RB Leipzig und der Mega-Umbruch: Droht der Absturz?
Veröffentlicht: 12.08.2023
09:06 Uhr
Andreas Reiners
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Vor dem Supercup beim FC Bayern München (Samstag ab 19:30 Uhr live in SAT.1, auf Joyn und ran.de) ist RB Leipzig in der Findungsphase. Nach dem großen Umbruch ist die Frage: Ist der Pokalsieger Bayern-Herausforderer? Oder haben die Abgänge den Klub gar weit zurückgeworfen?
Den Bayern-Verfolgern wird immer gerne vorgeworfen, sie seien zu brav. Vor allem verbal. Keine Ansagen, keine Angriffe, keine Abteilung Attacke.
Stattdessen zeichneten Borussia Dortmund und auch RB Leipzig oft eine respektvolle, fast angstvolle Zurückhaltung aus, die den Klubs auf die Füße fiel, wenn sportliche Chancen nicht genutzt wurden. Der BVB hat es in der vergangenen Saison vorgemacht, als man in der Rückrunde immer mutiger wurde, was die Zielstellung anging. Auch wenn es nicht ganz gereicht hat.
Aus Leipzig wird man aber auch in dieser Saison und damit auch beim Supercup in München (Samstag ab 19:30 Uhr live in SAT.1, auf Joyn und ran.de) erst einmal kein Ballyhoo erwarten dürfen – zu groß fiel der Umbruch in diesem Sommer aus.
Abgänge gab es zwar schon immer, auch Leistungsträger haben den Verein verlassen, und der Qualitätsverlust wurde in der Regel kompensiert. Doch diesmal ist die Liste lang und eine voller illustrer Namen.
Konrad Laimer (FC Bayern München), Dominik Szoboszlai (FC Liverpool), Josko Gvardiol (Manchester City), Christopher Nkunku (FC Chelsea), Marcel Halstenberg (Hannover 96) und Andre Silva (Real Sociedad San Sebastian) sind gegangen.
Und damit auch jede Menge Qualität. Die halbe Stammelf ist weg. Ein Aderlass, wie ihn der Klub in seiner noch jungen Geschichte noch nicht gesehen hat. Deshalb stellt sich die Frage: Ist der Pokalsieger noch Bayern-Herausforderer? Oder haben die Abgänge den Klub gar weit zurückgeworfen, droht ein Absturz aus den Europapokal-Rängen?
Die Abgänge wiegen "sehr schwer", sagte Abwehrchef Willi Orban im ran-Interview: "Wir müssen nicht darüber reden, was für eine Qualität sie hatten. Klar, wir müssen uns neu finden. Es ist schon ein etwas größerer Umbruch dieses Jahr."
RB Leipzig: Champions League ist das Ziel
Die Champions League soll es trotzdem wieder sein. Jeder kenne die Ansprüche, so Orban weiter. "Wir gehen in jedes Spiel rein, um das zu gewinnen, und dann werden wir sehen, was am Ende herauskommt. Wir wollen wieder in die Champions League, das ist auch klar - und ich bin hier, um Titel zu gewinnen."
Den Pokalsieg feierte RB zuletzt zwei Mal in Folge, und die logische Konsequenz wäre ja der Angriff auf die Meisterschaft. 2022/23 waren es am Ende auch nur fünf Punkte Rückstand auf den FC Bayern und den BVB. Viel fehlte nicht.
Was zum Beispiel Benjamin Henrichs immer noch schmerzt.
"Die fünf Punkte haben wir unnötig liegengelassen, aber darüber redet dann keiner mehr", sagte Henrichs im ran-Interview. "Deswegen denke ich, dass es einfach wichtig ist, diese Konstanz über die ganze Saison reinzubringen und dann am Ende hoffentlich höher zu stehen."
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Trikotsponsoren und Einnahmen: VfL Wolfsburg hängt Bayern ab
Deshalb waren die Leipziger bei einer kolportierten Einnahme von Ablösen von über 250 Millionen Euro nicht untätig. Geholt wurden die Salzburger Benjamin Sesko und Nicolas Seiwald, Christoph Baumgartner (TSG Hoffenheim), El Chadaille Bitshiabu (Paris Saint-Germain), Lois Openda (RC Lens) und Castello Lukeba (Olympique Lyon). Hinzu kommen die Leihgaben des FC Liverpool und von PSG, Fabio Carvalho und Xavi Simons.
Doch aktuell ist der Klub noch in der Findungsphase, die Neuen müssen integriert werden, die Abläufe abgestimmt und Automatismen neu perfektioniert werden. Die Vergangenheit hat nämlich auch gezeigt, dass die Schlüsselspieler, die den Klub jetzt verlassen, am Anfang auch ihre Anlaufzeit benötigten. Deshalb ist klar, dass die Quali für die Königsklasse keine Selbstverständlichkeit wird.
Orban: "Es gilt, sich zu finden"
"Es ist eine spannende Saison, weil wir viele Neuzugänge haben, dementsprechend auch ein bisschen ungewiss hier reingehen. Wir wissen nicht genau, wie gut sind wir. Und es gilt, sich zu finden", betont Orban.
Doch "klar ist: Wir bleiben ambitioniert und hungrig, wollen natürlich wieder die Champions-League-Plätze angreifen und mittelfristig auch den Abstand zu den Bayern reduzieren", sagte Sportchef Max Eberl.
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Rose über Leipzig im Trend: "Mittlerweile große Fanbase
Mittelfristig den Abstand zu den Bayern reduzieren: Eine Kampfansage an den Rekordmeister hört sich anders an. Dabei hatte Kevin Kampl im Sommer noch via "Sport Bild" getönt, "jetzt diesen verdammten Meistertitel zu holen". Der 32-Jährige hat seine Aussage relativiert, indem er ein "irgendwann" hinzufügte.
Und Trainer Marco Rose formulierte es im ran-Interview plakativ: Man wolle "viele Spiele gewinnen. Ich glaube, dass das nach einem doch etwas größeren Umbruch ganz gut zu uns passt. Wir wollen ambitioniert bleiben. Aber wir müssen jetzt auch nicht irgendwas rausposaunen, was uns am Ende irgendwann mal nachhängt."
Wir müssen jetzt auch nicht irgendwas rausposaunen, was uns am Ende irgendwann mal nachhängt.
Marco Rose im ran-Interview, , 2023
Denn Rose weiß, dass es bei einem Umbruch holprig werden kann. Am Anfang vor allem, aber auch später, wenn Widerstände warten, Rückschläge.
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Supercup ein Gradmesser
Der Supercup am Samstag (ab 19:30 Uhr live in SAT.1, auf Joyn und ran.de) beim FC Bayern ist daher "ein Gradmesser, nach dem man weiß, wo man steht", weiß Henrichs: "Und wir wissen, wie es ist, bei Bayern zu gewinnen. Wir haben das letzte Mal dort gewonnen und wollen natürlich wieder gewinnen." In einem Spiel kann das gelingen.
Was nach dem Mega-Umbruch über eine Saison möglich ist, muss sich erst noch zeigen.
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