DFL präsentiert schlechte Zahlen
Bundesliga hat ein Nachwuchsproblem: Was für eine U21-Liga spricht - und was nicht
- Aktualisiert: 18.07.2025
- 14:49 Uhr
- Kai Esser
Die DFL hat eine schlechte Bilanz bei der Nachwuchsförderung präsentiert. Erneut werden einzelne Rufe nach einer U21-Liga laut. Was für eine solche Liga spricht - und was dagegen.
Von Kai Esser
"Ich hätte lieber eine andere Grafik gezeigt, aber das ist die Realität", sagte DFL-Boss Marc Lenz bei einer Tagung, als er die Zahlen zur Nachwuchsförderung präsentierte. Im Vergleich zu anderen Top-Nationen ist Deutschland abgerutscht.
Man wolle sich Nationen wie Spanien "zum Vorbild" nehmen. Auch England, deren U21 nun zum zweiten Mal in Serie den Titel geholt hat, macht derzeit einiges besser als Deutschland.
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Unter anderem gibt es in England die Premier League 2, eine Liga für U23 bzw. U21-Teams. Ein Konzept, das in regelmäßigen Abständen auch für Deutschland gefordert wird.
Doch welche Vorteile hätte das? Und welche Gefahren birgt es? ran hat sich das Für und Wider angeschaut.
U21-Liga: Der logische nächste Schritt? Gesundung der Regionalligen
Vor der Saison 2024/25 reformierte der DFB die U19- und U17-Bundesligen deutlich und strich den Namen "Bundesliga" aus dem Repertoire. Nachwuchsliga heißen die Spielklassen jetzt, die nach der Hälfte leistungsmäßig geteilt werden. So soll eine höhere Leistungsdichte entstehen.
Nachdem diese Reform in ihrer ersten Saison Anklang fand, scheint dieses Modell für U21-Teams auch denkbar. Vor allem dafür: Traditionsvereine ab der 3. Liga abwärts. Die Reserveteams der 1. und 2. Bundesliga fluten teilweise die Regionalligen.
Das Wichtigste in Kürze
Bestes Beispiel ist der Westen: Sieben von 18 Startern sind Zweitvertretungen. Das macht es nicht nur zu einer halben Nachwuchsliga, es entwertet auch die Ansehnlichkeit der Staffel. Während sich bei dem U23er-Duell zwischen Fortuna Düsseldorf und Schalke 04 ca. 100 Eltern und Scouts in ein verwaistes Stadion verirren, kämpfen parallel Traditionsklubs wie der Wuppertaler SV und Fortuna Köln vor tausenden Zuschauern ums sportliche und finanzielle Überleben. Und das, ohne die Möglichkeiten einer Zweitvertretung zu haben.
Nicht nur hätten die Regionalligen also das Potential, attraktiver zu werden, etwaige Wettbewerbsverzerrungsvorwürfe wären auch vom Tisch. Und: Es gäbe den Staffeln der 4. Liga den Anstoß zu einer Reform, die es hinsichtlich der ungerechten Aufstiegsregelung dringend braucht.
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Freilich wäre damit ein Problem nicht gelöst, sondern nur verschoben: Wenn sich schon in der Regionalliga niemand Düsseldorf II gegen Schalke II anschaut, dann erst Recht niemand in einer Nachwuchsliga.
Zudem wären zusätzliche Strukturen nötig. Der DFB, der ohnehin schon einen Schiedsrichter-Mangel hat - wenngleich die Tendenz zuletzt positiv ist - müsste weitere neun Unparteiische pro Woche finden, die diesen unbeliebten Job machen. Auf welchem Platz wird gespielt? Und gibt es einen Unterbau, also eine 2. U21-Bundesliga?
Überhaupt kostet die Neuschaffung einer eigenen Ligastruktur Geld, das niemand ausgeben will. Nicht der Verband, nicht die Vereine.
U21-Nachwuchsliga: Mehr Spielzeit, mehr Tempo, weniger Druck
In einer U21-Nachwuchsliga könnten die Youngsters bei den Klubs in unmittelbarer Nähe den letzten Entwicklungsschritt gehen, der oft gebraucht wird. Dass mal ein Florian Wirtz oder Jamal Musiala einer Akademie entspringen, ist unheimlich selten, wird aber oft als unrealistischer Maßstab genommen.
Nur als Beispiel: Nick Woltemade, der die U21-EM dominiert hat, wurde vor weniger als einem Jahr vom VfB Stuttgart noch nicht einmal für die Champions League nominiert. Damals war er 21 Jahre alt. Das heißt nicht, dass solchen Talenten mit einer U21-Liga zwingend geholfen werden würde - aber so wie es aktuell aussieht, scheint das aktuelle Modell auch nicht wirklich zu funktionieren.
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Zudem müssten Talente in den Zweitvertretungen nicht alle paar Wochen auf dem stumpfen Rasen von Teams spielen, die mit elf Männern auflaufen, die Fußball nur nebenberuflich spielen.
Das fördere die Physis der jungen Talente, heißt es oft, dieses Argument ist jedoch nicht belegbar. In einer Liga, in der ausschließlich Reserven spielen, wäre die durchschnittliche Qualität des Spiels deutlich höher, die jungen Spieler können sich schneller entwickeln. Das ist keine Kritik an den Amateurteams der Regionalliga, lediglich eine Situationsbeschreibung.
Was nun schlussendlich die Lösung dieses komplexen Problems ist, ist offen. Fakt ist nur: Es braucht (mindestens) eine Mini-Reform in der Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball.