Bundesliga
Borussia Dortmund: Ein Beweis für fehlende Titelreife - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 04.12.2023
- 10:19 Uhr
- Andreas Reiners
Nach zwei Pflichtspiel-Siegen in Folge hätte der BVB mit einem Dreier in Leverkusen für ein Ausrufezeichen sorgen können. Er bewies stattdessen, dass es zum Titelgewinn nicht reicht. Ein Kommentar.
Edin Terzic redete sich in Rage. Wütete verbal, war sauer.
Der Trainer von Borussia Dortmund biss sich in einer Szene fest, die er für entscheidend hielt. Das ist sein gutes Recht, und man kann auch der Meinung sein, dass dem BVB in der 73. Minute nach einem vermeintlichen Foul an Karim Adeyemi ein Elfmeter zustand.
Terzic nutzte das für eine kleine Abrechnung mit dem VAR, der nicht eingriff, und für ein Plädoyer für Adeyemi, der solche Pfiffe auffällig oft nicht bekomme.
Doch das ist nach dem 1:1 bei Bayer Leverkusen gar nicht der Punkt.
Dass er seiner Mannschaft ein tolles Spiel attestierte – auch das kann man nach dem Remis gegen den bislang überragenden, überzeugenden und immer noch ungeschlagenen Spitzenreiter so sehen.
Die Frage ist immer die nach der Perspektive. Nach den eigenen Ansprüchen.
Das Wichtigste in Kürze
BVB: Kämpferisch und defensiv stark
Defensiv und kämpferisch war das ohne Frage eine starke Kollektivleistung. Auch angesichts der Erkältungswelle, die vor allem die Abwehr traf.
Doch wenn man bedenkt, wo der BVB eigentlich hin will, wie sehr der Spielverlauf mit dem frühen Tor ihm in die Karten spielte, welches Personal letztlich doch zur Verfügung stand und wie gestärkt das Selbstverständnis nach den letzten Siegen eigentlich sein müsste, zeigt das nur: Borussia Dortmund ist mit Platz fünf bereits dort, wo man hingehört.
Denn die Titelreife haben in diesem Jahr andere.
Doch der BVB bleibt sich treu, zeigt immer wieder zwei Gesichter. Diesmal nicht wie am vergangenen Spieltag aufgeteilt in zwei Halbzeiten, sondern in defensiv und offensiv.
Das Spiel nach vorne war ein Offenbarungseid. Ideenlos. Mutlos. Viel zu zaghaft. Und auch die Zahlen untermauern das.
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BVB: Die Zahlen sind schwach
32 Prozent Ballbesitz hatte der BVB, 6:23 Torschüsse, 2:6 Schüsse aufs Tor und eine Passquote von 73:87 Prozent zeigen, wie überlegen Bayer gegen den BVB war. Beziehungsweise wie unterlegen der BVB.
Von wegen Augenhöhe.
Denn selbst nach der frühen Führung und bei einem Gastgeber, der lange erfolglos anrannte, fiel den Dortmundern kaum etwas ein, und ähnlich wenig gelang, wenn es denn mal nach vorne ging. So tritt keine Mannschaft auf, die weiß, dass man mit einem Sieg noch einmal ein Ausrufezeichen setzen kann. Die es noch einmal wissen will und dafür auch mal All-in geht. Und auch Terzic ließ bei seinen positionsgetreuen Wechseln jegliche Risikobereitschaft vermissen.
Das war Angsthasen-Fußball par excellence.
Viele BVB-Fans hätten sich taktisch und spielerisch so viel Leidenschaft wie beim Interview gewünscht.
Doch stattdessen hat der BVB bewiesen: Titelreif sind in diesem Jahr andere.