – wie es dann ja auch kam – sein letztes Spiel als verantwortlicher Trainer sein könnte.
"Ich wüsste nicht, warum ich aufhören sollte", führt der Coach angesprochen auf seine Beweggründe aus, "nur weil ich jetzt der älteste Coach bin?"
Schlechte Nachrichten also für die Konkurrenz, sich auch im kommenden Jahr mit dem Duo Reid/Patrick Mahomes auseinandersetzen zu müssen. Die geniale Coach-Quarterback-Kombo ist es, die es zu besiegen gilt.
Geht es nach den Buchmachern, sind die im Super Bowl unterlegenen 49ers Topfavorit auf den Gewinn der Vince Lombardi Trophy, erst dann die Chiefs.
Mahomes geht bei der Erwähnung der Quoten gleich in den Angriff über: "Wir nehmen als Motivation in die neue Saison. Die Chiefs sollten nie als Underdog gelten."
Das müsste die Konkurrenz mittlerweile gelernt haben. So holprig der Start in die neue Spielzeit auch war, die Chiefs fanden einen Weg, in den entscheidenden Momenten da zu sein, ob in der Saison oder im einzelnen Spiel.
Der Super Bowl fasste die komplette Saison der Kansas City Chiefs zusammen. Schwerer Start mit der Niederlage gegen die Detroit Lions zum Auftakt und zum Saisonende hinten raus sich steigernd bis zum großen Triumph.
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Mahomes: Legendär dank Three-peat?
Mahomes gab schon am Abend des Super Bowls den "Three-peat" – den dritten Titel in Folge – als Ziel für die folgende Spielzeit aus“ "Drei, das wäre schon legendär."
Auch Andy Reid stimmt mit ein: "Drei, das wäre schon was."
Mahomes: Reid wie Onkel Andy
Mahomes und Reid – so unterschiedlich sie auch in ihrer Statur sind – der eine mit Walross-Schnauzer und Liebe für Hawaii-Hemden, der andere als durchtrainierter Athlet (oder fast) und Testimonial für einen Sportartikel- und einen Herrenausstatter – so ähnlich sind sich die beidem im Geiste. Sie liegen auf einer Wellenlänge.
Es gab sie immer wieder diese Trainer-Spieler-Duos, allen voran Bill Belichick und Tom Brady. Auch die oben erwähnten Quarterbacks und ihre Head Coaches, um Aikman und Jimmy Johnson, Bradshaw und Chuck Noll, Montana und Bill Walsh.
Aber während das Verhältnis Belichick/Brady gerade zum Ende hin als abgekühlt galt, ist es bei Mahomes und Reid ein familiäres.
In einem Gespräch mit Maxx Crosby beim Pro Bowl 2021, das von NFL Film aufgezeichnet wird, beschreibt Mahomes Reid als eine Art Onkel, "er ist cool, aber du willst ihn auch nicht enttäuschen."
Wie innig die Beziehung ist, zeigt sich auch in gemeinsamen Werbedrehs, wenn mit Cheeseburgern, Pommes und "Nuggies" – wie könnte es bei Reid anderes als Essen sein – Versicherungen erklärt werden.
Das zu Beginn Lehrer-Schüler-Verhältnis befindet sich längst auf einer anderen Ebene.
So findet sich laut "The Athletic" Mahomes an den Freitagen vor Sonntagsspielen im Hause Reid ein, um mit dem Coach über die Partien zu diskutieren. Dabei sollen ehrliche Worte fallen, wenn Mahomes Plays von Reid nicht gefallen – und der Coach ist dankbar dafür.
Der Erfolg der Kombo Mahomes/Reid ist deswegen nicht leichter zu erklären, aber verständlicher anzunehmen. Es ist dieses Ungezwungene, das die beiden verbindet, das sie aufblühen lässt.
"Patrick lässt alles so leicht aussehen", beschreibt Reid die Spielweise seines einstigen Zöglings, der aktuell mehr ein Partner in Crime ist, "sein Spiel ist so fließend. Er spielt, als würde im Garten ein paar Bälle werfen." Und nicht wie auf der größtmöglichen Bühne um den größtmöglichen Titel spielen.
Mit dem dritten Super-Bowl-Sieg innerhalb von fünf Jahren kommt in den amerikanischen Medien immer wieder die Frage nach einer "Dynasty" auf. Zuletzt gab es diese Anfang der 2000er mit Tom Brady und den Patriots und auch Mitte/Ende der 2010er.
Jetzt eine der Chiefs?
"Ich entscheide nicht, ob das eine Dynastie ist", sagt Reid und wendet sich an die Journalisten, "Ihr sagt das."
Er hätte aber auch nur wieder "Ja" sagen brauchen.