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Bundesliga

Borussia Mönchengladbach - Drogen, Schmuggel, Mord: Kult-Kicker Marcelo Pletsch erneut im Gefängnis

  • Veröffentlicht: 30.12.2024
  • 01:36 Uhr
  • Andreas Reiners

Marcelo Pletsch war zu seiner aktiven Zeit bei Borussia Mönchengladbach Kult. Er saß bereits im Gefängnis, nun droht ihm wieder eine Verurteilung, auch wenn er seine Unschuld beteuert. Was ist passiert?

Von Andreas Reiners

Marcelo Pletsch schaute kurz hoch und visierte die vor ihm liegende linke Außenbahn an.

Der Brasilianer packte für den langen Pass seinen rechten Fuß aus, konkret den Außenrist, wollte den Ball damit elegant und mit einer sehenswerten Flugkurve in den Lauf des Mitspielers zirkeln. Zaubern wie am Zuckerhut.

Stattdessen pöhlte der Abwehrspieler von Borussia Mönchengladbach das Leder schmucklos auf den Oberrang des Borussia-Parks.

Legendär.

Eine Szene, die den Fußballer, der nur wenige typisch brasilianische Fertigkeiten besaß, dafür aber Kerzen und Grätschen in Perfektion beherrschte, ganz gut beschreibt. Vielleicht hilft es, wenn man weiß, dass seine Urgroßeltern aus der Pfalz stammen.

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Doch kombiniert mit einem unbändigen Kampfgeist und einem robusten und kompromisslosen Zweikampfverhalten war Pletsch in Gladbach zu einer Zeit, in der Abstiegskampf und die damit verbundenen Attribute und Tugenden gefragt waren, allerdings Kult.

"Dem bringe ich das Fußballspielen auch nicht mehr bei", sagte einst Ex-Trainer Hans Meyer über Pletsch, der zwischen 1999 und 2005 in Mönchengladbach spielte. Auf Pletschs Verlässlichkeit und Rustikalität setzte er trotzdem.

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Borussia Mönchengladbach: Was lief bei Marcelo Pletsch schief?

Heute sitzt Pletsch in Brasilien in Haft. Mal wieder.

Was ist im Leben des inzwischen 48-Jährigen, der nach seiner Gladbacher Zeit noch beim 1. FC Kaiserslautern, bei Panionios Athen in Griechenland, Omonia Nikosia (Zypern), FK Vojvodina Novi Sad (Serbien) und in der Heimat für Futebol Clube Cascavel spielte, schiefgelaufen?

Jede Menge, wie es scheint.

Erstmals war das 2015 der Fall. Pletsch betrieb eine Speditionsfirma, nachdem er 2011 seine aktive Karriere beendet hatte. Eine Spezialeinheit der brasilianischen Militärpolizei nahm einen seiner LKW hoch und fand fast 800 Kilogramm Marihuana. 2016 wurde er deshalb zu neun Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt.

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Borussia Mönchengladbach: Pletsch beteuert seine Unschuld

Seine Unschuld beteuerte er damals wie auch heute.

Denn im Sommer 2023 musste er erneut in den Knast, nachdem er zuvor vorzeitig entlassen worden war. Wie die "Rheinische Post" berichtet, wurde er in seiner Heimatstadt Cascavel im Rahmen der sogenannten "Operation Seletor" der Bundespolizei hochgenommen.

Konkret geht es um ein kriminelles Netzwerk zweier Banden, die Marihuana, Kokain und Schusswaffen geschmuggelt haben sollen. Ein angebliches Mitglied: Pletsch. Zwölf Morde sollen auf das Konto der Banden gehen. Der Vorwurf an den Ex-Profi: Er soll für den Transport von Drogen verantwortlich sein. Abgehörte Handys und Chatverläufe sollen die Vorwürfe erhärten.

"Seine derzeitige rechtliche Situation ist die, dass er in Untersuchungshaft sitzt und auf sein Urteil wartet", sagte sein Anwalt Marcelo Luiz Martins da Silva der "RP". "Wir erwarten eine positive Entscheidung. Wir haben gezeigt, dass es keine Beweise für die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft gibt. Also erwarten wir einen Freispruch."

Aktuell sitzt Pletsch im Staatsgefängnis "Tiago Borges de Carvalho", wo er laut seiner Tochter Karoline drei bis vier Mal in der Woche Fußball spielt.

Marcelo Pletsch: "Er hat hier in Brasilien immer ehrlich gearbeitet"

"Es ist frustrierend, so lange auf den Prozess warten zu müssen", sagte sie: "Er hat hier in Brasilien immer ehrlich gearbeitet. Er hat sein Vermögen mit dem Geld aufgebaut, das er während seiner aktiven Zeit als Profi-Fußballer verdient hat."

Sollte er freikommen, kehrt er zu seinem Speditionsunternehmen zurück, sagte seine Tochter. "Er ist in Brasilien sehr glücklich, trotz all der Sorgen, die er derzeit im Gefängnis hat“, sagte sie. Stellt das Gericht allerdings seine Schuld fest, droht ihm erneut eine lange Haftstrafe.

Die Zeit in Gladbach endete übrigens unschön. Vom damaligen Trainer Dick Advocaat wurde er in der Saison 2004/2005 aussortiert, bekam dann noch einmal eine Chance und sorgte mit einem Eigentor im Spiel gegen Bochum für ein bitteres Remis.

Danach knallte es.

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Marcelo Pletsch: Unschönes Ende in Gladbach

"Wenn ich höre, dass ein Spieler draußen sagt: Hoffentlich verlieren wir 4:0, dann ist der Trainer und der Sportdirektor weg. Und ich dann sehe, dass Pletsch in dem Spiel gegen Bochum auch noch an zwei Gegentoren beteiligt ist, dann muss man den Verein vor solchen Leuten schützen", sagte der damalige Sportdirektor Christian Hochstätter.

Pletsch giftete nach seiner Entlassung zurück: "Hochstätter ist eine linke Bazille – und Borussia ist ein beschissener Verein geworden." Später gab er im "11Freunde"-Interview zu, dass das ein Fehler war.

Generell denkt er aber positiv an seine Zeit in Deutschland zurück.

"Wissen Sie, er kam aus einer sehr einfachen Familie in Brasilien. Wenn er von Deutschland erzählt, dann davon wie groß der Unterschied damals war. Stellen Sie sich vor: Zu der Zeit in Deutschland gab es Dinge, Autos, Geschäfte, die es hier in Brasilien erst zehn, 15 Jahre später gab. An all das erinnert er sich, sogar an das Essen, die Partys", sagte seine Tochter.

Und auch Fans erinnern sich noch an ihn. An die robuste Spielweise. Die Zweikampfstärke, den Einsatzwillen.

Und natürlich auch an die "filigranen" Pässe.

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