Im 5. Anlauf wieder nichts?
HSV der 3. Liga? 1. FC Saarbrücken droht Aufstieg in die 2. Liga erneut zu verspielen
- Veröffentlicht: 15.05.2025
- 12:08 Uhr
- Kai Esser
Der 1. FC Saarbrücken träumt seit der Saison 2020/21 vom Aufstieg in die 2. Liga. Doch genauso lange geht dem FCS auf den letzten Metern die Puste aus. Bei den Akteuren herrscht Ratlosigkeit.
Von Kai Esser
Trauer. Wut. Ratlosigkeit. Fassungslosigkeit.
Es waren nur einige der Emotionen, die man bei den Spielern des 1. FC Saarbrücken nach Abpfiff des 37. Spieltags beobachten konnte. Mit 2:4 verlor der Tabellendritte bei Aufsteiger Alemannia Aachen, der bis dato harmlosesten Offensive der 3. Liga. Dass die Alemannia nur mit zwei Treffern Vorsprung gewann, war zu allem Überfluss auch noch schmeichelhaft für den FCS, die Gastgeber waren turmhoch überlegen und 90 Minuten lang das bessere Team.
Gefühlt genauso lange standen die Saarbrücker anschließend vor ihrem Fanblock, kollektiv die Hände in den Hüften, und hörten zu, was die weit mehr als 3.000 mitgereisten Fans ihnen zu sagen hatten. Es waren keine Pfiffe und schon gar kein Hass zu hören, es war regelrechte Verzweiflung.
Denn anstatt Platz drei und damit die Relegation zur 2. Liga am Tivoli fix zu machen, droht den Saarländern der Kollaps. Der nächste Kollaps. So wie schon das Jahr davor. Und das davor. Seit fünf Jahren verspielt der FC Saarbrücken beste Ausgangspositionen für die Rückkehr in Liga zwei. Drei Mal Platz fünf, ein Mal Platz sieben und nun Platz vier.
3. Liga - Saarbrücken taumelt: "Wir haben's wieder verkackt"
Woran das liegt? Klare Sache: Die Psyche. "Ich kann mir das nur dadurch erklären, dass vielleicht zu viel Druck da war", ist sich Neu-Trainer Alois Schwartz sicher. Der hatte vier Wochen vor Saisonende das Traineramt von Rüdiger Ziehl übernommen und hatte die Saarländer erst mit zwei Siegen in eine gute Ausgangslage gebracht.
In die gleiche Kerbe schlägt Torhüter Tim Paterok: "Das soll keine Entschuldigung sein, auf keinen Fall. Aber vielleicht macht das bei dem einen oder anderen diese zwei, drei Prozent im Kopf unterbewusst aus."
Widerspruch gab es jedoch vom Kapitän. "Wir haben so viele neue Spieler in der Mannschaft und eigentlich auch genug Erfahrene.", sagte Spielführer Manuel Zeitz. "Wir haben's wieder verkackt. Wir waren von Minute eins an unterlegen. Das war eine verdammt beschissene Leistung."
Es erinnert an Ausgangslagen wie die des Hamburger SV in der 2. oder Borussia Dortmund in der 1. Bundesliga, die dann aufgrund von offensichtlichen Kopfproblemen nicht genutzt werden konnten, gefolgt von (zu) ehrlicher Analyse, die im Widerspruch zu den Durchhalteparolen stehen, die aus dem gleichen Lager kommen.
3. Liga: Saarbrücken gegen BVB unter Zugzwang - Trauma trifft auf Trauma
Apropos Borussia Dortmund - die sind beim Saisonfinale der 3. Liga entscheidend beteiligt. Die U23 des BVB gastiert im Saarbrücker Ludwigspark am 38. Spieltag. Ein womöglich dankbarer Gegner für die Schwarz-Blau-Gelben.
Denn nicht nur brauchen die Dortmunder bei drei Punkten Rückstand auf den VfB Stuttgart II und Waldhof Mannheim auf dem ersten Abstiegsplatz selbst unbedingt einen Sieg, der kleine BVB hat sein ganz eigenes Trauma zu bewältigen.
2022/23 gastierte Dortmund II beim VfL Osnabrück und kassierte tief in der Nachspielzeit den Gegentreffer, der dem VfL den Aufstieg ermöglichte. Womöglich ein gutes Omen für Saarbrücken, die sich momentan an allem hochziehen müssen, was geht. Dass der BVB im persönlichen Abstiegsgipfel gegen Stuttgart selbst weiche Knie bekam (0:1), schadet zudem auch nicht.
Für den Pokalschreck der Saison 2023/24 ist die Ausgangslage klar: Entweder mehr Punkte als Energie Cottbus (gegen den FC Ingolstadt) und Hansa Rostock (bei Hannover 96 II) sammeln, oder drei Tore mehr schießen als Energie, wenn beide Teams gewinnen. Gut aus FCS-Sicht, dass die Tordifferenz in Aachen nicht völlig demoliert wurde.
Und sollten die Saarländer es tatsächlich auf Rang drei schaffen, dann wäre nicht nur das Trauma besiegt, es wäre auch im selben Jahr besiegt, in dem der HSV sein ganz eigenes Mantra begraben hat. In die Relegation (live in Sat.1, bei ran und auf Joyn) würden die Saarbrücker dann wohl mit der breitesten Brust der Saison gehen.