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Nations League

DFB-Team - Rudi Völler im Interview vor Deutschland gegen Frankreich: "Das ist keine Delle!"

  • Veröffentlicht: 06.06.2025
  • 19:38 Uhr
  • Tobias Hlusiak

Die deutsche Nationalmannschaft spielt im Final Four der Nations League am Sonntag gegen Frankreich um Platz drei. Wir haben im Vorfeld mit DFB-Sportdirektor Rudi Völler gesprochen.

Das Interview führte Tobias Hlusiak

"Goldene Ananas"? Von wegen!

Vor dem Spiel um Platz drei in der Nations League packt Bundestrainer Julian Nagelsmann die deutsche Nationalmannschaft bei der Ehre. Er will am Sonntag in Stuttgart gegen Frankreich (ab 15:00 Uhr im Liveticker) etwas sehen von seinem Team, das im Halbfinale gegen Portugal verloren hatte.

"Mir geht es weniger um Platz drei", sagte der Bundestrainer: "Ich will lieber ein Topspiel sehen und wir werden Vierter, als ein schlechtes Spiel und wir werden Dritter."

Ähnlich sieht es auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler. Der 65-Jährige fordert von der Mannschaft eine Reaktion gegen den Weltmeister von 2018 um die Superstars Kylian Mbappe und Ousmane Dembele, die in einem wilden Halbfinale Spanien mit 4:5 unterlagen.

Wir haben vor dem Spiel um Platz drei mit Völler auch über den Status Quo des Teams rund ein Jahr vor Beginn der Weltmeisterschaft in Nordamerika gesprochen.

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Rudi Völler schützt Bundestrainer Julian Nagelsmann

ran: Herr Völler, zwei Tage sind nach der ernüchternden Niederlage gegen Portugal vergangen. Mit welchen Gefühlen blicken Sie zurück?

Rudi Völler: Wir waren natürlich alle enttäuscht und sehr selbstkritisch. Der Bundestrainer an erster Stelle, aber auch der Kapitän und die übrigen Spieler. Wir wissen, dass wir es besser können und nicht so gut gespielt haben, wie in den letzten Partien gegen große Gegner. Dann wird man auf diesem Niveau natürlich bestraft. Wir haben verdient verloren. Nichtsdestotrotz wollen wir am Sonntag natürlich ein gutes Spiel abliefern, auch wenn es "nur" noch um den dritten Platz geht. Wir wollen vor heimischem Publikum zeigen, was uns in den vergangenen Monaten stark gemacht hat. Ich bin optimistisch, dass uns das gelingt, auch wenn es wieder gegen eine absolute Weltklassemannschaft geht. Das ist übrigens ja auch genau das, was wir wollten: Uns auf höchstem Niveau zu zeigen.

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ran: Es wurde seit gut einem Jahr auf diese "Mini-EM" hingearbeitet. Der DFB wollte Ausrichter sein und den Titel gern gewinnen. Wie es ist es dann zu erklären, dass sich die Mannschaft so präsentiert hat?

Völler: Natürlich war das jetzt nicht das, was wir uns alle vorgestellt haben. Aber man darf nicht vergessen: Das sind natürlich auch alles nur Menschen, junge Kerle, die trotzdem gut Fußball spielen wollen und können. Das haben sie in der Vergangenheit auch gezeigt. Das war jetzt ein Ausrutscher, davon gehen wir alle aus! Und wie gesagt, wir arbeiten weiter. Die Mannschaft trainiert gut, ist selbstkritisch und wird alles versuchen, trotzdem mit einem etwas besseren Eindruck in die Sommerpause zu gehen.

ran: Es gab im Anschluss an die Partie Diskussionen über die Aufstellung und Auswechslungen des Bundestrainers. Sind Fehler gemacht worden?

Völler: Das sind immer die gleichen Diskussionen. Im Fußball wird sich das nie ändern, egal ob auf Nationalmannschaftsebene oder auch im Verein. Wenn du gewinnst, ist immer grundsätzlich alles wunderbar, alle klopfen dir auf die Schulter. Wenn du verlierst, vor allem wenn vorher die Erwartungen natürlich gerade bei einem Heimturnier ja sehr groß sind, dann wird natürlich vieles hinterfragt und natürlich auch kritisiert. Das gehört zum Job dazu.

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Nations League: Völler schwärmt vom kommenden Gegner Frankreich

ran: Die jetzige Situation wirkt für den Bundestrainer - nachdem es in den vergangenen eineinhalb Jahren stetig nach vorne lief - wie die erste kleine Delle? Welche Reaktion erwarten Sie jetzt von ihm?

