FC Bayern München: Max Eberl mit einer Mission! Zahlt der FCB zu hohe Gehälter?
Veröffentlicht: 05.04.2024
17:44 Uhr
Justin Kraft
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Der FC Bayern München will zur neuen Saison wieder angreifen. Teil des Plans soll sein, die Gehaltsstruktur gesünder zu gestalten. Was die Frage aufwirft: Zahlt der FCB zu hohe Gehälter?
Max Eberl muss seit seiner Ankunft beim FC Bayern München gleich auf mehreren Baustellen arbeiten. Neben der Trainersuche, die nach eigener Aussage Priorität habe, gilt es auch, den Kader für die kommende Saison zu planen.
Zwar ist in der Champions League noch alles möglich, doch zumindest im Umfeld des Rekordmeisters fehlt der Glaube, dass in der aktuellen Konstellation noch ein Titel möglich ist. In der Bundesliga läuft man Bayer Leverkusen seit vielen Wochen hinterher. 13 Punkte beträgt der Abstand bereits.
Also geht der Blick nach vorn. Der "kicker" schrieb in seiner Donnerstagsausgabe, dass die Vorbereitungen auf die Attacke in der kommenden Saison bereits auf Hochtouren laufen. Es sei mit hohen Investitionen zu rechnen. Gleichermaßen werde der Aufsichtsrat jedoch genau darauf achten, dass das Geld nicht unvernünftig ausgegeben werde.
Das Fachmagazin berichtet von einer "Korrektur der wirtschaftlichen Handlungen von damals" und will angeblich erfahren haben, dass man beim FC Bayern nicht mehr "17 Millionen Euro jährlich gefühlt zwischen Tür und Angel" absegnen werde.
Max Eberl und Christoph Freund hätten sich laut Bericht der klaren Mission verschrieben, die Gehaltsstruktur des Kaders zu verändern und mit aller Macht zu senken. Die Top-10 des Kaders würden addiert mit 190 Millionen Euro pro Jahr zu viel Budget binden. Doch was ist dran an der Behauptung?
Michael Reschke: Entscheidungen beim FC Bayern "ausgewogen und seriös"
"Um korrekt zu beurteilen, ob man zu viel bezahlt hat, müsste man jede Entscheidung in dem Moment, in dem sie getroffen und umgesetzt worden ist, im Detail prüfen", meint Michael Reschke im Gespräch mit ran: "Mein Kenntnisstand ist, dass Vertragsverlängerungen bei Bayern München definitiv nicht zwischen Tür und Angel stattgefunden haben, sondern dass da immer mehrere Personen aus dem Finanz- und Sportbereich involviert sind und am Ende des Tages auch der Aufsichtsrat hohe Investitionen mit absegnet."
Deshalb sei er auch davon überzeugt, "dass all diese Entscheidungen, in dem Moment, wo sie getroffen worden sind, ausgewogen und seriös umgesetzt wurden". Ohnehin sei es zu einfach, die Vertragsverlängerungen ausschließlich aus der heutigen Perspektive zu betrachten.
"Man muss die komplexen Situationen beurteilen können, unter denen diese Verträge zustande gekommen sind", erklärt der ehemalige technische Direktor des Rekordmeisters: "Wann wurden die Verträge abgeschlossen – vor oder nach Corona? Wie lange war die Restvertragslaufzeit? Was hätten vergleichbare Alternativen inklusive Ablöse über fünf Jahre gekostet?"
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Bei Vertragsverlängerungen spiele es eine Rolle, dass man als Klub wisse, "was man von dem Spieler erwarten kann", während ein Neuzugang mit Gehaltskosten und Ablösesumme ein Risiko darstelle, "wo du nicht weißt, ob er genauso gut ist und ob er in den Kader reinpasst".
So könne ein Spieler, der nach einer Verlängerung in vier Jahren 80 Millionen Euro Gehalt kostet, günstiger für einen Klub sein als ein Neuzugang, der 50 Millionen Euro im selben Zeitraum verdient, aber zusätzlich 50 Millionen Euro Ablösesumme kostet.
Europas Top-10: "Extrem hohe Spielergehälter"
Dennoch weiß auch Reschke: "Bei den Top-10 und sogar darüber hinaus ist es im Spitzenbereich so, dass extrem hohe Spielergehälter bezahlt werden." Um aber im Quervergleich beurteilen zu können, "was zu viel ist, reicht eine plakative Darstellung nicht aus. Man müsste die Gehaltszahlen aller Topklubs kennen und die Leistungen der Spieler in ein objektives Verhältnis setzen". Und das sei extrem schwierig.
