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Champions League: Thomas Hitzlsperger vor Arsenal – Bayern: "Kompany hat die maximale Akzeptanz in der Kabine"
- Veröffentlicht: 25.11.2025
- 11:57 Uhr
- Martin Volkmar
Im ran-Interview spricht Thomas Hitzlsperger über den Champions-League-Kracher zwischen dem FC Arsenal und Bayern München (Mittwoch, ab 21 Uhr im ran-Liveticker).
Von Martin Volkmar
Elf Jahre spielte Thomas Hitzlsperger für die Jugend des FC Bayern und wurde 1997 deutscher Meister mit der U 17.
Drei Jahre später wechselte er mit 18 Jahren zu Aston Villa und wurde dort zum deutschen Nationalspieler.
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Bis heute kennt sich der 43-Jährige auf der Insel bestens aus, betreibt seit einigen Jahren ein Restaurant in London und ist als TV-Experte sowohl in der Premier League als auch in der Bundesliga tätig.
Im Gespräch mit ran spricht Hitzlsperger vor dem Duell zwischen dem FC Arsenal und Bayern München (Mittwoch ab 21 Uhr im Liveticker) über die Stärken und Schwächen der aus seiner Sicht derzeit stärksten Teams in Europa.
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ran: Treffen aus Ihrer Sicht die momentan vielleicht formstärksten Mannschaften Europas aufeinander?
Thomas Hitzlsperger: Das ist momentan das Beste im europäischen Fußball, das muss man klar sagen. Ich habe Bayern diese Saison häufig im Stadion live gesehen und bin beeindruckt von ihren Auftritten. Und bei Arsenal geht es mir ähnlich. Ihre defensive Stabilität, das schnelle Umschalten in die Offensive und die Qualität bei Standards sind herausragend.
ran: Sie haben mittlerweile Ihren Lebensmittelpunkt in London, wo sie auch ein Restaurant besitzen. Sind Sie dadurch noch näher dran am Londoner Fußball und Arsenal?
Hitzlsperger: Generell bin ich durch meine Tätigkeit als Experte bei "SkySport" für die Premier League recht gut informiert. Aber vor Ort bekommt man die Leidenschaft der Fans natürlich unmittelbarer mit, gerade weil ich auch viel mit Arsenal-Fans zu tun habe. Und da spürt man die Hoffnung, dass es diese Saison nach 22 Jahren endlich wieder zur Meisterschaft reichen könnte. Vielleicht ist Gyökeres als Stürmer dafür das entscheidende Puzzleteil. Er macht das zwar nicht alleine, aber einen gelernten Stürmer zu haben, das hilft ihnen schon enorm. Das war in den vergangenen Jahren ein Problem bei Arsenal.
ran: Haben Sie auch den Eindruck, dass die Mannschaft nochmal einen ganzen Schritt weiter ist als in der vergangenen Saison als Vize-Meister, aber mit zehn Punkten Rückstand auf Meister Liverpool?
Hitzlsperger: Ja, wobei die aktuelle Platzierung auch damit zu tun hat, dass Liverpool durchhängt und auch ManCity die Spielweise verändert hat und nicht mehr die Dominanz ausstrahlt, wie das über weite Strecken unter Pep Guardiola der Fall war. Und Arsenal hat das Geld gut investiert in neue Spieler. Neben Gyökeres auch bei Eze, den sie von Crystal Palace verpflichtet haben und der das Niveau im Kader weiter erhöht hat. Arsenal spielt extrem direkt und wahnsinnig schnell in die Spitze. Dazu kommt Declan Rice, der vor der Abwehr abräumt und ebenfalls das Offensiv-Spiel mitgestaltet; er zählt zu den besten Sechsern in Europa.
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ran: Was kann die "Gunners" noch stoppen?
Hitzlsperger: Sie haben gerade ein paar Verletzte, Ödegaard und Havertz fallen ja noch aus. Trotzdem hat Mikel Arteta enorm starke Alternativen zur Verfügung. Also es sieht wirklich gut aus für Arsenal, dass sie durchmarschieren in der Premier League. Und international sind sie aktuell auch ganz oben. Aber die Champions League wird nicht jetzt entschieden, sondern im nächsten Frühjahr. Bezogen auf die Premier League bin ich aber zuversichtlich, dass sie einen ähnlich langen Atem haben wie im Vorjahr Liverpool, die vom Start weg dominiert haben und souverän Meister geworden sind.
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ran: Auch Verteidiger Gabriel droht auszufallen, andere Spieler sind angeschlagen. Wie gravierend wären diese Ausfälle gegen Bayern?
Hitzlsperger: Gabriels Ausfall wäre eine Schwächung, ganz klar. Er steht für diese defensive Stabilität, und sorgt für Gefahr bei offensiven Standards, die Arsenal auch schon vergangene Saison ausgezeichnet hat. Sie haben dann nur zu wenig Tore erzielt, um an Liverpool vorbeizuziehen. Und jetzt gehen sie offensiv mehr Risiko, während sie hinten weiter sehr sicher stehen. Dafür ist Gabriel ein Schlüsselspieler, aber auch Calafiori interpretiert seine Außenverteidiger-Position auf eine spannende Art und Weise, indem er oft nach innen zieht und auch bis in den gegnerischen Strafraum kommt, fast so, als wäre er ein Offensivspieler.
ran: Sehen Sie irgendwelche Schwächen, die Bayern vielleicht nutzen könnte?
