Mathys Tel: Der Musterschüler des FC Bayern München
Veröffentlicht: 21.09.2023
18:22 Uhr
Daniel Kugler
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Mathys Tel überragt derzeit bei seinen Kurzeinsätzen für den FC Bayern. Dennoch stellt der Youngster keine Forderungen auf mehr Einsatzzeiten oder gar einen Stammplatz.
87. Minute gegen Manchester United in der Champions League. Mathys Tel wird für den erneut bärenstarken Leroy Sane eingewechselt. Wenige Minuten später erzielt der 18-Jährige das vorentscheidende vierte Tor für den FC Bayern München beim 4:3, als die bayerische Defensive gegen Spielende mal wieder bedenklich wackelt.
Die Effizienz des Shootingstars bei seinen Kurzeinsätzen in den vergangenen Wochen ist auch seinem Trainer nicht entgangen.
"Er macht es herausragend gut. Im Moment macht er den Unterschied von der Bank. Aber jetzt kommen alle drei Tage Spiele, es ist eine Frage der Zeit, wann er beginnt", betonte Thomas Tuchel nach der Partie bei "DAZN". Tel sei "in der Herausforderer-Rolle. Da gehört dazu, dass man aus wenigen Minuten viel machen muss. Und das tut er."
In der Bundesliga hat der junge Franzose in vier Spielen bereits zwei Tore und einen Assist vorzuweisen - in gerade einmal 54 Einsatzminuten.
Nach den überzeugenden Leistungen ist bei Tel von einem Höhenflug, der in Aufbegehren, Allüren oder dem Einfordern eines Stammplatzes münden könnte, jedoch nichts zu spüren.
Tel akzeptiert Jokerrolle und stellt keine Ansprüche
"Meine Aufgabe ist es, der Mannschaft jedes Mal etwas zu geben, wenn ich reinkomme. Ich bin sehr glücklich, dass ich heute ein Tor erzielt habe", sagte Tel nach der Partie gegenüber "beINSports".
Bayerns Edeljoker freut sich über seinen persönlichen Erfolg, wahrt aber den Fokus: "Das gibt mir Selbstvertrauen, um der Mannschaft und auch den Fans - denn wir spielen für die Fans - zu beweisen, dass sie auf mich zählen können. Der heutige Sieg war sehr wichtig."
Tel stammt aus Sarcelles, einem Vorort im Norden von Paris. Im Sommer 2020 wechselte er in die U19 von Stade Rennes. Ein Jahr später erfolgte bereits der Sprung zu den Profis, wo er zu sieben Kurzeinsätzen für Rennes in der Ligue 1 kam. 2022 schlugen dann die Münchner für kolportierte 20 Millionen Euro zu.
Nachdem der flexibel einsetzbare Offensivspieler in der Vorsaison nur vereinzelt zum Einsatz kam, wurde nach dem Königstransfer von Harry Kane bereits spekuliert, dass Tel das Weite suchen und durch eine Leihe Spielpraxis sammeln könnte.
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Tel entschied sich jedoch dagegen und für den Konkurrenzkampf, da es für ihn "unmöglich" gewesen sei, die Bayern zu verlassen, "ohne das erreicht zu haben, was ich wollte", betonte der Spieler vor wenigen Tagen gegenüber der französischen Zeitung "L'Equipe".
"Im Fußball heißt es: Entweder du passt dich an, oder du stirbst. Ich mir selbst gesagt: 'Wenn du hier bist, dann weil du Qualitäten hast. Du musst selbstbewusst sein.'" Auf lange Sicht will sich Tel bei den Münchnern aber durchsetzen und die Nummer eins im Sturm werden: "Auch wenn das bedeutet, dass ich bluten, leiden, spucken und weinen muss. Das ist ein Traum für mich."
Bis dahin wolle die neueste Münchner Attraktion aber nichts überstürzen und das Maximum aus seinen Chancen herausholen.
Tel saugt Ratschläge von Mitspielern wie ein Schwamm auf
Durch seine starken Leistungen zum Saisonstart und seinen ungebrochenen Willen, sich gegen die starke Konkurrenz bei den Münchnern durchzusetzen, hat Tel in kurzer Zeit auch bei seinen Mitspielern deutlich an Ansehen gewonnen.
