Ralf Rangnick - Österreich-Dilemma dank FC Bayern: Muss er noch vor der EM gehen?
Aktualisiert: 28.04.2024
10:48 Uhr
Tobias Wiltschek
Sollte sich Ralf Rangnick tatsächlich für ein Engagement beim FC Bayern München entscheiden, könnte er ein großes Glaubwürdigkeitsproblem bekommen - und den ÖFB zum sofortigen Handeln zwingen.
Wird Sportvorstand Max Eberl sein Ziel doch noch erreichen und bis Ende April einen neuen Trainer für den FC Bayern München präsentieren können?
Sieht ganz danach aus.
Nachdem sich die Suche nach einem Nachfolger von Thomas Tuchel zeitweise so zäh gestaltet hatte wie der Berufsverkehr auf dem Mittleren Ring in München, deutet sich plötzlich eine schnelle Lösung an.
Wie ran weiß, muss Ralf Rangnick nur noch Ja sagen. Die Vereinsführung hat sich auf den 65-Jährigen geeinigt.
Erst am Mittwoch hatte das Austria-Portal "90minuten.at" ein Interview mit dem 65-Jährigen veröffentlicht, indem der von einer Kontaktaufnahme der Bayern berichtete.
ÖFB-Geschäftsführer Peter Schöttel bestätigte dies: "Er hat uns bei einem persönlichen Treffen mit ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer über das Angebot des FC Bayern informiert."
Auf die Frage, ab wann er sich denn überhaupt erst mit einem Wechsel über die Alpen hinweg nach München befassen würde, antwortete Rangnick noch etwas zurückhaltend: "In dem Moment, wo die Bayern sagen würden: Wir wollen Sie."
Nun, da dieser Teil der Voraussetzung offenbar erfüllt ist, warten die Fußballnation Österreich und der Fußballklub aus München nervös auf die Beantwortung der Frage, die sich Rangnick in dem Interview selbst gestellt hatte: "Will ich das überhaupt?"
Auch hier haben die Bayern, so ist jedenfalls aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren, dem gebürtigen Württemberger etwas auf die Sprünge geholfen.
Eberl und Sportdirektor Christoph Freund sollen Rangnick nicht nur die Erlaubnis gegeben haben, den größten Kaderumbruch der Bayern seit Langem entscheidend beeinflussen zu dürfen. Sie sollen es von ihm geradezu gefordert haben.
Anzeige
Bundesliga-Transfergerüchte: FC Bayern München wohl an Nico Williams interessiert
Nico Williams (Athletic Bilbao) Bereits nach der Europameisterschaft 2024 hatte der FC Bayern München offenbar an Nico Williams gebaggert. Nun soll der Flügelspieler wieder im Fokus des Rekordmeisters sein. Das berichtet die "BILD". Demnach müsste der FCB jedoch vorher Verkäufe tätigen, zumal auf seiner Position mit Serge Gnabry, Leroy Sane, Kingsley Coman sowie Michael Olise ein Überangebot bestehen würde. Williams' Vertrag in Bilbao läuft noch bis 2027, angeblich soll eine Ausstiegsklausel von 60 Millionen Euro verankert sein.
Derry Scherhant (Hertha BSC) Berichten der "Bild" zur Folge droht der Hertha der Verlust von Eigengewächs Derry Scherhant. Der Flügelstürmer soll eine Aufstiegsklausel von unter zwei Millionen Euro besitzen. Ein Sommerabgang wäre ein schwerer Schlag: Das 22-jährige Toptalent konnte in der Saison bereits neun Scorer beisteuern.
Viktor Boniface (Bayer 04 Leverkusen) Plant Bayer Leverkusen ohne Viktor Boniface? Bereits im Winter stand der Stürmer kurz vor einem Abgang nach Saudi-Arabien, blieb jedoch in Leverkusen. Im Sommer soll laut "Bild" nun wirklich die Trennung erfolgen, wohl auch aufgrund von Disziplinlosigkeiten des 24-Jährigen. Das Preisschild für den Nigerianer liegt laut Bericht bei mindestens 50 Millionen.
