Beim FC Bayern ist die Krisenstimmung nach der Pleite in Barcelona durch die Siegesserie danach verflogen. Trotzdem bleibt noch einiges an Arbeit. Eine Analyse.
Trotz Zu-Null-Serie: Bayern-Defensive nicht sattelfest
"Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Titel", zitierte Sportvorstand Max Eberl nach dem 1:0 über Paris eine altbekannte Sportweisheit.
Das ist richtig und Fortschritte in der Abwehrarbeit sind unverkennbar. Etwa das nicht ganz so riskante Pressing und die bessere Absicherung gegen Konter.
Allerdings gelang die Serie von sieben Zu-Null-Spielen eben auch gegen sehr tief stehende Gegner aus dem Bundesliga-Mittelmaß und die ebenfalls sehr abwartenden Champions-League-Gegner Benfica Lissabon und Paris St. Germain.
Gleichwohl kamen auch diese meist klar unterlegenen Rivalen zu guten Torchancen, weil sich die Münchner Defensive doch immer wieder Patzer und Unaufmerksamkeiten leistet.
Zwar stand die Innenverteidigung mit Dayot Upamecano und Minjae Kim zuletzt deutlich stabiler, dafür verlor Alphonso Davies gegen PSG zweimal völlig unnötig den Ball in der Vorwärtsbewegung.
Beide Male vergab Ousmane Dembele die Chance zur Führung beinahe stümperhaft, Warren Zaire-Emery schoss zudem freistehend am FCB-Tor vorbei. Topstürmer vergeben solche Gelegenheiten nicht, das haben ja Raphinha und Omar Marmoush den Bayern schon gezeigt.
Hinzu kommt, dass nach den Ausfällen von Aleksandar Pavlovic und Joao Palhinha in Joshua Kimmich und Leon Goretzka genau das Duo wieder im zentralen Mittelfeld erste Wahl ist, dass nach Ansicht von Thomas Tuchel und vieler Experten ungeachtet ihrer individuell zweifelsohne vorhandenen Qualitäten ein Hauptgrund für die wackelige Absicherung der Hintermannschaft war.
Den Beweis der neu gewonnenen Defensivstärke muss das Team gegen einen Gegner mit absolutem Spitzensturm also nach wie vor antreten.
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FC Bayern München fehlt der Killer-Instinkt ohne Harry Kane
Weil es ohne echten Mittelstürmer nicht geht, haben die Münchner vor der vergangenen Saison die einst undenkbare Transfersumme von 100 Millionen Euro für Harry Kane ausgegeben.
Seitdem zahlt der Engländer mit einer herausragenden Trefferquote zurück. Doch ungeachtet seiner glänzenden Statistiken tauchte Kane zuletzt häufiger ab als ihm und den Bayern lieb sein kann. Wird er mannorientiert verteidigt und knallhart verfolgt, kommt er kaum zu Chancen oder überhaupt ins Spiel.
Was auch an den fehlenden Vorlagen von den Flügeln liegt, wobei dem Team von Vincent Kompany ein anderes Problem noch viel größere Sorgen machen muss:
Die erfahrenen und hochbezahlten Außenstürmer Leroy Sane, Serge Gnabry, Kingsley Coman und Michael Olise spielen nicht nur unkonstant, sondern sie sind vor allem im Torabschluss viel zu selten zwingend.
Mit Ausnahme von Musiala, der sich hier wesentlich verbessert hat, fehlt sowohl ganz vorne als auch im Mittelfeld die Durchschlagskraft, was auch für den ursprünglich als Backup von Kane vorgesehenen Mathys Tel gilt.
Das wissen die meisten Gegner mittlerweile und versuchen daher mit zunehmendem Erfolg, Kane und Musiala aus dem Spiel zu nehmen.
So sorgten gegen PSG erst ein Torwartfehler und dann in Kim ein bisher meist ungefährlicher Abwehrspieler für den einzigen Treffer. Eine Kombination, auf die sich die Bayern auf Dauer nicht verlassen können.
