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Exklusives Interview über den FC Bayern München

FC Bayern München - Markus Babbel kritisiert Bosse für Müller-Abschied: "Unfassbar schlecht"

  • Aktualisiert: 15.05.2025
  • 13:56 Uhr
  • Martin Volkmar

Im Interview mit ran spricht Ex-Nationalspieler Markus Babbel über die Saison des FC Bayern, die Fehler der Bosse, die Zukunft von Leroy Sane und die potenziellen Neuzugänge Flo Wirtz und Jonathan Tah.

Von Martin Volkmar

Markus Babbel weiß, wie sich ein Titel mit dem FC Bayern anfühlt, denn er selber wurde dreimal deutscher Meister mit seinem Heimatverein.

Entsprechend positiv bewertet der frühere Nationalspieler den Titelgewinn und vor allem die Arbeit von Vincent Kompany – gerade im Vergleich zu seinen Vorgängern.

Kritik übt er hingegen an der Ibiza-Reise der Spieler vor dem für den nächsten Gegner Hoffenheim so wichtigen letzten Spiel.

Zudem erklärt der ran-Experte, warum er von einem Wechsel zweier Leverkusener zum FCB ausgeht und warum er dennoch auch ohne Xabi Alonso keine Sorgen um die Zukunft von Bayer hat.

ran: Herr Babbel, die Experten sind sehr unterschiedlicher Meinung, wie man die Saison des FC Bayern bewerten soll. Welche Note geben Sie?

Markus Babbel: Für mich ist eine 2, weil Vincent Kompany es geschafft hat, den Verein wieder zu beruhigen. Es war dort vorher sehr hektisch, sehr viele Dinge sind dort abgelaufen, die untypisch für Bayern München waren. Die letzten zwei Jahre unter Nagelsmann und Tuchel waren katastrophal, da haben sie ein schlechtes Bild abgegeben. Jetzt sind sie immer noch nicht wieder bei 100 Prozent, aber auf einem guten Weg.

ran: Die Bewertung der Kommunikation des Abschieds von Thomas Müller dürfte aber nicht ganz so positiv ausfallen, oder?

Babbel: Ja, das kann der FC Bayern irgendwie nicht. Ich weiß auch nicht, was so schwer ist, solche Ikonen des Klubs wie Müller würdig zu verabschieden. Da sind die Bayern-Bosse einfach unfassbar schlecht. Offenbar hat sich keiner getraut, dem Thomas das mitzuteilen, dass es sportlich vorbei ist. Aber das war schon lange vor ihm so, schon zu Franz Beckenbauers Zeiten. Immerhin hat Thomas Müller am Samstag seinen gebührenden Abschluss bekommen.

ran: In der Rückrunde hat Müller kaum noch gespielt – wird er den Bayern mehr neben als auf dem Platz fehlen?

Babbel: Ich denke ja. Aber er ist immer noch auf einem Level, wo man ihm als Fan gerne zuschaut. Deshalb kann man darüber diskutieren, ob er noch ein Jahr hätte machen können. Aber die Entscheidung ist gefallen und die muss man respektieren, auch ein Thomas Müller. Wie sensationell er dann damit umgegangen ist, zeigt ja auch seinen Charakter. Schließlich hätte er ja auch ganz anders auf die Ausbootung reagieren können. Da sieht man einfach, dass es ein unfassbar großer Sportsmann ist und zu 100 Prozent die Bayern-DNA verkörpert. Und trotzdem wird es auch ohne ihn weitergehen.

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ran: Jetzt hat Thomas Müller eine Truppe von 13 Spielern angeführt, die die Meisterschaft zwei Tage auf Ibiza gefeiert haben. Die Kritik daran ist groß, weil die Liga noch läuft und dem Team der Trip deshalb vor einer Woche noch untersagt worden war.

Babbel: Da schließe ich mich an. Erst sagst du Hüh, dann Hott – dabei sehe ich nichts, was sich geändert hat. Bei einem Gegner wie Werder Bremen, für den es um nichts mehr geht, hätte ich es noch nachvollziehen können. Aber Hoffenheim kämpft noch um den Klassenerhalt. Der Fan, der da ein Ticket gekauft hat, der erwartet eine Top-Leistung von den Spielern. Das kann man von Profis auch erwarten, deshalb verdienen sie sehr viel mehr als der Kreisliga-A-Kicker, der als Meister nach Mallorca fliegt und sich dort die Hucke zusäuft. Da hat sich Bayern nicht mit Ruhm bekleckert.

ran: Lothar Matthäus hat gesagt, dass Max Eberl da nicht zum ersten Mal keinen guten Eindruck hinterlässt. Wie sehen Sie es?

Babbel: Für mich ist das jetzt das erste Mal, wo ich Max nicht verstehe. Wegen dieser Ibiza-Reise steht er völlig zurecht in der Kritik. Aber bei Thomas Müller konnte ich seine Erklärungen nachvollziehen, das kreide ich ihm nicht an. Genauso wenig wie jetzt bei Leroy Sane – er kann ja nicht ahnen, dass der kurzfristig seinen Berater wechselt. Er hat ja nur gesagt, dass er guter Dinge ist, dass es zu einer Verlängerung kommt.

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ran: Apropos Sane: Eigentlich war man sich schon einig über eine Verlängerung zu reduzierten Bezügen. Muss Bayern da jetzt hart bleiben, wenn sein neuer Berater Pini Zahavi das Paket nochmal aufschnüren will?

