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NBA: Der schlafende Riese im Westen – L.A. Clippers in Lauerstellung

  • Aktualisiert: 10.03.2024
  • 09:08 Uhr
  • Seb Dumitru

Der Start war katastrophal, aber seit Dezember läuft es bei den Los Angeles Clippers. Die richtige Formel zu finden, war für drei der besten Spieler ihrer Generation nur eine Frage der Zeit. Ist 2024 endlich das Jahr, in dem der Klub von Daniel Theis in den Playoffs den großen Durchbruch schafft?

Von Seb Dumitru

Das "andere Team aus L.A." – die immerwährende Beleidigung für das zweite Team aus der Stadt der Engel sitzt wie ein Stachel, tief in der Psyche der Clippers, ihrer Protagonisten und Fans.

Während die Lakers rekordträchtige 17 Meisterschaftsbanner unter die Hallendecke in der "Crypto.com Arena" ziehen konnten, müssen die Clippers die Erfolgsmarker der prominenteren Konkurrenz abdecken, wenn sie in der geteilten Halle ihre Heimspiele austragen.

Neue Trikots, ein neues Logo, dazu die brandneue, hochmoderne, endlich eigene Arena (“Intuit Dome”) – all das ist noch ein paar Monate entfernt. In dieser Saison wollte Steve Ballmer, einer der reichsten Männer der Welt, aber schon mal den sportlichen Grundstein legen für den lange antizipierten Umzug nach Inglewood, gut 30 Minuten südwestlich von Downtown Los Angeles. Dem enthusiastischen Teambesitzer ist kein Preis zu hoch, um einen Winner auf die Beine zu stellen. (Sonntag, 20 Uhr live: Milwaukee Bucks at LA Clippers auf ProSieben MAXX, Joyn, ran.de und in der ran-App)

Nur zwei Teams können seit Ballmers Übernahme eine höhere Siegesquote in der reguläre Saison vorweisen (Golden State und Boston). Nach dem Erstrunden-Aus im Vorjahr und gänzlichem Verpassen der Postseason in 2022 war die Motivation auf Wiedergutmachung groß. Trotz zweitteuerstem Kader der Liga und drei All-Stars im Aufgebot richtete sich der Blick nach Philadelphia, wo ein verstimmter James Harden die 76ers boykottierte – mit nur einem einzigen Ziel vor Augen: ebenfalls den Weg nach Hause zu finden.

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Katastrophaler Start trotz Big Four

Der vierte "Hometown Hero" sollte es also richten. Neben den drei anderen High-School-Stars aus Los Angeles, Kawhi Leonard, Paul George und Russell Westbrook, galt Harden dank seiner unvergleichlichen Fähigkeiten als Point Guard, Dirigent und Initiator des Angriffs als genau der richtige Mann, um die vielen Einzelteile perfekt zusammenzubringen und das Potenzial dieser Truppe zu maximieren.

Der Saisonstart verlief katastrophal. Der Trade für Harden Ende Oktober war nur wenige Tage alt, die Clippers hatten im Tausch für "The Beard" einen großen Teil ihrer Tiefe auf den Flügelpositionen nach Philadelphia geschickt. Die neu formierte "Big Four" wirkte planlos, stand sich gegenseitig im Weg und auf den Füßen herum, während das Superteam sechs Duelle in Folge verlor. Eine 3-7 Bilanz nach zehn Partien war genau das Gegenteil von dem, was sie sich bei den Clippers eigentlich vorgestellt hatten.

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"Niemand wollte dem anderen auf die Füße treten. Alle hatten Riesen-Respekt voreinander. Das kann manchmal schaden, weil sich jeder zurück hält", sagt Clippers-Coach Ty Lue. "Wenn du gleich mehrere solcher großartigen Spieler hast, die traumwandlerisch leicht scoren können, ist es manchmal zu einfach. Warum sollte ich hart laufen oder cutten, wenn ich einfach fangen und werfen kann? Aber in den Playoffs funktioniert das nicht mehr. Darum müssen wir schon vorher die richtigen Muster etablieren."