FC Bayern München: Mehrere Flops! Verkäufe von Leihspielern werden forciert - Loan Army des FCB
Die "Loan Army" des FC Bayern Der FC Bayern München hat auch in der Saison 2024/25 wieder zahlreiche Spieler aus der Profi-, Amateur- und U19-Mannschaft verliehen. ran zeigt, wo der FCB die Spieler "geparkt" hat und wie die weitere Zukunft aussehen kann. (Stand: 03. Juni 2025/ Quelle: transfermarkt.de)
Bryan Zaragoza (CA Osasuna) Zaragoza konnte bei CA Osasuna in 27 Spielen sieben Scorer-Punkte sammeln. Er hätte sich einen neuen Angriff auf den Bayern-Kader vorstellen können. Doch Trainer Vincent Kompany ist offenbar nicht überzeugt. Der 23-Jährige ist demnach nicht einmal für die Klub-WM eingeplant. Die Bayern wollen Zaragoza am liebsten direkt verkaufen und nicht wieder verleihen. Er hat noch einen Vertrag bis 2029. Celta Vigo, Real Betis und Villareal können sich laut "Sky" einen Deal vorstellen. Es soll auch lose Anfragen aus Italien und England geben.
Frans Krätzig (RB Salzburg) Die Leihe von Frans Krätzig an den VfB Stuttgart wurde vorzeitig abgebrochen. Dadurch konnte der 21-Jährige in Heidenheim den nächsten Anlauf wagen und überzeugte vor allem in den Relegationsspielen gegen Elversberg. Zur neuen Saison verkaufen ihn die Bayern an RB Salzburg für 3,5 Millionen Euro fest.
Paul Wanner (1. FC Heidenheim) Rein von der Spielzeit war die Leihe nach Heidenheim ein Erfolg. Der 19-Jährige kam in 41 Spielen zum Einsatz, allerdings nicht immer über 90 Minuten. Dabei sammelte er zehn Scorer-Punkte und internationale Erfahrung in der Conference League. Dennoch hatte er starke Schwankungen in seiner Leistung. Er kehrt zunächst zum FC Bayern zurück. Ein weiteres Leihgeschäft scheint denkbar.
Gabriel Vidovic (1. FSV Mainz 05) Die Mainzer zahlten eine Leihgebühr über 500.000 Euro. Am Ende wurde die Leihe nach nur 25 Minuten in der Bundesliga in fünf Spielen im Winter abgebrochen. Der 21-Jährige darf dem Vernehmen nach die Bayern fix verlassen. Dinamo Zagreb soll am Kroaten dran sein. Dort kickte er bereits 2023/204 auf Leihbasis. Für Dinamo kam er damals in 40 Spielen zum Einsatz und traf neun Mal, bereitete drei Tore vor. Da sein Vertrag 2026 ausläuft, dürfte die Ablöse nicht all zu hoch ausfallen.
Lovro Zvonarek (SK Sturm Graz) Per Leihe schickte der FC Bayern Talent Lovro Zvonarek nach Österreich zu Sturm Graz. Der 19-Jährige kam in 22 Pflichtspielen zu drei Scorer-Punkten. Dabei sammelte er auch 135 Minuten in der Champions League. Jedoch sind das die Zahlen bis November letzten Jahres. Seitdem stand er kaum noch im Kader und spielte nur noch neun Minuten. Die Leihe floppte. Weitere Zukunft offen. FCB-Vertrag bis 2027.
Armindo Sieb (1. FSV Mainz 05) Mainz hat Sieb bis zum 30.06.2026 ausgeliehen. In der ersten Saison kommt der Stürmer auf 881 Spielminuten und sechs Scorer-Punkte. Das Leihgeschäft kostet die 05er laut "Bild" eine Million Euro. Sie haben nach Ablauf der Leihe demnach eine Kaufoption über fünf weitere Millionen. Als Absicherung haben die Münchner wiederum eine Rückkaufoption in unbekannter Höhe einbauen lassen.