Babbel: Ja, ganz klar. So wie es sich für mich angehört hat, waren beide Seiten relativ klar. Und wenn dann einer kommt und das nochmal neu diskutieren will, musst du als FC Bayern jetzt auch sagen: Bis hierhin und keinen Zentimeter weiter. Meine Meinung zu Sane war eh, nicht zu verlängern. Jetzt hat er die Verantwortlichen aufgrund der Leistung in den letzten ein, zwei Monaten zum Umdenken gebracht. Aber deshalb würde ich ihm keinen Cent mehr geben. Take it or leave it.

ran: Die Bayern könnten das eingesparte Geld gut gebrauchen, um den Transfer von Wunschspieler Florian Wirtz zu realisieren. Glauben Sie an einen Wechsel in diesem Sommer?

Babbel: Ich glaube, wenn Bayern sich so offensiv äußert, dann wollen sie ihn unbedingt und dann gehen sie auch "All in". Und jetzt geht das taktische Geplänkel los über die Höhe der Ablöse. Wenn Leverkusen zu viel verlangt, dann kann man Flo Wirtz halt deutlich günstiger im nächsten Jahr holen. Ich gehe daher schwer davon aus, dass das in diesem Sommer klappen wird, weil Bayer nicht auf 130 oder 140 Millionen Euro verzichten kann. Und genauso wird es mit Tah passieren.

ran: Dass Bayern ihn verpflichtet?

Babbel: Ja, die werden den holen. Weil sie erkannt haben, dass sie auch in der Defensive etwas tun müssen. Und für Bayern wäre das auf alle Fälle der richtige Schritt. Die Frage ist nur, ob es für Tah der richtige Schritt ist. Oder ob in seinem Alter nicht ein Wechsel ins Ausland mehr Sinn machen würde. Aber das kann nur Tah selbst beantworten.

ran: Nochmal zurück zu Flo Wirtz: Müsste Bayern für ihn dann sein taktisches System umstellen?

Babbel: Diese ganze Diskussion verstehe ich überhaupt nicht. Ich sehe das nicht als Problem an, weil Wirtz in der Regel immer von links kommt. Ich wüsste also keinen Grund, warum das nicht funktionieren sollte oder warum Vincent Kompany das System ändern müsste. Wirtz soll wie in Leverkusen linksaußen spielen, Musiala zentral und Olise rechtsaußen – die sind alle so intelligent, dass sie während des Spiels auch ihre Positionen wechseln können. Das sind drei herausragend gute Fußballer. Warum soll das nicht funktionieren? Aber das wird nicht entscheidend für den Erfolg sein.

ran: Sondern?

Babbel: Mit dieser Offensive gewinnst du ein paar mehr Spiele. Aber du musst auch eine Absicherung dafür haben. Da hat Jo Kimmich zuletzt nicht mehr richtig seine Position im defensiven Mittelfeld gehalten, auch deshalb ist Bayern hinten raus die Luft ausgegangen. Wenn Kimmich aber seine Position gehalten hat, war der FC Bayern bockstark. Da müssen sie wieder zu einem kompakten Umschaltspiel kommen. Sonst schaut die Verteidigung natürlich schlecht aus. Ganz unabhängig davon, dass Upamecano und vor allem Kim auch viele Fehler gemacht haben.

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ran: Noch einmal zurück zu Leverkusen. Neben den drohenden Abgängen einiger Schlüsselspieler steht auch der Abschied von Erfolgscoach Xabi Alonso fest. Wie schwer wird es nun für Bayer, weiter oben dranzubleiben?

Babbel: Was Xabi Alonso in Leverkusen geleistet hat, ist phänomenal. Aber ich glaube, dass ihnen der Abgang von Wirtz mehr weh tun wird. Sie werden wieder einen Top-Trainer finden und die Mannschaft ist nach wie vor sehr, sehr gut besetzt. Ich könnte mir eine ähnliche Entwicklung wie bei Liverpool nach Jürgen Klopp vorstellen. Dass die Spieler auch ganz froh sind, wenn sie mal eine andere Ansprache hören und durch neue Impulse wieder mehr von ihrem Können abrufen werden als zuletzt.

ran: Wäre Cesc Fabregas der passende Nachfolger?

Babbel: Das kann ich ehrlicherweise nicht wirklich beurteilen, weil ich kaum Spiele von Como verfolgt habe. Aber er hat mit dem Team als Aufsteiger wirklich eine tolle Saison in der Serie A hingelegt. Und das mit Spielern, die teilweise vorher in Deutschland in der zweiten Liga gespielt haben. Also irgendwas muss er ja können. Und es würde ein Stück weit zu Leverkusen passen, weil Fernando Caro offenbar bei spanischen Weltmeistern auf den Geschmack gekommen ist. Von daher würde es mich nicht wundern, wenn es so kommt.

ran: Abschließend zu Ihrem Ex-Klub Hoffenheim. Wie groß sind aus Ihrer Sicht die Chancen, dass man im letzten Spiel gegen Bayern noch auf den Relegationsrang abrutscht?

Babbel: Ich verweise gerne auf meine Prognose vor der Saison, wo ich Hoffenheim auf Platz 16 gesetzt habe. Weil der Verein im vorigen Sommer völlig implodiert ist. Da würde ein Abstieg eigentlich ins Bild passen, weil sie gefühlt jetzt fünf Matchbälle nicht verwerten konnten. Nichtsdestotrotz drücke ich ihnen die Daumen, weil ich hier lebe und das schon ein brutaler Schaden für die Region wäre. Andererseits sympathisiert man natürlich auch mit Heidenheim, weil die aus so wenig so viel machen, das ist grandios. Also das wird nochmal eng werden. Und gerade deswegen ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum der FC Bayern der Mannschaft jetzt diese zweieinhalb Tage frei gegeben hat. Denn es geht noch um sehr viel.

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