Champions League
BVB zwischen Genie und Wahnsinn: Dortmund-Fans können einem Leid tun – ein Kommentar
- Aktualisiert: 15.03.2024
- 14:10 Uhr
- Justin Kraft
Borussia Dortmund schlägt die PSV Eindhoven mit 2:0 und zieht ins Viertelfinale der Champions League ein. Doch die Leistungsschwankungen sind mal wieder zum Haareraufen. Ein Kommentar.
BVB-Fans können einem dieser Tage fast schon Leid tun. Moment mal, Leid tun? Borussia Dortmund hat doch gerade erst das Viertelfinale der Champions League erreicht und erlebt auch in der Bundesliga zuletzt wieder einen kleinen Aufschwung.
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Ja, das stimmt alles. Doch der Auftritt gegen die PSV Eindhoven war mal wieder zum Haareraufen und ganz bestimmt nichts für schwache Nerven. Da war zunächst eine erste halbe Stunde, die von Edin Terzic bei "DAZN" anschließend als "die besten 30 Minuten" der Saison bezeichnet wurde. Zu Recht.
So furios, so präzise und so druckvoll hat der BVB schon sehr lange nicht mehr gespielt. Und so laut war es auch schon lange nicht mehr auf den Rängen. "Gefühlt dreimal lauter als sonst" sei es schon beim Aufwärmen gewesen, sagte Niclas Füllkrug hinterher.
Der Champions-League-Abend begann mit einer Erinnerung daran, was Borussia Dortmund sein kann. Mit einer Symbiose aus einer gelben Wand, die an die Grenzen der Belastbarkeit der Stimmbänder ging und einem Team, das an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit ging.
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Eindhoven wurde förmlich überrannt. Die Spielfreude von Jadon Sancho und Donyell Malen ließ das Feuer im Westfalenstadion lodern. Der Unterschied zu den vergangenen Wochen war frappierend: Statt aus Angst vor eigenen Fehlern behäbig und gelähmt zu agieren, spielten die Schwarzgelben befreit auf.
Aus Sicht der Gäste war der 0:1-Rückstand schmeichelhaft. Der BVB musste sich wiederum vorwerfen lassen, daraus zu wenig gemacht zu haben.
BVB schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen
Denn spätestens im zweiten Durchgang wurde aus der Erinnerung an die furiose und erfolgreiche Vergangenheit wieder bittere Realität. Die behäbigen Dortmunder waren zurück. Spieler, denen in nahezu jeder Aktion die Angst vorm Fehler anzusehen war.
Aus den besten 30 Minuten der Saison wurde eine zweite Hälfte, in der man laut Terzic "komplett damit aufgehört" habe. Eine Erklärung lieferte er nicht. Vermutlich gibt es auch keine sinnvolle Erklärung dafür.
Das ist es, was an Borussia Dortmund so frustriert. Vollgasfußball gibt es in der einst selbsternannten Fußballhauptstadt nur noch gelegentlich und dann nicht über 90 Minuten, sondern eben nur über 30. Dass man daran arbeitet, das Pensum zu erhöhen, ist ebenfalls eine ewige Phrase, die bisher nicht in die Realität umgesetzt werden konnte.
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Ein Abend, der begann, als hätte jemand den BVB wachgeküsst, wäre somit beinahe zu einem weiteren Eintrag in der jüngeren Geschichte der Misserfolge geworden. Zumindest mal war Eindhoven drauf und dran, das Spiel in die Verlängerung zu bringen.
Auch über 180 Minuten gesehen war das einfach zu wenig vom BVB, der zufrieden sein kann, dass die PSV Eindhoven eines der leichteren Lose im Topf war. Mit einer solchen Leistung wird man im Viertelfinale weit davon entfernt sein, auch nur an das Halbfinale denken zu dürfen.
Mit Manchester City, Real Madrid, Paris Saint-Germain, Atletico Madrid, dem FC Barcelona, Arsenal und den Bayern sind nur noch Teams im Wettbewerb, die einen solchen BVB eiskalt und hart bestrafen werden. Dass man in Dortmund nicht über die abermals wechselhafte Leistung, sondern über die Glückseligkeit des Weiterkommens sprechen wollte, ist nachvollziehbar.
Gleichwohl sollte man aufhören, am Mythos der zwei Gesichter festzuhalten. Zwar stimmen in der Königsklasse die Ergebnisse. Doch einen besonderen Champions-League-BVB gibt es nicht. Die Leistungen sind in allen Wettbewerben gleich schwankend.
Daran ändert auch die kurze 30-minütige Erinnerung an alte Zeiten nichts. Peter Bosz sagte nach der Partie über die starke Anfangsphase seines Gegners: "Das lag nur an uns." Ganz unrecht hat er damit nicht, wenngleich Dortmunds Leistung in dieser Phase dennoch beeindruckend war.
Für BVB-Fans bleibt es trotzdem frustrierend, immer wieder nur gute Ansätze zu sehen, um bald darauf dann doch wieder enttäuscht zu werden.