Ehemaliger Trainer des FC Bayern und BVB
Ottmar Hitzfeld: "Konnte nicht mehr" - Buch enthüllt dunkle Phase
- Veröffentlicht: 11.08.2025
- 10:53 Uhr
- Mike Stiefelhagen
Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld gibt offene und emotionale Einblicke in seine Karriere, in der es auch eine sehr dunkle Phase gab.
Am 18. August erscheint das Buch "Mensch Fußballer", in dem mehr als 30 Spielerinnen und Spieler sowie Funktionäre zu den Themen Depressionen, Suizidgedanken, Homophobie und Rassismus Stellung beziehen. Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld kommt darin auch zu Wort und beschreibt dabei die schweren und dunklen Phasen in seiner aktiven Zeit:
"Bei mir als Trainer von Borussia Dortmund und Bayern München war es mehrmals so, dass ich als Mensch fast nicht mehr konnte und fast zusammengebrochen wäre", zitiert die "BILD" ihn vorab aus dem Buch.
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Hitzfeld bemängelt zudem, dass das "Innen- und Außenbild bisweilen weit auseinanderklaffen. In der Öffentlichkeit kannst und willst du keine Schwäche zeigen. Du frisst vieles in dich hinein. Gleichzeitig sendet dir dein Körper Signale, dass du so nicht weitermachen kannst."
Er habe diese Warnungen jedoch ignoriert. "Weil du denkst: Es ist unmöglich, dass ich jetzt mal drei, vier Wochen nichts mache und mich einfach nur erhole. Du bist im Hamsterrad gefangen. Als Trainer musst du immer der starke Mann sein, darfst nie Schwäche zeigen."
De 76-Jährige verrät, dass der DFB ihn als Nationaltrainer haben wollte. Jedoch fühlte er sich damit nicht wohl. Er habe damals drei Tage im Bett gelegen und überlegt: "Es ist brutal. Auf der einen Seite ist das Angebot als deutscher Nationaltrainer verlockend. Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich keine Kraft habe. Ich hätte am liebsten nur die Decke über den Kopf gezogen und weitergeschlafen. Ich bekomme Rückenschmerzen und Schlafprobleme. Es ist grausam, wenn du plötzlich keine Kraft mehr hast."
Hitzfeld ging zum Psychiater
Dann erlebte Hitzfeld einen Schlüsselmoment im Auto. Alles zog sich zusammen, erschien eng, er bekam Platzangst. Es sei ein "furchtbares" Gefühl gewesen.
Nach dem Schockerlebnis zog Hitzfeld seine Konsequenzen: "Ich brauche Hilfe. Ich brauche einen Psychiater. Dieser verschreibt mir Tabletten, Antidepressiva. Sie helfen mir, mich zu beruhigen."
Er sagte dem DFB ab und zog sich in der Schweiz zurück, um sich zu entspannen und Ruhe zu finden. Eine Erkenntnis aus dieser Zeit: Er stellt seitdem sein Handy lautlos. "Früher dachte ich immer: Jede Nachricht ist wichtig, ich muss Tag und Nacht erreichbar sein. Das war der größte Fehler." In 2007 dann der Anruf von Uli Hoeneß. Hitzfeld soll Bayern-Trainer werden. Er nimmt an.
Seine dunklen Phasen kamen in Schüben: "Weil der Beruf als Fußballer neben viel Geld, das man ja auch gerne nimmt, auch sehr viel Verantwortung und noch mehr Druck mit sich bringt. Dass man vor Millionen Zuschauern funktioniert, Leistung bringt und die Erwartungen von Fans und Öffentlichkeit erfüllt."