Hugo Ekitike (Eintracht Frankfurt) Folgt Hugo Ekitike seinem Ex-Mitspieler Omar Marmoush auf die britische Insel? Wie aus einem Bericht von "Sky Switzerland" hervorgeht, haben zwei Premier-League-Klubs ihre Fühler nach dem französischen Stürmer Eintracht Frankfurts ausgestreckt. Demnach sollen Newcastle United und Arsenal am 22-Jährigen interessiert sein, der am Main noch Vertrag bis 2029 hat.
Lukas Kwasniok (SC Paderborn) Seit 2021 arbeitet Lukas Kwasniok mit dem SC Paderborn daran, in die Bundesliga aufzusteigen. Womöglich schafft es der 43-Jährige auch auf einem anderen Weg ins Oberhaus. Wie "Sky" berichtet, steht der Coach auf der Liste des VfB Stuttgart, sollte Sebastian Hoeneß die Schwaben im Sommer verlassen. Allerdings wäre eine Ablöse fällig, denn Kwasniok steht noch bis 2026 in Ostwestfalen unter Vertrag. In dem Bericht findet sich auch ein zweiter Name ...
Matthias Jaissle (Al-Ahli) ... und auch der hat bisang als Coach noch keinerlei Bundesliga-Erfahrung vorzuweisen. Es handelt sich um Matthias Jaissle, der als Jugendspieler zwar eine VfB-Vergangenheit hat, im Herrenbereich bislang aber nur im Ausland trainierte. Mit RB Salzburg gewann der frühere Hoffenheimer zwei Meisterschaften und einmal den ÖFB-Pokal. Seit Juli 2023 trainiert er bei Al-Ahli in Saudi-Arabien, wo er noch bis 2026 Vertrag hat. Dort arbeitet Jaissle unter anderem mit Roberto Firmino und Riyad Mahrez.
Neymar (FC Santos) Obwohl Neymar gerade erst zu Jugendklub Santos zurückgekehrt ist, wird im Hintergrund wohl schon an einem Europa-Comeback des brasilianischen Superstars gearbeitet. Laut der spanischen Zeitung "Sport" soll Berater Pini Zahavi seinen Klienten nicht nur bei dessen Ex-Klub FC Barcelona angeboten haben, sondern auch dem FC Bayern. Allerdings dürfte sich Zahavi sowohl ...
Neymar (FC Santos) ... bei den Katalanen als auch an der Säbener Straße eine Absage geholt haben. "Ich glaube nicht, dass es der richtige Moment für Barcelona ist, über Neymar nachzudenken", nahmen die Katalanen in Person von Sportdirektor Deco zuletzt öffentlich schon Abstand von einer Verpflichtung des 33-Jährigen. In München dürfte es ähnlich sein, Neymar ist zu teuer, außerdem passt er altersbedingt nicht in den Verjüngungs-Plan auf den offensiven Außenbahnen.
Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) Was macht Florian Wirtz? Wie der Leverkusener seine Zukunft angeht, ist noch offen. Klar ist aber laut der "Sport Bild", dass Manchester City wohl ernst macht. Denn der sportlich strauchelnde Premier-League-Klub um Trainer Pep Guardiola soll Giovanni Branchini als Unterhändler eingesetzt haben, um den Transfer auf die Insel zu realisieren.
Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) Branchini soll Wirtz und dessen Familie von einem Wechsel zu den Citizens überzeugen. Brisant dabei: Branchini, der immer wieder bei großen Transfers mitmischt und auch mit den Bayern seit 1992 regelmäßig zusammenarbeitet, ist mit Karl-Heinz-Rummenigge befreundet. Auch die Bayern wollen Wirtz, der bei Bayer noch einen Vertrag bis 2027 hat, verpflichten.
