Premier League
Nottingham Forest und der Skandal zwischen Boss und Coach: Das dubiose Leben von Eigentümer Evangelos Marinakis
- Veröffentlicht: 12.05.2025
- 16:19 Uhr
- Franziska Wendler
Am vergangenen Wochenende macht der Eigentümer von Nottingham Forest unrühmlich auf sich aufmerksam. Evangelos Marinakis ist ein Mann mit dubiosem Hintergrund.
So haben sich die Spieler, Fans und Verantwortlichen von Nottingham Forest den zurückliegenden Premier-League-Spieltag nicht vorgestellt. Am Sonntagnachmittag stand das Heimspiel gegen Absteiger Leicester City auf dem Programm, drei Punkte für einen Sieg schienen fest eingeplant – doch es kam anders.
Nottingham spielte nur 2:2. Zwar steht nun auch fest, dass der Klub in der kommenden Saison international spielt, im Kampf um den letzten Champions-League-Platz fünf war das Remis aber ein massiver Rückschlag.
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Nach Abpfiff der Partie dauerte es dann nicht lange, ehe Nottingham-Eigentümer Evangelos Marinakis auf dem Platz zu finden war. Aber nicht etwa, um die Spieler zu trösten, sondern um Trainer Nuno Espirito Santo anzufahren. Und wie.
Den angestrebten Handschlag des Trainers schlug er aus, Marinakis schimpfte in Richtung des Übungsleiters und verließ in der Folge wutentbrannt den Rasen.
"Was der Besitzer von Forest auf dem Spielfeld getan hat, ist ein absoluter Skandal. Und wenn ich Nuno wäre, würde ich hingehen und ein ernstes Wort mit ihm reden", zeigte sich "Sky"-Experte Gary Neville später empört.
Die Vorgeschichte der Auseinandersetzung: Nottingham-Spieler Taiwo Awoniyi, der früher für Union Berlin aktiv war, prallte gegen den Pfosten, als er versuchte, eine Flanke zu erreichen. Danach kam es zu der besagten Auseinandersetzung. Das Ausmaß der Verletzung habe sich dabei erst am Montag herausgestellt. Awoniyi ist aufgrund einer Bauchverletzung notoperiert worden.
Das Wichtigste in Kürze
Dennoch passt der Vorfall zu der Geschichte von Marinakis, der immer wieder für unschöne Schlagzeilen sorgt.
Seit 2017 ist der Grieche Eigentümer des britischen Klubs, 2022 gelang erstmals seit 23 Jahren der Aufstieg in die Premier League. Marinakis gehört aber nicht nur Forest. Auch der portugiesische Erstligist Rio Ave und der griechische Topklub Olympiakos Piräus nennt er sein Eigen.
Ausfallendes Verhalten gegenüber Spielern
Bei letzterem Verein war er vor einigen Jahren nach einer 0:3-Pleite derart wütend, dass er den Spielern gegenüber ausfallend wurde: "Ihr seid nicht einmal das Toilettenpapier in unserem Trainingszentrum wert. Statt euch einen schönen Urlaub zu wünschen, sage ich: geht und erstickt."
Nur eine von vielen unschönen Geschichten.
Schon seit fast eineinhalb Jahrzehnten gibt es rund um Marinakis unzählige schwere Vorwürfe, bewiesen werden konnten ihm diese bislang nicht. Der Grieche wird mit Korruption in Verbindung gebracht, mit Spielmanipulationen und der Bildung einer kriminellen Vereinigung.
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Viele Anschuldigungen gegen Nottingham-Besitzer
So soll er mit dem früheren Verbandsboss Georgios Sarris eine Organisation zur Manipulation von Fußballspielen betrieben haben. Doch damit nicht genug. Im Jahr 2015 war Marinakis einer der Hauptbeschuldigten im Fußballskandal rund um die griechische Liga und dortige Spielmanipulationen.
Der Reeder stand außerdem im Verdacht, ein Bombenattentat auf die Bäckerei eines Unparteiischen initiiert zu haben, als dieser sich weigerte, die gewünschten Spielergebnisse zu liefern.
Anhängig war zudem ein Prozess wegen Heroinschmuggels.
Im April 2019 wurde Marinakis als einer von 27 Angeklagten vom obersten Zivil- und Strafgericht in Griechenland angeklagt, zwei Jahre später folgte ein Freispruch aus Mangel an Beweisen. Aber: Beobachter zweifeln an der Unabhängigkeit der dortigen Justiz.
Sperre für fünf Spiele
Der Vereinsbesitzer selbst will von derartigen Anschuldigungen selbstverständlich nichts wissen und erklärte, die Vorwürfe seien "ungeheuerlich" und "könnten nicht weiter weg" von seiner Mentalität sein.
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So vermutet der Grieche stattdessen, ein Assistent von US-Präsident Donald Trump sei verantwortlich. In diesem Zuge verklagte er das US-Unternehmen Harris Media, welches 2016 für Trump im Wahlkampf gearbeitet hatte. Ein Urteil steht noch aus.
Und auch rund um den Fußball hat sich seine Skandalakte im Laufe der Jahre gefüllt. Im zurückliegenden Oktober wurde er vom englischen Fußballverband für fünf Premier-League-Spiele gesperrt, weil er absichtlich in Richtung eines Schiedsrichters gespuckt hatte.
Marinakis hatte zwar jede Verantwortung abgestritten und erklärt, in Folge des Rauchens von Zigarren einen Husten entwickelt zu haben, Videoaufnahmen bewiesen aber das Gegenteil.
Stiftete Marinakis zu Gewalt an?
Und viel schlimmer noch: Erst vor einem Monat wurde er angeklagt, in Griechenland zu Gewalt angestiftet zu haben, in deren Folge ein Polizist sein Leben verlor. Im Rahmen von Fankrawallen zwischen Olympiakos Piräus und Panathinaikos Athen wurde der Beamte durch eine Leuchtkugel am Bein getroffen, später erlag er seinen Verletzungen.
Die Reaktion von Marinakis? Er bezeichnete die Ermittlungen als "Schande für die demokratischen Werte eines 'sogenannten' europäischen Landes".
Immerhin: Zumindest sein Ausraster nach dem Patzer gegen Leicester scheint wohl nicht ganz so schlimm gewesen zu sein - wenn auch unnötig.
Der Hintergrund: Ex-Union-Stürmer Taiwo Awoniyi prallte in der Schlussphase gegen den Pfosten und war fortan angeschlagen. Trainer Espirito Santo nahm im Rahmen seines letzten Wechsels aber einen anderen Spieler vom Feld.
"Ein Missverständnis zwischen Trainerstab und medizinischer Abteilung", wie der Coach später erklärte. Eigentümer Marinakis hatte sich da hoffentlich schon wieder beruhigt.