Alexander Nübel (VfB Stuttgart) Der VfB Stuttgart und die Bayern dehnten die bereits seit 2023 laufende Leihe von Alexander Nübel bis 2026 aus. Durch die Verpflichtung von Jonas Urbig scheint ein fixer Verkauf in naher Zukunft möglich - auch wenn Nübels Vertrag noch bis 2029 beim FCB geht.
Mathys Tel (Tottenham Hotspur) Im Februar wechselte Mathys Tel auf Leihbasis zu Tottenham Hotspur. Damals überwiesen die Londoner rund zehn Millionen Euro Leihgebühr und sicherten sich eine Kaufoption für weitere 50 Millionen Euro. Laut "Sky" besteht ein Interesse seitens der "Spurs", Tel weiterhin zu halten. Doch nicht für diesen Preis. Zudem wollen sie die Leihe von Tel noch einmal verlängern. Damit die Bayern da mitspielen, soll die Leihgebühr hoch ausfallen und eine Kaufpflicht verankert werden. FCB-Sportvorstand Max Eberl soll jedoch einen direkten Verkauf anstreben.
Arijon Ibrahimovic (Lazio Rom) Das Leihgeschäft ging in die Hose. Als eines der vielversprechendsten Talente der Bundesliga zog es den gebürtigen Nürnberger zu Lazio Rom. Sieben Ligaminuten und zwölf Pokalminuten waren das höchste der Gefühle. Schnell also zurück nach München. Der Vertrag des 19-Jährigen läuft bis 2027.
Adam Aznou (Real Valladolid) Der 18 Jahre alte Außenverteidiger durfte in Spanien in 13 Partien Spielpraxis sammeln und kehrt nun zurück, um zum Klub-WM-Kader des FCB dazuzustoßen. "Adam Aznou hat bei Real Valladolid wertvolle Erfahrungen gesammelt und sich sehr gut weiterentwickelt", erklärte Bayerns Sportdirektor Christoph Freund und deutete an, ihm in München eine weitere Chance zu geben.
Hyun-ju Lee (Hannover 96) In der 2. Bundesliga konnte der Südkoreaner in 24 Spielen viele Einsatzminuten sammeln. Dabei steuerte er drei Tore und zwei Vorlagen bei. Er kehrt im Sommer zur Zweiten Mannschaft des FC Bayern erstmal zurück. Es sei denn die Hannoveraner ziehen im Juni noch die vereinbarte Kaufoption. Beim FCB steht er noch bis 2027 unter Vertrag.
Taichi Fukui (FC Arouca) Für den Japaner ging es nach dem letztjährigen Abstieg mit Portimonense in Portugal weiter. Der Mittelfeldspieler, der 13 Mal für Portimonense auflief, wurde an den Erstligisten FC Arouca verliehen und gehörte dort zunächst zur Stammelf, zuletzt wurde er aber nicht mehr ganz so häufig eingesetzt. Im Winter verkauften ihn die Münchner für 1,6 Millionen Euro an die Portugiesen.
Maurice Krattenmacher (SSV Ulm) Trotz des Abstiegs mit Ulm war Krattenmacher einer der besseren Spieler dort. In 33 Einsätzen verbuchte er drei Tore und acht Vorlagen. Der 19-Jährige kehrt zu den Bayern zurück und hat dort noch einen Kontrakt bis 2027. Zudem ist er Teil des Kaders für die anstehende FIFA-Klub-WM (live und kostenlos im Joyn-Livestream) und soll laut Freund näher ans Profiteam herangeführt werden.
Gibson Nana Adu (SpVgg Unterhaching) Wie Krattenmacher, verpflichtete der FCB auch Gibson Nana Adu von Unterhaching. Der 16 Jahre junge Stürmer blieb aber zunächst noch für eine Saison auf Leihbasis bei der SpVgg. Dort kam er auf 345 Spielminuten in der 1. Mannschaft. Er kehrt zunächst zurück.
