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Dreierpack in Mainz

Jamal Musiala beim FC Bayern München: Der Magier und sein "mystery"

  • Aktualisiert: 31.10.2024
  • 23:16 Uhr
  • Frank Hellmann

Im Sommer haben die Bayern einiges getan, damit Jamal Musiala mehr Torgefährlichkeit entwickelt. Seinen Lernfortschritt beweist der Zauberer in Mainz eindrucksvoll. Aber prägt er in München auch eine Ära?

Aus Mainz berichtet Frank Hellmann

Es gibt noch Momente, in denen sich angehende Weltstars selbst ein Autogramm holen. Während die jugendlichen Fans vor dem Kabinengang der Mainzer Arena danach schrien, dass die Spieler des FC Bayern doch bitte noch mal nach draußen kommen, hatte Jamal Musiala drinnen längst die Unterschriften der Kollegen auf dem Spielball eingesammelt. Warum soll immer nur Harry Kane solch ein Erinnerungsstück mit nach Hause nehmen?

Nach dem DFB-Pokalspiel beim FSV Mainz (4:0) war die Nummer 42 an der Reihe, die ja den ersten Dreierpack (2., 37. und 45.+4) der Karriere hinbekommen hatte. "Ich glaube, der Ball geht einfach zu Mama. Sie kann dafür einen Platz finden – das ist besser, als wenn der bei mir irgendwo rumliegt", verriet der glückliche Matchwinner. Zwei seiner Tore erzielte Musiala geistesgegenwärtig im Nachsetzen per Kopf (aus Abseitsposition) und Fuß aus kürzester Distanz, wobei der 21-Jährige in seinem deutsch-englischen Wortschatz den Begriff "Abstauber" gar nicht führte.

"Ich bin happy, dass ich endlich die 'celebration' machen kann von Steph Curry. Darauf habe ich mich am meisten gefreut", sagte er. In den Füßen besitzt er fast so viel Feingefühl wie der von ihm verehrte NBA-Star in den Händen. Natürlich kam nach solch einer Gala gleich wieder die Frage auf, was die Zukunft bringt. Verlängert Musiala seinen 2026 auslaufen Vertrag?

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"Da kann ich nicht so viel sagen. Da ist es ein bisschen besser, 'mystery' zu bleiben", beschied er dem Reporterpulk in der Mainzer Arena. Hinter die geheimnisvolle Andeutung schob der vor fünf Jahren aus London nach München gekommene Instinktfußballer noch den Nachsatz: "Ich bin echt glücklich. Ich hoffe, das sieht man auch." Elf Scorerpunkte aus elf Pflichtspielen sind auch eine erfreuliche Bilanz.

Es wäre jammerschade, wenn die Bundesliga eine solche Attraktion verlöre. Thomas Müller als Sinnbild für bayrische Verbundenheit warb gleich mal offensiv für einen Verbleib: "Ich glaube, dass Jamal weiß, welchen Stellenwert er bei den Fans hat, wie ihn die Leute lieben. Nicht nur bei Bayern, sondern in ganz Deutschland. Ich glaube, er wird gut daran tun, wenn er sich das drei-, vier-, fünfmal überlegt - wenn er überhaupt Gedanken daran verschwendet, nicht hier zu bleiben."

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Kompany und Eberl loben Musiala

Musiala benannte keinen Ablaufplan für das neue Arbeitspapier, das ihn womöglich zum neuen Topverdiener macht. "In der Winterpause kann ich mir ein bisschen mehr Zeit nehmen." Sportvorstand Max Eberl gab kein Statement zum sicher nicht einfachen Verhandlungsstand ab. Was er über einen "außergewöhnlichen Spieler" anmerken wollte, dass er nicht verstanden habe, warum dieser ja auch bei der EM in Deutschland sehr auffällige Leistungsträger der Nationalmannschaft nicht auf der Vorschlagsliste zum Ballon d’Or gestanden haben: Der Feingeist sei auf alle Fälle ein Kandidat, diesen Preis mal zu gewinnen.

Eine interessante Thematik, die sogar Trainer Vincent Kompany in der Pressekonferenz vertiefte. Man solle bei Musiala ("Es ist kein Spaß, gegen Jamal zu spielen") bloß nicht den Fehler machen, wie bei Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo vor allem auf das Zählbare zu schauen. "Wir müssen ihn nicht nur an Toren messen." Der Bayern-Coach empfahl als Vergleichsgröße Ronaldinho oder Zinedine Zidane: "Er kann einer von diesen Spielern sein, auch wenn er keine 1000 Tore macht."

Die Tricks des Zauberers entschädigten auch jene Zuschauer, die völlig chancenlose Nullfünfer bedauerten. Woher rührt bloß diese Kunst, einerseits so genussvoll mit der Kugel umzugehen und sich gleichzeitig so geschmeidig um Gegenspieler zu schlängeln? "Ich glaube schon, man kann so etwas lernen. Ich habe das über Jahre trainiert", erklärte Musiala. "Natürlich gibt es den Aspekt von Talent, aber ohne Arbeit ist es schwer, dieses gute Gefühl zu haben. Ich kann mich auch immer noch verbessern."

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Musiala will verfügbar sein

Insbesondere Kompany habe seit dem Sommer darauf gedrängt, plauderte Müller aus, zwischen Dribbling und Torabschluss eine bessere Balance zu finden. "Jamal hat sich vorgenommen, die Tore in der Box zu machen. Er will da öfter noch hin in diese Räume. Schön, wenn das mit einem Erfolgserlebnis bestätigt wird." So genügte den Bayern eine Halbzeit, um einen Unterschied von zwei Klassen und vier Toren in einem Bundesligaduell zu verdeutlichen.

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© Eibner

Musiala hofft, "dass ich die Hinrunde gut durchkomme und in vielen Spielen 'available' bin." Gesundheitsgefährdende Attacken wie die von Raubein Dominik Kohr sind für ihn ("Das war mehr als ein kleines Foul") eine ständige Gefahr. Sehr vernünftig von Kompany, seinen Besten nach der Pause genau wie Kane zu schonen. "Was ich gut finde von 'Vinni'", lobte der redselige Musiala, "dass wir in jedes Spiel mit der gleichen Intensität reingehen wie in ein Finale."

Musiala zaubert Bayern weiter - Union blamiert sich

Weil neben der Effektivität auch die Stabilität stimmt, wirkte der Vortrag ähnlich souverän wie am Sonntag beim VfL Bochum (5:0). Dass Joshua Kimmich und Joao Palhinha ihr Hoheitsgebiet nicht entblößten und kaum einen Fehlpass spielten, ermöglichte Musiala alle Freiheiten. Alles in allem scheint das Münchner Konstrukt weit weniger windschief, weil nicht mehr so konteranfällig wie vor einigen Wochen.

Dreimal in den vergangenen vier Jahren hatte sich der FC Bayern in der zweiten Pokalrunde verabschiedet, in Saarbrücken, Mönchengladbach und Kiel, nun scheint die Lust geweckt, mal wieder bis nach Berlin zu fahren. Erstmal wartet in der Bundesliga aber Union Berlin – die auf Platz vier gelisteten Eisernen haben gerade in Bielefeld erfahren, was in diesem Wettbewerb passiert, wer ihn nicht ernst nimmt.

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