Hitzlsperger: Wir reden jetzt von einer der aktuell besten Mannschaften in Europa und da über Schwächen zu reden, wäre anmaßend. Ich finde, wenn Bayern seine Offensivpower, die sie seit Wochen zeigen, auch in London zum Laufen bringt, wird es der schwerste Gegner bisher in dieser Saison für Arsenal sein.
Thomas Hitzlsperger: Das beeindruckt mich an Max Eberl
ran: Dabei wurde nach dem Champions-League-K.o. im Frühjahr gegen Inter Mailand gesagt, dass die Bayern international nicht mehr mithalten können. War es richtig, dass der Verein trotz der Kritik anscheinend auf Ruhe und Kontinuität gesetzt hat?
Hitzlsperger: Sie hatten schon versucht, Spieler zu verpflichten, aber aus unterschiedlichen Gründen hat es nicht geklappt, unter anderem bei Wirtz und Woltemade. Das hat Unruhe erzeugt, weil es das Selbstverständnis des FC Bayern ist, dass sie die Spieler bekommen, die sie haben wollen, zumal wenn sie deutsche Nationalspieler sind. Die aktuelle Leistungsstärke war so nicht abzusehen. Ich kenne keine Experten, denen das so bewusst war. Die Diskrepanz zwischen der heftigen Kritik im Sommer und der Leistung jetzt ist schon enorm. Da sieht man mal wieder: Das Geschwätz in den Transferphasen ist eine sehr unangenehme Begleiterscheinung des modernen Fußballs. Es ist als reine Unterhaltung zu betrachten, verbunden mit sehr viel Druck und negativen Begleiterscheinungen für die Akteure in den Klubs.
ran: Woran machen Sie den Aufschwung der Bayern vor allem fest?
Hitzlsperger: Vincent Kompany hat einfach die maximale Akzeptanz in der Kabine. Er lässt sich nicht von Emotionen leiten, ist geradlinig und verkompliziert das Spiel nicht. Für mich ist zudem der Transfer von Jonathan Tah einer der wesentlichen Gründe, warum Bayern so stabil ist. Und nicht zu vergessen Konrad Laimer, der ja nominell eigentlich kein Rechtsverteidiger ist, aber der auf jeder Position zeigt, was es bedeutet, Profi zu sein.
ran: Welchen Anteil daran hat Max Eberl?
Hitzlsperger: Wenn man zurückblickt, war es schon enorm, wie hart Max Eberl im Sommer kritisiert wurde. Ich kann einen Teil der Kritik nachvollziehen, schließlich haben sie den ein oder anderen Spieler nicht bekommen, den sie ursprünglich verpflichten wollten. Das nagt am Selbstverständnis der Bayern. Und dennoch sind sie jetzt so dominant wie zu besten Zeiten und daran hat auch Max Eberl seinen Anteil. Es ist beeindruckend, dass er standhaft geblieben ist.
FC Bayern: Davon profitiert Lennart Karl in München
ran: Liegt der Erfolg auch daran, dass Lücken im Kader von Talenten wie Tom Bischof oder Lennart Karl geschlossen werden?
Hitzlsperger: Absolut. Lennart Karl profitiert davon, dass er in ein super funktionierendes Gefüge reinkommt. Als junger Spieler da im Moment zu spielen, ist ein Geschenk. Da kann er sich mal einen Fehler erlauben und es fällt nicht gleich alles auseinander. Aber man sieht insgesamt, dass die Leistung unter der Saison nicht unbedingt davon abhängt, ob man als vermeintlicher Gewinner in der Öffentlichkeit aus dem Transferfenster herausgeht.
ran: Harry Kane kennen Sie als Wahl-Engländer bestens. Hat es Sie überrascht, dass er mit 32 Jahren nochmal qualitativ einen Sprung gemacht hat?
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Hitzlsperger: Ich erinnere mich an das Spiel gegen Dortmund, da hat Kane am Ende auf der Sechs gespielt und Bälle erobert. Da dachte ich mir, was ist jetzt eigentlich los? Das zeigt aber auch, dass er ein super Teamkollege ohne Starallüren ist, der alles für die Mannschaft gibt. In der Vergangenheit war es aber auch Thema, dass ihm am Saisonende, gerade bei einer WM oder EM, manchmal die Körner ausgegangen sind. Da bin ich gespannt, was nächsten Sommer passiert. Vielleicht hilft ihm die Winterpause, dass er auch für England eine erfolgreiche WM spielt.
ran: Was denken Sie?
Hitzlsperger: Ich will nicht zu euphorisch klingen, schließlich drücke ich Deutschland die Daumen. Dennoch ist die englische Mannschaft unter Thomas Tuchel auf einem guten Weg und ich rechne mit Harry Kane in der ersten Elf, wenn die WM beginnt. Er hört nicht auf, besser werden zu wollen. Er ist das beste Vorbild für die junge Generation in England, um zu verstehen, wie weit man kommen kann, wenn man beharrlich an sich arbeitet und nicht die Bodenhaftung verliert.