"Die Blicke haben sich verändert. Meine Mannschaftskameraden kommen oft zu mir, sie geben mir Ratschläge. Wir haben eine Beziehung entwickelt, in der ich ihr Vertrauen spüre", betonte der Shootingstar in der "L'Equipe".
Besonders durch die Zusammenarbeit mit Stürmer Kane könne Tel noch viel lernen. "Er hat gerade mit mir gesprochen und mir Tipps gegeben, wie ich den Ball in der Luft annehmen kann", verriet der Youngster nach seinem wichtigen Treffer zum zwischenzeitlichen 4:2 gegen ManUnited gegenüber "beINSports".
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Beim Sprechen über den neuen Superstar im Team kam der Youngster gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus: "Er ist immer für mich da und sagt mir jedes Mal, wenn es etwas in meinem Spiel zu korrigieren gibt, denn er ist ein großartiger Stürmer."
Es sei ein Vergnügen, an Kanes Seite zu spielen und "ich bin froh über seine Unterstützung". Aber nicht nur der Engländer ist eine große Hilfe bei Tels Weiterentwicklung, auch Mittelfeldspieler Joshua Kimmich ist durch seine ganz eigene Art für den jungen Franzosen ein wichtiger Einflussfaktor geworden.
"Wenn ich im Training einen Fehlpass spiele, schreit er mich an, als ob ich etwas Verrücktes gemacht hätte. Und gleich danach kommt er zu mir und sagt: 'Du weißt ganz genau, es ist zu deinem Besten, dass ich das mache, ich will, dass du ein Spitzenspieler wirst'", so Tel weiter gegenüber der "L'Equipe".
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Tel ist Bayerns neues Paradebeispiel für einen Nachwuchsspieler
Dass Talent nicht alles ist und Arbeitseifer, Demut und Beharrlichkeit das A und O sind, um sich als Profi bei einem Top-Klub zu behaupten, stellt Tel derzeit eindrucksvoll unter Beweis.
Der Shootingstar überragt die umjubelten Nachwuchs-Juwele der Münchner der vergangenen Jahre in vielerlei Hinsicht bereits um Längen und dürfte beim deutschen Rekordmeister mittlerweile bereits als Idealbeispiel für die erhofften charakterlichen Eigenschaften an einen Jungprofi dienen.
Denn bei Leibe nicht jedes Super-Talent kann den Vorschusslorbeeren gerecht werden und den prognostizierten Durchbruch bei den Bayern auch schaffen.
Mathys Tel - das krasse Gegenbeispiel zu Michael Cuisance
Denkt man an eine kostspielige Münchner Fehleinschätzung der jüngeren Vergangenheit, fällt unweigerlich der Name Michael Cuisance.
Tels Landsmann kam 2019 von Borussia Mönchengladbach. Obwohl bereits bei der Borussia Zweifel an der Einstellung des Mittelfeldspielers aufgekommen waren, ließen sich die Münchner die Chance nicht entgehen und zahlten eine Ablöse von beachtlichen acht Millionen Euro.
Ein Fehlinvestition mit Ansage, wie sich innerhalb kürzester Zeit herausstellen sollte. Auf dem Platz konnte Cuisance sein Potenzial nie wirklich unter Beweis stellen, lieferte zumeist enttäuschende Auftritte ab und fand sich vordergründig auf der Bank wieder. Dies hielt den Spieler jedoch nicht davon ab, in französischen Medien mehrfach seinem Unmut über mangelnde Einsatzzeiten Ausdruck zu verleihen.
Den vollmundigen Forderungen sollten aber keine überzeugenden Leistungen folgen. So kam es, wie es kommen musste. Nach einer eineinhalbjährigen Leihe zu Olympique Marseille folgte im Januar 2022 der endgültige Abschied aus München. Bayern machte mit der Entschädigung von nur noch 2,3 Millionen Euro einen satten Verlust.
Nach Stationen beim FC Venezia und Sampdoria Genua kickt der 24-Jährige seit diesem Sommer wieder in Deutschland, beim Zweitligisten VfL Osnabrück. Der x-te Versuch von Cuisance innerhalb weniger Jahre, seine Worte auch in Taten umzusetzen und doch noch den Durchbruch zu schaffen.
Ganz anders als Bayerns neuester französischer Hoffnungsträger Mathys Tel, der seine Bedeutung für den Teamerfolg der Münchner Woche für Woche eindrucksvoll unter Beweis stellen kann.