Die Plattform "Capology" verfügt über eine Datenbank, die die vermeintlichen Brutto-Gehälter der Spieler auflistet. Die Zahlen stammen nach eigenen Angaben entweder von Insidern aus ihrem Netzwerk oder aus der medialen Berichterstattung. In Einzelfällen wird auch ein Algorithmus angewandt, der die Gehälter schätzt.
Das allein zeigt die Problematik bei der Bewertung von Gehältern, die im Internet kursieren. Solange die Klubs nicht selbst darüber Auskunft geben, wie viel die Spieler verdienen, ist nur eine Annäherung möglich. Auch weil medial kursierende Zahlen nicht selten einem persönlichen Interesse derer unterliegen, die sie verbreiten. Trotzdem sind sie die bestmögliche Quelle, die es für Außenstehende derzeit gibt.
Laut "Capology" verdienen die zehn bestbezahlten Profis des FC Bayern zusammen 187,87 Millionen Euro, was in etwa dem entspricht, was der "kicker" berichtet.
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Zu viele Top-Verdiener beim FC Bayern?
Unter den Top-Klubs, die regelmäßig um den Champions-League-Sieg spielen, wäre das, angenommen die Zahlen entsprechen mindestens annähernd der Realität, tatsächlich ein sehr hoher Wert.
Der einzige internationale Konkurrent, mit dem sich die Gehaltsstruktur des FC Bayern anhand dieser Zahlen vergleichen ließe, wäre Real Madrid. Die Königlichen zahlen laut "Capology" fünf Spielern 20 Millionen Euro pro Jahr oder mehr: Jude Bellingham, Vinicius Junior, Luka Modric, David Alaba und Toni Kroos.
Der Sprung in die nächste Kategorie ist dann jedoch recht groß. Federico Valverde steht mit angeblich 16,67 Millionen Euro pro Jahr auf dem sechsten Rang. Insgesamt soll Real 181,67 Millionen Euro pro Saison für die besten zehn Spieler ausgeben.
FC Bayern München - 28 Spieler verliehen: Die historische "Loan Army" des FCB
Die Bayern sollen Harry Kane, Manuel Neuer, Thomas Müller und Leroy Sane wohl jeweils 20 Millionen Euro oder mehr pro Jahr zahlen. Es folgen allerdings mit Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Leon Goretzka und Kingsley Coman vier weitere Profis, die angeblich jeweils zwischen 17 und 19,5 Millionen Euro verdienen.
Das wären acht Spieler, die sich im internationalen Vergleich im Topsegment befinden. Zum weiteren Vergleich: Manchester City (160 Millionen Euro) oder auch der FC Barcelona (159,64 Millionen Euro) sollen pro Saison trotz einiger Topverdiener jenseits der 20-Millionen-Euro-Marke deutlich weniger für die Top-10 ihres Kaders ausgeben.
Selbst Paris Saint-Germain hat demnach abgesehen von Kylian Mbappe (72 Millionen Euro Jahresgehalt) eine recht überschaubare Gehaltsstruktur. So sollen die Top-10 hinter dem Superstar gemeinsam 146,72 Millionen Euro Jahresbudget binden. Mit Mbappe steht die Top-10 laut dem Portal bei 209,63 Millionen Euro.
Muss der FC Bayern seine Hierarchie umstrukturieren?
Nicht eingerechnet sind bei all den Zahlenspielereien allerdings bestimmte Klauseln, Boni, Handgelder und andere wichtige Aspekte wie Beraterprovisionen. Verträge sind mitunter derart komplex, dass ein bloßer Blick auf diese Liste nicht ausreicht, um abschließend bewerten zu können, wie gut eine Gehaltsstruktur ist.
"Dass sich dann die eine oder andere Verpflichtung oder Vertragsverlängerung als zu teuer erwiesen hat, liegt in der Natur der Sache", findet Reschke in Bezug auf den FC Bayern: "Weil du nie hundertprozentig in deinen Einschätzungen richtig liegen kannst. Genauso wie es auch Verpflichtungen und Vertragsverlängerungen gibt, in denen du das im Sinne des Klubs zu extrem günstigen wirtschaftlichen Voraussetzungen abgeschlossen hast."
Unabhängig vom exakten Gehalt der Spieler werden sich Max Eberl und Christoph Freund dennoch die Frage stellen müssen, ob die Top-Verdiener auch die Top-Spieler der Zukunft sein können.