Nach dem 3:1-Sieg gegen Augsburg
FC Bayern: Diese drei Brennpunkte stören die Ruhe
- Aktualisiert: 28.08.2023
- 09:02 Uhr
- Stefan Kumberger
Der FC Bayern ist mit zwei Siegen in zwei Bundesliga-Spielen absolut in der Spur. Obendrein funktioniert auch Harry Kane sofort. Doch dem Wohlfühl-Klima beim Rekordmeister droht Unruhe von gleich drei Seiten.
Aus der Allianz Arena in München berichtet Stefan Kumberger
Es hätte aus Sicht des FC Bayern alles so schön sein können:
Ein ungefährdeter Sieg gegen den FC Augsburg wurde von Harry Kanes Doppelpack gekrönt.
Doch nach der Partie wird deutlich:
Es schwelen weiterhin drei Reizthemen unter der Oberfläche - und jedes einzelne hat das Potential, die bayerische Gemütlichkeit empfindlich zu stören.
Die größten Gefahren für den sportlichen Erfolg lauern im Verein selbst.
Das Wichtigste in Kürze
Brennpunkt 1: Die Sechser-Diskussion
Schon vor der Partie konnte Trainer Thomas Tuchel einfach nicht widerstehen. Bei "DAZN" forderte er erneut Verstärkung in der Mittelfeld-Zentrale des FC Bayern - zumindest ein bisschen. Stichwort: "Holding Six".
In einer Situation, in der andere Trainer glücklich wären, mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Konrad Laimer drei Top-Leute zu Verfügung zu haben, bleibt der Bayern-Trainer stur. Ihm ist das Personal zu wenig. Und so richtig passend ist es ebenfalls nicht.
"Es ist so, dass alle drei eher Achter als Sechser sind, deshalb spielen wir auch mit einer Doppelsechs", sagte Tuchel und vergaß in seinem Lamento den eigentlich auch hochtalentierten Ryan Gravenberch.
Auch wenn die Zeit vor dem Transferschluss am 30. August knapp wird, scheint der 49-Jährige die Klubführung weiter zu einer weiteren Neuverpflichtung zwingen zu wollen – auch wenn er selbst diesen Eindruck vehement bestreitet: "Ich habe das nicht betont, ich wurde fünfmal gefragt. Ihr dürft nicht immer Streit und Konflikte sehen", sagte Tuchel auf der Pressekonferenz zu den anwesenden Journalisten. Er habe keine Forderung gestellt. Einen Kommentar verkniffen hat er sich aber auch nicht.
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Tuchel wütet über Sechser-Frage
Ob Wilfred Ndidi von Leicester City, den der "kicker" ins Spiel brachte, wirklich der entscheidende Transfer sein kann, darf derweil bezweifelt werden. Auch Scott McTominay, dessen Name am Abend kursierte, klingt nicht wie eine 1a-Lösung.
Fakt ist: Der Markt ist geradezu leergefegt – gerade und vor allem im Segment der "Holding Six", die sich Tuchel so sehr wünscht.
Dass die Diskussion immer noch schwelt, kommt derweil beim bestehenden Personal nicht gerade gut an.
"Man bekommt natürlich immer mal wieder was von Freunden zugeschickt, die der Meinung sind, dass man das unbedingt lesen muss. Ich kann auch darauf verzichten, dass zu lesen und möchte mich nicht an der Diskussion beteiligen", sagte Goretzka sichtlich genervt nach der Partie bei "DAZN" und fügte an: "Der Trainer hat ziemlich klar gesagt, dass er sich noch was wünscht. Der Verein muss jetzt entscheiden, ob das okay ist. Da sind wir Spieler außen vor."
Brennpunkt 2: Benjamin Pavard
Der Franzose fehlte gegen den FC Augsburg aufgrund von Rückenproblemen.