Muhammed Damar (1899 Hoffenheim/SV Elversberg) Der VfB Stuttgart bereitet sich wohl auf einen möglichen Abgang von Enzo Millot vor. Laut "Bild" sollen die Schwaben Muhammed Damar als eventuellen Nachfolger im Blick haben. Der 20-Jährige ist derzeit von der TSG Hoffenheim in die 2. Bundesliga zu Überraschungsteam SV Elversberg verliehen und überzeugt bei den Saarländern. Allerdings soll Damar nicht nur beim VfB Thema sein, auch Borussia Mönchengladbach, der VfL Wolfsburg und Union Berlin haben den deutschen U21-Nationalspieler demnach auf dem Zettel.
Anton Stach (TSG Hoffenheim) In dieser Saison kämpft Anton Stach mit der TSG Hoffenheim gegen den Abstieg, ab Spätsommer könnte er womöglich in der Champions League spielen. Wie die "Bild" berichtet, soll der Mittelfeldspieler das Interesse von Eintracht Frankfurt wecken. Den Hessen gefalle neben seiner Körpergröße von 1,94 Metern auch sein gutes Spielverständnis und vor allem sein starkes Passspiel. Sein Vertrag läuft 2027 aus, als Ablöse werden dem Artikel zufolge wohl mehr als zwölf Millionen Euro fällig.
Ritsu Doan (SC Freiburg) Auf der Suche nach einem neuen Rechtsaußen könnte Eintracht Frankfurt offenbar im Breisgau fündig werden. Laut Informationen der "Sport Bild" steht Ritsu Doan (rechts) vom SC Freiburg auf der Liste der SGE. Der 26-jährige Japaner hat einen Marktwert von 22 Millionen Euro. Neben Doan sollen auch Dilane Bakwa (RC Straßbourg) und Nicolas Kühn (Celtic Glasgow) Kandidaten sein.
Mohamed Amoura (VfL Wolfsburg) Holt Eintracht Frankfurt den Nachfolger von Omar Marmoush von einem Konkurrenten? Wie "Sky" berichtet, haben die Verantwortlichen der SGE den Mittelstürmer Mohamed Amoura als perfekten Marmoush-Ersatz auserkoren. Aktuell steht der Algerier in Diensten des VfL Wolfsburg, ist aber nur von Union St. Gilloise ausgeliehen. Der VfL hat eine Kaufoption. Amoura kommt in dieser Saison auf je neun Treffer und Vorlagen.
Guillaume Restes (FC Toulouse) Der FC Bayern beschäftigt sich trotz der Verpflichtung von Jonas Urbig offenbar mit einem weiteren Torwarttalent. Wie die "Bild" berichtet, beobachtet der Rekordmeister aktuell Guillaume Restes vom FC Toulouse. Der 19-Jährige ist Stammkeeper des Ligue-1-Klubs, mit Bayerns Michael Olise gewann er im Vorjahr Olympia-Silber in Paris. Mit Toulouse triumphierte er 2023 im französischen Pokal.
Jonathan Tah (Bayer Leverkusen) Innenverteidiger Jonathan Tah hat angeblich einen neuen Verein. Wie die spanische "El Mundo Deportivo" schreibt, hat sich der Nationalspieler für einen Wechsel zum FC Barcelona entschieden. Der Vertrag von Tah läuft im Sommer aus, ein Wechsel zu Barca wäre demnach ablösefrei möglich. Fix ist der Wechsel noch nicht, vor allem muss Barcelona vorher Spieler loswerden, um den Nationalspieler überhaupt registrieren zu können.
Externer Inhalt
Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.
Österreich unter Rangnick ein EM-Geheimfavorit
Aus Münchner Sicht spricht derzeit also so gut wie alles für Rangnick als neuen Trainer. Doch wie sieht es in Österreich aus? Dort, wo Rangnick die Nationalmannschaft innerhalb von gut zwei Jahren von einem belächelten Außenseiter zu einem Geheimfavoriten auf den EM-Titel entwickelt hat.
