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FC Bayern gegen Bayer Leverkusen - Heiko Herrlich adelt Vincent Kompany: "Einer wie Jupp Heynckes"
- Aktualisiert: 01.11.2025
- 14:07 Uhr
- Andreas Reiners
Für Bayer Leverkusen ist die Partie beim FC Bayern (Samstag ab 18:30 Uhr im Liveticker) ein Spitzenspiel, angesichts des Umbruchs aber auch eine Standortbestimmung. Wo Bayer aktuell steht, beurteilt Heiko Herrlich im Vorfeld im ran-Gespräch.
Von Andreas Reiners
Ein guter Tipper ist Heiko Herrlich nicht.
Daraus macht der frühere Nationalspieler gar keinen Hehl. Deshalb lässt er sich für das Bundesliga-Spitzenspiel am Samstag (ab 18:30 Uhr im Liveticker) zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen im ran-Gespräch erst nach einem Zögern einen Sieg für den FC Bayern entlocken, ein genaues Ergebnis hingegen nicht.
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Deutlich präziser wird der ehemalige Leverkusener Profi, wenn es um die Entwicklung bei seinem Ex-Klub geht.
Denn Bayer Leverkusen ist neben den Münchnern die Mannschaft der Stunde, holte zuletzt 16 von 18 möglichen Punkten. Trainer Kasper Hjulmand hat Bayer nach einem Stolperstart und der Entlassung von Erik ten Hag wieder auf Kurs gebracht.
"Aus ergebnisorientierter Sicht war der Wechsel gut. Bayer ist unter Hjulmand auf einem guten Weg", sagte Herrlich.
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Angesichts des XXL-Umbruchs, den Leverkusen nach den Abgängen von Ex-Coach Xabi Alonso, Topstar Florian Wirtz und Führungsspielern wie Granit Xhaka vollzieht, stellt sich aber immer auch die Frage, wie stabil das Ganze ist.
In Champions League (noch kein Sieg, dazu ein 2:7 gegen PSG) und DFB-Pokal (Sieg in der zweiten Runde in Paderborn nach Verlängerung) gab es nämlich Wackler und Rückschläge.
Herrlich: Bayer Leverkusen hat zu viel Qualität
"Was passiert, wenn Schlüsselspieler länger ausfallen? Wenn die Belastung durch Champions League und Pokal weiter steigt? Das weiß man nicht", sagte Herrlich: "Aber die Kurve wurde auf jeden Fall gekriegt. Die Mannschaft hat einfach zu viel Qualität, um langfristig ins Straucheln zu geraten."
Und somit ging es nach der Übernahme von Hjulmand im September nicht nur um sportliche Veränderungen, sondern auch um das Mentale.
Die Verantwortlichen hatten angedeutet, dass es unter ten Hag wohl zwischen Mannschaft und Trainer nicht gepasst hat. Es war nicht so, dass alleine die Anwesenheit Hjulmands reichte, um Probleme und Knoten zu lösen. Erschwerend kommt auch eine lange Verletztenliste hinzu.
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Aber "manchmal sind es Kleinigkeiten: eine andere Ansprache, leicht veränderte Trainingsformen und schon bringen Spieler ein paar Prozent mehr. Und diese paar Prozent können eben den Unterschied machen, ob du punktest oder nicht", so Herrlich, der die Entwicklung grundsätzlich positiv sieht.
"Bayer hat Qualität dazugeholt, keine Frage. Natürlich brauchen neue Spieler immer etwas Zeit, aber der neue Trainer hat das schnell gut hinbekommen. Jetzt ist die Mannschaft wieder da, wo sie hingehört."
Bayer Leverkusen: Wo sind die Führungsspieler?
Ein Problem der Abgänge war auch der Verlust von Führungsspielern wie Wirtz, Xhaka oder Jonathan Tah. Zuletzt haben Alejandro Grimaldo und Aleix Garcia angedeutet, das Vakuum möglicherweise füllen zu können. Aber so etwas ist immer auch eine Findungsphase. Es kann dauern, bis andere Spieler die entstandenen Lücken schließen.
Herrlich stellt klar, dass gute Leistungen alleine nicht reichen. "Journalisten sind manchmal schnell dabei, jemanden aufgrund starker Leistungen zum Führungsspieler zu machen", sagte der 53-Jährige. "Man muss auch in der Kabine überzeugen, die Mitspieler mitnehmen, ihnen das Gefühl geben, dass man sie führt und unterstützt", betonte Herrlich: "Grimaldo zum Beispiel ist natürlich anders als ein Granit Xhaka, der die Sprache spricht und auch mal dazwischen gefegt ist."
Wie wichtig Führungsspieler generell sind, hat er selbst bei Borussia Dortmund erlebt, als Matthias Sammer seine Karriere 1998 beendete. "Da hat es Jahre gedauert, bis wieder so etwas wie Ordnung in die Mannschaft kam", erinnert sich Herrlich, der bis 2004 für den BVB spielte.