Dass das für viele Beobachter ein wenig nach Ausrede riecht, ist nach den letzten Tagen und Wochen nicht verwunderlich. Pavard gibt seit einiger Zeit den Miesepeter, alles steuert auf einen Showdown Ende der Woche zu. Darf er gehen oder muss er bleiben?
Die Verantwortlichen des FC Bayern suchen ran-Informationen zufolge tatsächlich ernsthaft nach einem Ersatz für den Verteidiger, der seinen Wechselwunsch mittlerweile mehrmals hinterlegt hat, doch auch hier gilt: Der Markt bietet keine bezahlbaren Alternativen.
"Die Thematik hat sich nicht geändert. Benji ist unser Spieler. Der Wunsch ist hinterlegt, das ist sein persönlicher Wunsch. Aber der FC Bayern geht vor. Die Mannschaft geht vor", sagte Tuchel dazu nach dem Spiel und klang so, als würde er Pavard tatsächlich zu einem Verbleib in München zwingen wollen.
Reizthema Pavard: Müller mahnt zur Ruhe
Doch stellt sich die Frage, ob das in den kommenden Monaten praktikabel ist. Im Extremfall würde der Franzose mindestens bis zum Winter auf der Tribüne versauern – sowohl für ihn als auch für den FC Bayern ein teures Horrorszenario, denn mit geschätzten 10 Millionen Euro Jahresgehalt ist Pavard im Kader des Rekordmeisters finanziell kein kleiner Fisch.
Obendrein können sich die Bayern nach dem Harry-Kane-Deal eigentlich keinen ablösefreien Abgang Pavards im Sommer 2024 leisten.
Trotzdem sieht Thomas Müller die Causa erstaunlich locker: "Manche Spieler müssen Entscheidungen treffen und Entscheidungen akzeptieren. Diese Dinge, dass es manchmal für den ein anderen unruhiger wird, sind ganz normal. Da muss man als Team und Klub gelassen bleiben", sagte Müller auf ran-Nachfrage.
Brennpunkt 3: Die Führungsspieler-Debatte
Zu viele Möchtegern-Häuptlinge, die eigentlich gar keine sind – so der Kernvorwurf von Karl-Heinz Rummenigge Anfang der Woche. Dass der Aufsichtsrat gerade jetzt quasi "von oben" eine solche Diskussion entfacht, hat nicht nur rund um den FC Bayern für Aufsehen gesorgt, sondern dürfte auch in der Kabine bei den Angesprochenen für Gesprächsstoff gesorgt haben.
Vor den Mikrofonen der Journalisten gab sich Joshua Kimmich, der sich durchaus angesprochen fühlen dürfte, aber fast ahnungslos. "Ich höre das tatsächlich zum ersten Mal", sagte der 28-Jährige und versprach im nächsten Satz umgehend, dafür sorgen zu wollen, dass es bald mehr echte Häuptlinge beim FC Bayern gebe.
Erstes Bundesliga-Heimspiel der Saison gegen Augsburg: Noten der Bayern-Stars
Seine Sprengkraft entwickelt die Diskussion derzeit nicht auf dem Platz, da die Ergebnisse stimmen. So stellte Thomas Müller auf ran-Nachfrage den Merksatz auf: "Wenn's klappt, ist es ruhig".
Doch umgekehrt gilt dann eben auch: Wenn's nicht klappt, wird es unruhig.
So spielen die Bayern-Häuptlinge um Kimmich, Müller & Co. also in jedem Spiel nicht nur um den Sieg, sondern auch darum, die Führungsdebatte klein zu halten. Extra-Druck für die Stars.
Auf die Frage von ran, ob es nicht erstaunlich sei, dass die Diskussion vom Führungszirkel des Klubs und nicht etwa von den Medien losgetreten worden sei, ließ Müller dann doch tief blicken, wie er für sich selbst Rummenigges Worte einordnet: "So böse seid ihr [die Medien – Anm. d. Red] gar nicht. Natürlich legt ihr es euch so aus, wie ihr es braucht, aber das machen wir ja auch…"