Völler: Das ist überhaupt keine Delle. Das sind Dinge, die passieren. Man darf ja nicht vergessen, gegen welchen Gegner wir gespielt haben. Bei diesem Turnier sind die Top-4-Mannschaften in Europa. Dass es dann natürlich schwer werden wird, das war uns doch allen klar.
Natürlich hätten wir es gerne ein bisschen besser gemacht und natürlich auch Julian Nagelsmann, aber das ist überhaupt keine Delle.
Unser Trainerteam hat in den vergangenen Monaten - nicht nur bei der Europameisterschaft - immer wieder die Euphorie hochgehalten, was ganz wichtig war. Wir haben auch vor dem Turnier Spiele gehabt gegen die Italiener, gegen die Holländer, um nur einige zu nennen, wo wir wirklich auf ganz hohem Niveau gezeigt haben, was wir können.

ran: Wenn Sie sportlich eine Zwischenbilanz ziehen, wo steht die Mannschaft nun gut ein Jahr vor der WM?

Völler: Wir haben ja bei der Europameisterschaft, auch wenn es nur das Viertelfinale war, angedeutet, was wir können. Wir haben dem verdienten Europameister Spanien alles abverlangt. Das war wirklich ein Duell auf Augenhöhe. Und ich kann es nur wiederholen: Auch danach haben wir gezeigt, dass es schwer sein wird, uns zu schlagen. Dafür müssen wir aber an die 100 Prozent herankommen, die wir natürlich am Mittwoch nicht hatten. Das ist der einzige Kritikpunkt, den man da wirklich nennen muss.

ran: Das zweite Halbfinale war ein Offensivspektakel zwischen Frankreich und Spanien. Ist die deutsche Mannschaft dazu in der Lage, diese Mannschaften zu stoppen, wenn es hart auf hart kommt?

Völler: Das war ein wunderbares Spektakel. Als neutraler Zuschauer ist es natürlich herrlich, mitanzusehen, wie da die Tore gefallen sind. Es waren ja sogar noch mehr Chancen da. Viele zu haben, wird auch unser Ziel sein am Wochenende gegen die Franzosen. Wir treffen auf eine Nationalmannschaft, die schon seit vielen, vielen Jahren aus Weltklassespielern besteht. Manchmal bekommt man das Gefühl, man könnte fünf Spieler rausnehmen. Dann kommen fünf andere und sind immer noch Weltklasse. Wir haben aber in den letzten zwei Jahren zwei Mal bewiesen, dass wir sie schlagen können. Da wollen wir natürlich wieder anknüpfen.

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Völler exklusiv: Viel Lob für Nick Woltemade

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Völler über die Pfiffe gegen Marc Cucurella

ran: Marc Cucurella wurde im Halbfinale von deutschen Fans wieder ausgepfiffen - ein Jahr nach seinem Handspiel im Viertelfinale der EM. Können Sie das nachvollziehen?

Völler: Ob ich das jetzt nachvollziehen kann oder nicht, ist eigentlich uninteressant. Das ist halt so. Das Handspiel ist passiert. Einige Zeit danach, hat er ein Interview gegeben, in dem er es hätte zugeben können. Das hat er nicht gemacht. Das war vielleicht ein kleiner Fehler von ihm.
Ich glaube aber, dass er ganz gut damit umgehen kann. Wir konnten ja gestern beobachten, dass er trotzdem eine Top-Leistung gezeigt hat.

ran: Wo sehen Sie für das verbleibende Jahr bis zur Weltmeisterschaft den größten Arbeitsbedarf?

Völler: Natürlich wollen wir erstmal einen versöhnlichen Abschluss schaffen mit dem Spiel am Sonntag, das wäre wichtig. Und danach volle Konzentration, denn es wird noch wichtiger. Dann gibt es die Qualifikationsspiele. Wir wollen eine tolle WM spielen, aber wir müssen uns erstmal qualifizieren. Im September, Oktober und November sind diese sechs Spiele. Das klare Ziel ist, Erster in der Gruppe zu werden. Das ist unser Anspruch. Wir wollen die Menschen wieder mit tollem Fußball begeistern - und dann zur WM fahren.

ran: Schon 17 Spieler haben unter Julian Nagelsmann ihr Debüt gegeben. Einer davon ist seit Mittwoch Nick Woltemade. Sie waren selbst Stürmer. Wie bewerten Sie ihn?

Völler: Wenn ein junger Spieler Topleistungen im Klub bringt, ist es konsequent, ihn zur A-Nationalmannschaft einzuladen. Und er hat wirklich ein ordentliches Debüt gegeben. Es ist schwer, sich gegen solche Top-Spieler zu behaupten, aber er hat das ordentlich gemacht. Und man konnte schon in Ansätzen sehen, welche fußballerischen Qualitäten er hat.
Er hat viele Bälle gegen robuste Innenverteidiger festgemacht und hatte sogar eine sehr gute Chance. Er wird aus diesem Spiel auf höchstem Niveau lernen. Das ist wichtig für ihn. Vielleicht kommt er sogar noch ein zweites Mal zum Einsatz. Er ist immer noch dabei.

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