Nachfolger, die als Führungsspieler gedacht waren, hatten innerhalb des Teams nicht die nötige Akzeptanz. Was unterstrich, dass man nicht alles mit Geld kaufen kann. "Führung wächst mit Vertrauen, mit Charakter und mit der Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen", sagt Herrlich. Dortmund habe lange gebraucht, um sich neu zu finden. "Und ähnlich ist es auch jetzt in Leverkusen: Man ist nicht auf Platz eins, aber stabil oben dabei, spielt Champions League – das ist eine Entwicklung."
Bayer Leverkusen: Bereit für den FC Bayern?
Was bedeutet das für das Spitzenspiel am Samstag? Ist Bayer bereit für die Bayern?
"Leverkusen geht mit sehr guten Voraussetzungen in dieses Spiel, mit viel Selbstvertrauen, mit einem stabilen Rhythmus", sagt Herrlich. Aber wie man die Bayern knacken kann, "da haben viele Trainer gute Ideen, aber in der Praxis ist es brutal schwer. Bayern bietet momentan kaum Angriffsfläche."
Das hat viele Gründe. Die Bayern haben eine enorme und stabile Qualität, die sie Woche für Woche auf den Platz bringen. Die Mannschaft eilt von Sieg zu Sieg, 14 sind es in den bisherigen 14 Pflichtspielen – ein historischer Startrekord.
"Ihr System ist sehr ausgewogen, gut balanciert, sie lassen wenig zu. Das hat viel mit der individuellen Qualität zu tun, aber auch mit ihrer kollektiven Struktur – wie sie gemeinsam verteidigen, wie sie als Mannschaft angreifen", lobte Herrlich.
Dazu kommt: "Jeder kennt seine Rolle, die Rotationen funktionieren, und egal, wer spielt, alle bringen Leistung. Und vorne hast du einen überragenden Mittelstürmer, der Spiele im Alleingang entscheiden kann. Das Gesamtpaket ist einfach stark."
FC Bayern: Kompany "wie früher Jupp Heynckes"
Ein ebenfalls entscheidender Faktor bei den Bayern ist auch Trainer Vincent Kompany, mit dem die Bayern zuletzt den Vertrag vorzeitig bis 2029 verlängert haben. Er hat die Stars im Griff, die berüchtigte Bayern-Kabine steht hinter dem Belgier. Ein nicht zu unterschätzendes Pfund, wenn man Trainer in München ist.
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"Kompany moderiert das sehr souverän, ohne ständig zu betonen, dass sein Matchplan perfekt war oder seine Taktik überragend funktioniert hat", sagte Herrlich, der sich an eine Trainer-Legende erinnert fühlt. "Er ist ruhig, bodenständig, fast ein bisschen alte Schule wie früher Jupp Heynckes. Diese unaufgeregte Art kommt bei den Spielern gut an, weil sie spüren: Hier steht die Mannschaft im Vordergrund, nicht der Trainer."
Das alles greift beim FC Bayern so gut geölt ineinander, dass Herrlich befürchtet, dass es an der Spitze der Bundesliga in dieser Saison "etwas eintönig" werden könnte. Bayer hat als Fünfter sieben Punkte Rückstand, RB Leipzig als Zweiter fünf Zähler.
Was Bayer aber noch in den Ring werfen kann am Samstag neben der jüngsten Erfolgsserie ist eine ziemlich beeindruckende: Saisonübergreifend ist man seit 37 Auswärtsspielen ungeschlagen. Die letzte Pleite auf fremdem Rasen setzte es am letzten Spieltag 2022/23 (!). Seitdem gelangen bei zwölf Unentschieden 25 Siege, zwei davon in München, bei 87:41 Toren.
"Aber wenn man ehrlich ist: Selbst wenn Leverkusen gewinnen sollte, glaube ich, dass Bayern über die gesamte Saison hinweg die größere Konstanz hat, souveräner ist", sagte Herrlich: "Ihr Kader, ihre Belastungssteuerung, ihre Fähigkeit, nach Rückschlägen sofort wieder zu funktionieren, das ist außergewöhnlich. Sie ziehen ihr Ding durch, egal, was passiert."
Bayer Leverkusen: Kampf um die CL-Plätze
Für Leverkusen wird es daher um die Champions-League-Plätze gehen. Bereits jetzt ist das Gedränge hinter den Bayern groß wie die Konkurrenz selbst um Leipzig, Borussia Dortmund, den VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt. "Bayer hat jetzt Stabilität bewiesen. Der Weg stimmt, für ganz oben, für den Titelkampf, wird es aber nicht reichen", sagt Herrlich.
Mit diesem Tipp dürfte er wohl ziemlich sicher richtig liegen.