Maximilian Hennig (SpVgg Unterhaching) In Unterhaching gab es in der Saison 2024/25 noch einen zweiten Bayern-Leihspieler: Maximilian Hennig. Der 18-Jährige sollte beim Drittligisten den Sprung in den Erwachsenenfußball bewältigen, nachdem er beim Rekordmeister bislang in der U19 und in der UEFA Youth League aktiv war. Der Vertrag des Linksverteidigers läuft noch bis 2027. In Haching gehörte er zum Stammpersonal. Auch er kommt erstmal zurück zum FCB.
Matteo Perez Vinlöf (Austria Wien) Der Schwede spielte nach der Vertragsverlängerung in München bis 2027 für ein Jahr auf Leihbasis für Austria Wien. War bei der Austria unangefochtener Stammspieler. Sein Papier ist beim FCB noch bis 2027 gültig. Die Bayern beorderten ihn erst einmal zurück.
Tom Ritzy Hülsmann (SKN St. Pölten) In der zweithöchsten Spielklasse Österreichs sammelte Torhüter Tom Ritzy Hülsmann regelmäßig Spielpraxis. Der 20-Jährige aus Trier brachte die Erfahrung von 29 Einsätzen in der Regionalliga Bayern mit zum SKN St. Pölten. In München läuft der Vertrag des 2,05-Meter-Hünen noch bis 2026. Fügte sich gut in Österreich ein und agiert als Nummer 1.
Nestory Irankunda (Grasshoppers Zürich) Der 19 Jahre alte Offensivspieler wurde im Winter an den Schweizer Erstligisten ausgeliehen und begeisterte dort prompt mit seinen Dribblings und seiner Geschwindigkeit. In insgesamt 21 Einsätzen gelangen ihm ein Tor und drei Assists. Nachdem er mit den Grasshoppers erst in der Relegation den Klassenerhalt schaffte, kehrt er vorerst zurück nach München.
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FC Bayern: Personalien sorgen für anhaltende Unruhe
So lange bei den Bayern nicht Klarheit über einen Großteil des künftigen Kaders besteht, werden Transferthemen weiter die öffentlichen und auch internen Diskussionen bestimmen.
Doch angesichts der zahlreichen offenen Fragen dürfte die dadurch verursachte Unruhe wohl noch Monate anhalten.
Schließlich halten sich gleich mehrere Leistungsträger alle Optionen offen, denn ein Wechsel ins Ausland könnte sich finanziell und sportlich lohnen.
Das gilt vor allem für Jamal Musiala (Vertrag bis 2026), der ohne vorzeitige Verlängerung nur noch im kommenden Sommer eine (vermutlich sehr hohe) Ablösesumme einbringen würde. Und generelles Interesse bestünde am Shootingstar wohl bei allen Topklubs.
Ähnlich sieht es bei Joshua Kimmich aus, zumal der DFB-Kapitän nach der Saison sogar ablösefrei gehen kann und somit bei einem Abgang zusätzlich ein millionenschweres Handgeld kassieren würde.
Doch neben Kimmich gehören auch die Außenstürmer Leroy Sane, Serge Gnabry und Kingsley Coman zu den Top-Verdienern - ohne regelmäßig überzeugen zu können oder gar Stammspieler zu sein - auch aufgrund ihrer vielen Verletzungen.
Entsprechend unklar ist die Zukunft des Trios, aber mindestens einer, besser zwei müssten von der Gehaltsliste, damit sich Bayern den Einkauf neuer Topstars wie Florian Wirtz überhaupt leisten kann.
Ähnlich sieht es beim ebenfalls sehr gut verdienenden Leon Goretzka aus, der daher wie Coman schon vor dieser Spielzeit gehen sollte. Doch auch bei anderen Profis wie Konrad Laimer, Eric Dier oder Mathys Tel ist eine Zukunft in München alles andere als sicher.
Hinzu kommt die Frage nach einem Karriereende von Manuel Neuer und Thomas Müller mit der Anschlussfrage, wer die beiden Routiniers dann ersetzen sollte.
Mehr als genug Arbeit also für Max Eberl – und für Vincent Kompany.