Auch Schöttel erwartet ein schnelles Ende der Verhandlungen. "Der FC Bayern will Klarheit und hat eine Deadline und wir stehen kurz vor der EM mit großen Zielen. Ich denke, dass das Thema in ein, zwei Wochen erledigt ist", sagte er dem "ORF"
Zugleich warb Schöttel eindringlich für eine weitere Zusammenarbeit: "Wir versuchen, sehr vieles umzusetzen, was er vorschlägt. Er schätzt die Arbeit mit diesen Spielern, er schätzt die Arbeit mit den Betreuern. Es hat sich eine verschworene Gemeinschaft gebildet."
Doch auch Schöttel und die gesamte Riege der Verantwortlichen beim ÖFB werden nicht umhinkommen, sich möglichst bald Gedanken über eine Zukunft ohne Rangnick zu machen.
Erlebt Rangnick die EM noch als Österreich-Trainer?
Und auch hier könnten die Umstände eine Eigendynamik entwickeln, an deren Ende möglicherweise die Erkenntnis steht, mit Rangnick nicht einmal mehr die EM in dessen Heimatland Deutschland zu bestreiten.
Denn je mehr Einfluss der Fußballlehrer bei den Planungen des FC Bayern zugesprochen bekommt, desto eher wird er sich auf die Vorbereitung der neuen Saison fokussieren müssen.
Die neue Bundesliga-Saison beginnt zwar erst am 23. August. Ins Training aber werden die Münchner schon Mitte Juli einsteigen. Und bis dahin sollten zumindest die ersten Transfers über die Bühne gegangen sein.
Spinnt man den Gedanken weiter, müsste Rangnick spätestens im Juni mit ins operative Geschäft eingebunden werden, inklusive täglicher Absprache mit Eberl und Freund.
Gleichzeitig aber beginnt die Europameisterschaft, in die die Österreicher mit so großen Hoffnungen wie selten zuvor bei einem großen Turnier starten. Beide Mammutaufgaben in Personalunion zu erfüllen, ist schlicht nicht möglich.
Die Konsequenz kann nur sein, dass sich Rangnick für Bayern oder Österreich entscheidet – jetzt. Unter einem Artikel in der "Kronenzeitung" zur Zukunft der österreichischen Nationalmannschaft kommentierte ein User: "Ich denke dass er bleiben wird. Für mich ist das eine Charaktersache. Sollte er aber wirklich zu den Bayern wechseln, dann bitte sofort. Mit einem Teamchef, der vor der EM sowas macht, sollte man nicht zur EM fahren."
Alisha Lehmann auf Abwegen: Verlässt die Fußballerin England?
Anzeige
Anzeige
Nagelsmann begründet Absage mit Doppelbelastung
Noch sind solche Äußerungen Einzelmeinungen in der Alpenrepublik. Das könnte sich aber ändern, je näher die EM rückt. Gerade erst hat Julian Nagelsmann bei "MagentaSport" noch einmal seine Absage an die Bayern genau mit diesem Dilemma begründet.
"Ich will gar keine Zweifel dran lassen, dass ich mit allem, mit Haut und Haar, für die erfolgreiche Heim-EM kämpfe. Und dass da nicht irgendwie der Eindruck entsteht, ich würde mich zweigleisig auf einen anderen Job vorbereiten müssen, was zwangsläufig der Fall gewesen wäre", sagte er.
Wie kurzfristig ein Nationaltrainer vor einem großen Turnier noch entlassen werden kann, zeigten die Spanier vor ein paar Jahren. Die Verbandsbosse setzten nur wenige Tage vor der WM 2018 in Russland Julen Lopetegui vor die Tür, als sie erfuhren, dass der Coach bei Real Madrid unterschrieben hatte.
Noch sind es exakt 50 Tage bis zum EM-Eröffnungsspiel. Bis dahin kann sich in Österreich noch viel ändern.