HSV muss aufhören zu träumen
DFB-Pokal: Hamburger SV muss das Träumen beenden - die Erkenntnisse der 1. Runde
- Veröffentlicht: 19.08.2025
- 12:59 Uhr
- Kai Esser
Abgesehen von zwei Partien ist die 1. Runde des DFB-Pokals durch. Und wie in jedem Jahr ist jene erste Runde ein kleiner Fingerzeig für die Saison.
Von Kai Esser
Das DFB-Pokalwochenende ist durch! Bis auf den VfB Stuttgart und dem FC Bayern haben alle Mannschaften die erste Runde gespielt. Das hat auch einige Erkenntnisse offenbart. ran schaut auf die wichtigsten Lehren des Wochenendes.
1. St. Paulis Tor-Flaute ist noch schlimmer geworden
28 Treffer in 34 Spielen - so lautete die magere Bilanz des FC St. Pauli in der vergangenen Bundesliga-Saison. Klar war bei den Hamburgern: Damit der Klassenerhalt ein zweites Mal gelingen kann, muss diese Ausbeute verbessert werden.
Die 1. Runde im Pokal war jedoch ein Fingerzeig in die genau andere Richtung: Gegen Nord-Regionalligist Eintracht Norderstedt schaffte es St. Pauli trotz bester Einschussmöglichkeiten und am Ende 41 Torschüssen nicht, den Ball auch nur ein Mal zu versenken. Ein Armutszeugnis!
Den St. Paulianern fehlt noch immer ein Angreifer mit Bundesliga-Format - und das merkte man gegen Norderstedt deutlich.
2. Gladbach wird große Probleme bekommen
Immerhin drei Treffer aber nur unwesentlich souveräner oder besser präsentierte sich Borussia Mönchengladbach. Mit 3:2 zitterte sich der Bundesligist bei Fünftligist Atlas Delmenhorst weiter.
Der personelle Aderlass ist vor allem in der Defensive erkennbar. Neuzugang Kevin Diks, Ersatz für den abgewanderten Ko Itakura, machte erst eine schlechte Figur und verletzte sich dann auch noch. Als Ersatz kam Fabio Chiarodia rein. Ob das für die Bundesliga reicht?
Überhaupt sieht die Elf, die der konstant in der Kritik stehende Gerardo Seoane aufbot, nicht gerade nach oberem Bundesliga-Drittel aus. Auf den Schweizer wartet eine Menge Arbeit.
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3. "Der Glubb is a Depp"
Wenn es einen Verein in Deutschland gibt, der es fertig bringt, seine ersten drei Pflichtspiele unnötig wie dumm in der Nachspielzeit zu verlieren, die Fans des 1. FC Nürnberg würden nur ihren Verein in diesem Szenario wiedererkennen - und so ist es auch.
0:1 gegen Elversberg, 0:1 gegen Darmstadt, Niederlage im Elfmeterschießen gegen den FV Illertissen, bei dem der Ausgleich ebenfalls in der Nachspielzeit fiel. Trainer Miroslav Klose ist bereits unter Druck - aber ist er überhaupt der Schuldige?
Fakt ist, die Zeiten im Frankenland sind mal wieder unruhig. Frei nach dem Motto: "Der Glubb is a Depp".
4. Für den HSV geht es nur um den Klassenerhalt
Nachdem die scheinbar nie enden wollende Durststrecke des Hamburger SV in der 2. Liga endlich vorbei war, begann das Träumen an der Elbe wieder. Merlin Polzin ist der GOAT, der HSV ist wieder da und vielleicht kann man ja auf den Europapokal schielen, war der Tenor - gefühlt.
Die erste Pokalrunde war jedoch ein Realitätscheck für die Hanseaten. Mit Ach und Krach quälte sich der HSV gegen den FK Pirmasens zu einem 2:1-Erfolg. Der Ausgleich fiel erst in der Nachspielzeit, das Siegtor gegen den Fünftligisten in der Verlängerung.
Das für Traditionsteams typische Träumen bei den Fans muss spätestens seit Samstag aufhören. Für die Rothosen geht es lediglich darum, mindestens zwei, idealerweise drei Teams zu finden, die hinter dem HSV in der Tabelle landen.
5. Der BVB besteht aktuell nur aus Guirassy und Kobel
Es gibt natürlich einfachere Pokal-Lose als auswärts unter Flutlicht an der Hafenstraße bei Rot-Weiss Essen. Aber was Borussia Dortmund beim Lokalderby in Essen anbot, war mehr als fragwürdig.
Einzig und alleine Torhüter Gregor Kobel und Stürmer Serhou Guirassy war es zu verdanken, dass Schwarz-Gelb als Sieger vom Platz ging. Kobel rettete ein Mal bärenstark gegen den Essener Ramien Safi, Guirassy erzielte ein Weltklasse-Tor in der Schlussphase.
Aktuell hat der BVB außer den Beiden keine Leistungsträger vorzuweisen. Und das ist mehr als bedenklich.
6. Supercup auf Kosten des DFB-Pokals ist unglücklich
Der Supercup zwischen Meister und Pokalsieger hat Tradition in fast allen Ländern. Ob er Community Shield heißt oder wie in Deutschland Franz Beckenbauer Supercup. Aber muss er dafür wirklich parallel zur 1. Pokalrunde stattfinden?
30 von 32 Paarungen sind gespielt, es fehlt noch die Partie Eintracht Braunschweig - VfB Stuttgart und Wehen Wiesbaden - FC Bayern München.
Nicht nur fühlt sich die erste Pokalrunde aktuell unvollständig an, für den BTSV und Wiesbaden bedeutet es eine zusätzliche Belastung für einen Kader, der nicht auf englische Wochen ausgelegt ist. Wiesbaden hat ohnehin vier englische Wochen mehr in der 3. Liga. Bayern und Stuttgart könnten das problemlos verkraften, der Supercup an einem Mittwoch wäre aber angebrachter.
7. Rassismus hat keinen Platz im Fußball
Babelsberg, Leipzig, Essen und Dresden. Vier Schauplätze an diesem Pokalwochenende, bei denen mindestens eine Person durch rassistische Äußerungen aufgefallen ist.
Während die Zuschauer beim Spiel RSV Eintracht gegen den 1. FC Kaiserslautern gut und konsequent reagierten und gemeinsam dafür sorgten, dass der Übeltäter ausfindig gemacht wurde, versuchte Lok Leipzig den Vorfall im Spiel gegen den FC Schalke 04 tunlichst im Konjunktiv zu lassen und damit herunterzuspielen. Sowohl die meisten Zuschauer als auch der Verein teilweise selbst.
Außerdem beklagten Nadiem Amiri nach seinem Traumtor in Dresden und Kelsey Owusu infolge des schweren Foulspiels an Yan Couto jeweils heftige Beleidigungen rassistischer Natur in den sozialen Medien.
Rassismus hat keinen Platz im Fußball. Rassismus hat keinen Platz in einer Gesellschaft.
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