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Fußball

Frauen-EM 2029 in Deutschland: Die große Chance für den DFB, es besser als 2011 zu machen – ein Kommentar

  • Veröffentlicht: 03.12.2025
  • 19:12 Uhr
  • Justin Kraft

Deutschland wird die Frauen-EM 2029 austragen. Für den DFB ist es die große Chance, aus den Fehlern von 2011 zu lernen und diesmal den Fußball in den Mittelpunkt zu rücken. Ein Kommentar.

Von Justin Kraft

Große Turniere sind immer auch Kampagnen. Für Verbände, Nationen, manchmal sogar die Politik und große Konzerne. Mit jeder Europameisterschaft und jeder Weltmeisterschaft ergibt sich die Chance für die Gastgeber, sich vor breitem Publikum zu inszenieren und darzustellen.

In dieser Chance liegen zugleich große Risiken. Deutschland ist selbst ein sehr gutes Beispiel dafür. 2011 war man Gastgeber der Frauen-Weltmeisterschaft im Fußball. Selbiger stand jedoch eher weniger im Mittelpunkt der Kampagnen und Berichterstattung rund um das Turnier.

Bei der WM 2011 sei "vor allem über das Geschlecht berichtet worden", sagte Sozialwissenschaftlerin Bettina Staudenmeyer 2019 in einem Interview mit der "SZ": "So lautete auch die offizielle Strategie des DFB mit dem Motto: '2011 von seiner schönsten Seite.'"

Der Verband kämpfte damals aktiv gegen Klischees und inszenierte den Frauenfußball mit oberflächlichen Charakteristiken: Schön, feminin, andersartig. Diese Auseinandersetzung mit Klischees führte automatisch zu einer Fokussierung auf Aspekte, um die es eigentlich gar nicht ging.

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Kampagnen wie die mit dem "Playboy" standen im Vordergrund, nicht Themen wie die Entwicklung des Fußballs in Deutschland. "2011 wurde der sogenannte Frauenfußball als etwas völlig anderes als der Fußball dargestellt, den Männer spielen und der ja als 'normal' gilt", so Staudenmeyer: "Mit der Werbekampagne wurde die Geschlechterdifferenz betont, statt sie aufzubrechen. Das hat dem Sport selbst keinen Gefallen getan."

Und genau hier liegt nun die Chance für den DFB mit Blick auf das Jahr 2029. Denn dann wird Deutschland wieder ein großes Turnier im Fußball ausrichten: die Europameisterschaft der Frauen. Es ist die Möglichkeit, aus den Fehlern von 2011 zu lernen und das Wesentliche in den Mittelpunkt zu rücken, statt die Klischeebekämpfung mit flottem Marketing – vorher, währenddessen und danach.

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Aber was ist das Wesentliche? Letztlich geht es darum, den Sport in den Mittelpunkt zu rücken und sich dabei nicht von Klischees leiten zu lassen. Wer aktiv versucht, Klischees zu adressieren und ins Zentrum seines Handelns zu rücken, wird automatisch den Blick für wichtigere Themen verlieren. Natürlich ist es richtig, auch mal mit Klischees zu spielen oder sie aktiv zu widerlegen.

Aber es geht nicht zentral darum, jene von sich zu überzeugen, die im Internet nervtötende Kommentare hinterlassen. Es geht darum, jene zu fördern, die es gut mit dem Sport meinen und die Lust haben, ihn weiterzuentwickeln. Ansetzen muss der DFB dabei an der Basis und beim Ehrenamt. Wie schafft man attraktive Anlaufstellen für junge Mädchen, die Spielerinnen wie Giulia Gwinn, Jule Brand oder Klara Bühl nacheifern? Wie kriegt man die notwendigen Posten dafür im Ehrenamt besetzt?

Wie fördert man die Aufstiegs- und Entwicklungschancen junger Mädchen und Frauen? Wie gelingt es, Frauen in diversen Ausbildungsplätzen im Fußball bessere Perspektiven aufzuzeigen? Wer sich beispielsweise die Elite-Lehrgänge in der Trainerausbildung in Deutschland anschaut, sieht überwiegend Männer. Das hängt unter anderem mit strukturellen Themen wie Netzwerken, Gender Pay Gap, Care-Arbeit, Rollenbildern und finanziellen Nachteilen zusammen und weniger damit, dass Frauen das eben weniger wollen.

Wie gelingt eine weitere Professionalisierung in Deutschland, die es den Frauen ermöglicht, noch häufiger auf die über Jahrzehnte den Männern vorbehaltenen Strukturen des Sports zuzugreifen? Wo findet man die Nischen im Fußball, in denen man eigenständig wachsen kann, wenn es darum geht, Fans langfristig an sich zu binden? Wie kann man sich auch wirtschaftlich perspektivisch emanzipieren?

Der DFB hat es in der Hand, mit seinen Kampagnen diesmal wirklich relevante Themen zu adressieren und Schritte nach vorn einzuleiten. Themen, die den Fußball für Frauen und Mädchen in Zukunft voranbringen und nicht nur für ein kurzes Hurra sorgen, bis der Pokal übergeben wurde.

Nach 2011 fiel der Fußball der Frauen in Deutschland in ein tiefes Loch. Es wurde kaum noch investiert, das Interesse ließ nach, andere Nationen holten zunächst auf und zogen schließlich vorbei.

Die EM 2029 braucht keine knackigen Marketingsprüche, sondern Taten. Weit über dieses Turnier hinaus. Nur dann kann dieses Turnier unabhängig vom Abschneiden der deutschen Nationalelf ein Erfolg werden.

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