Die Medienschelte war gewaltig, die Kalifornier wurden für ihre Aggressivität in Punkto Personalplanung und das softe Auftreten an den Pranger gestellt. Wieso ein eigentlich gutes Team auseinander reißen, nur um einen weiteren kontroversen Ex-MVP über seinem Zenit zu verpflichten? Harden selbst wies jegliche Verantwortung für den miesen Start von sich, sprach vom "System Harden", und dass das Team nur in ihn und seine Fähigkeiten vertrauen müsse. Leonard mahnte zur Geduld, und dass sie das zusammen "schon irgendwie lösen würden."

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NBA: Theis stellt klar: Clippers sind ein Titelkandidat!

Adjustments, Extra-Schichten, Monster-Run

Coach Lue ist einer der gewieftesten Taktiker in der Association. Der dreifache NBA-Champion (2000 und 2001 als Spieler mit den Los Angeles Lakers, 2016 als Head Coach mit den Cleveland Cavaliers) weiß genau, welche Hebel er ziehen und Knöpfe er drücken muss, um die richtige Fahrtgeschwindigkeit zu kalibrieren. Gleichzeitig ist er einer der Besten seines Fachs im Umgang mit großen Egos, mit Superstars, mit all denjenigen, die aus dem geschlossenen Mannschaftsgefüge etwas mehr herausstechen.

Und er versteht es wie kein Zweiter, in schweren Zeiten die Ruhe zu bewahren. Mehrfach hat er die Clippers nach 0-2-Rückständen zurück in eine Serie gecoacht, mit den Cavaliers gelang ihm vor acht Jahren das sensationelle 1-3-Comeback in den Finals gegen die Golden State Warriors. Auch während des schweren Beginns mit Harden blieb er cool, ermunterte seine Protagonisten, weiter zu arbeiten und sich Zeit zu geben.

Harden und Co. blieben nach dem Training, legte Extra-Schichten ein, um vor allem die Chemie und Feinjustierung im Pick-and-Roll mit den Big Men Ivica Zubac und dem nachverpflichteten Daniel Theis zu perfektionieren. "The Beard" kam langsam aber sicher in Form. Dennoch stotterte der Motor, die vier Stars fanden keine Zugkraft.

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Erst als Westbrook Lue Mitte November suggerierte, von der Bank zu kommen, begann alles zu klicken für die Clippers. Terrance Mann ersetzte den ewigen Triple Double Leader in der ersten Fünf. Mehr Balance zwischen Startern und Reservisten, sowie Westbrooks unverkennbare Energie-Infusion als sechster Mann, sorgten für die ersten gemeinsamen Erfolge und fünf Siege aus den nächsten acht Partien.

Langsam aber sicher kam Wind in die Segel. Angeführt vom besten Flügel-Duo der Liga und einem der besten Guards seiner Generation, fand L.A. plötzlich seine Identität. Während es für die Spieler immer behaglicher wurde, perfektionierte Lue seine Rotationen. "Ich denke, wir haben endlich die nötige Vertrautheit miteinander, kennen jetzt die Kombinationen, die funktionieren. Unsere Spieler kennen ihre Rollen, ihre Minuten, und unseren Spielstil, und fühlen sich wohl. Das klappt mittlerweile alles richtig gut für uns."

Die Clippers brausten zum vielleicht beeindruckendsten Lauf aller Teams in dieser Saison, gewannen ab dem Dezember 26 von 31 Partien und schossen die West-Tabelle hinauf. Der Angriff etablierte sich als der explosivste der Liga – vor allem wenn die Big Three Harden-George-Leonard auf dem Parkett steht. Siege gegen Denver, Boston, Minnesota, Oklahoma City und Phoenix untermauerten das Bild vom veritablen Championship-Contender.

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Ist 2024 endlich das Jahr der Clips?

Diese Clippers haben in dieser regulären Saison alle Fragen beantwortet und die anfänglichen Befürchtungen vollends vergessen gemacht. Top-Werte in Offense (4.), beim Net-Rating (6.) und bei der Punktedifferenz (5.), dazu respektable Defense (Rang 13)... All diese Basis-Werte deuten im Jahr 2024 auf einen echten Titelanwärter hin. Die zweitbeste Dreierquote und Top-5-Werte beim True Shooting und bei der effektiven Feldkorbtrefferquote sind weitere Argumente für dieses Offensivmonster.

Die stoische Ruhe und roboterhafte Unvermeidbarkeit von Leonard ist wohldokumentiert. Endgültig erholt von seinen vielen Verletzungen zeigt der 32-Jährige wieder, warum er zwei Mal Finals-MVP wurde und vor nicht allzu langer Zeit als komplettester Spieler der Welt galt. George ist einer der vielseitigsten Spieler der NBA, ein echter Two-Way-Wing ohne eine einzige Schwäche und ein tödlicher Shooter aus der Bewegung – egal ob aus dem Pull-Up oder via Catch-and-Shoot. Harden ist der Pick-and-Roll-Maestro, ein herrischer Manipulator von Winkeln, Shotclock und gegnerischer Aufmerksamkeit, der die volle Power dieser Startruppe zutage fördert.

In der Addition ist diese Truppe vielseitiger und in der Spitze stärker als je zuvor. Und der Spielstil ist wie gemacht für die Postseason, wenn Defensiven härter zupacken, das Tempo niedriger und die Räume enger werden. Die Clippers laufen mehr Isolationen und erzielen damit mehr Punkte als jedes andere Team in der NBA – mit obendrein überwältigender Effizienz (1,06 PPP). Sie erzielen die zweitmeisten Punkte und drittmeisten Dreier pro Partie aus reinen Pull-Up Würfen. Und sie sind mittlerweile dank Harden eines der besten Teams aus dem Blocken-und-Abrollen.

Zuletzt ging es zwar wieder etwas ruhiger zu (6-6 Bilanz in den vergangenen vier Wochen), und die Geister der Vergangenheit schweben immer über diesen Stars und dieser Franchise. Die Verletzungssorgen bei Leonard und George stehen ebenso unverändert im Raum wie der riesige rosa Elefant: Hardens Playoff-Performances. Auch Westbrook, der zur Zeit mit einer gebrochenen linken Hand aussetzen muss, ist nicht unumstritten – soll aber zu den Playoffs wieder fit sein und er weiß, wie man dort gewinnt.

Und so ist die derzeitige Mini-Flaute nicht wirklich bedenklich, auch wenn die Chancen auf Platz eins in der Conference mit jeder Niederlage schwinden. Drei Siege Rückstand hat LAC derzeit auf den Top-Spot im Westen. Platz vier und damit Heimvorteil in Runde eins scheint sicher.

Für diese Veteranen wird es in den verbleibenden Wochen darum gehen, ein paar Dinge zu optimieren und dann Kräfte zu konservieren für den brutalen Weg durch die West-Playoffs. "Unser Fokus liegt auf den Details", erklärt Harden. "Wir wollen unsere Fehler minimieren, uns nicht selbst schlagen. Dann wird es schwer für Teams, uns in den Playoffs vier Mal zu besiegen." Tatsächlich werden dieser Ansammlung von Stars mit die besten Chancen zugerechnet, den amtierenden Champion Denver Nuggets zu entthronen.

Denn das Team hat eindrucksvoll bewiesen, dass es mit jedem Schwergewicht mithalten und jederzeit einen extra Gang im Angriff finden kann. Alles was jetzt zählt, ist der Titel. Die Chancen stehen in der Tat so gut wie nie. "Wir verstehen hier alle, was auf dem Spiel steht", sagt George. “Es ist egal, wie es funktioniert, wer wirft, wer vorne punktet. Wir denken nur an den Sieg. Wir alle haben individuell alles erreicht in dieser Liga. Es geht jetzt nur noch um eines: Zusammen etwas Großes zu gewinnen!

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