Der stille Absturz von Dele Alli: Vom Superstar zum Karriereende mit 29?
Veröffentlicht: 04.08.2025
06:43 Uhr
Carolin Blüchel
Er war der strahlende Zehner im englischen Fußball. Mit nur 29 Jahren denkt Dele Alli inzwischen aber an einen Rücktritt. Seine Geschichte ist keine sportliche, sondern eine menschliche.
Von Carolin Blüchel
Mit 100 Millionen Euro war er einmal einer der wertvollsten Fußballer Europas. Dele Alli, offensiver Mittelfeldspieler, Spielmacher mit Torriecher – kein Talent mehr, sondern ein Star.
Er stand im Champions-League-Finale, wurde zweimal als bester Nachwuchsspieler der Premier League ausgezeichnet, war Publikumsliebling bei Tottenham Hotspur und fester Bestandteil der englischen Nationalelf.
Heute, nur wenige Jahre später, ist von diesem Glanz kaum noch etwas übrig. Mit 29 Jahren steht Alli vor dem sportlichen Aus. Beim Serie-A-Klub Como 1907 wurde er aus dem Kader gestrichen, noch vor Beginn der neuen Saison. Kein Spiel, kein Training mit der Mannschaft.
Laut "Gazzetta dello Sport" denkt er ernsthaft über ein Karriereende nach. Was ist passiert mit einem der talentiertesten Spieler seines Jahrgangs? Die Antwort führt tief hinein in eine Lebensgeschichte, die weit mehr ist als ein sportlicher Absturz.
Anfang 2025 schien alles auf Neuanfang gestellt. Nach einer langen Reha-Phase und ohne gültigen Vertrag hatte Alli seit Sommer 2024 weiter bei seinem Ex-Klub Everton trainiert, um fit zu werden. Sein Vertrag war zuvor ausgelaufen. Doch der Verein unterstützte ihn weiter – medizinisch und menschlich.
Als er vor der Rückrunde bei Como anheuerte, war Alli voller Zuversicht. "2025 könnte mich auf einen neuen Weg mit einigen aufregenden Möglichkeiten bringen", schrieb er auf Instagram. Der Klub mit Aufstiegs-Euphorie, ein bekannter Trainer namens Cesc Fabregas - das Projekt schien zu passen.
Bis Sommer 2026 sollte sein Vertrag laufen, Verlängerungs-Option inklusive. Doch das Comeback endete abrupt: In seinem Debüt gegen die AC Mailand wurde er in der 81. Minute eingewechselt – und sah nur zehn Minuten später Rot.
Danach kam er nie wieder zum Einsatz. Sieben Mal saß er auf der Bank, einmal fehlte er krank, seit der Sommer-Vorbereitung spielt er sportlich keine Rolle mehr.
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Vom Straßenjungen zum Wembley-Star
Alli war nie ein klassischer Spielmacher, auch kein typischer Stürmer. Er war ein Zehner mit Timing, jemand, der aus dem Mittelfeld torgefährlich in den Strafraum stieß. Zwischen 2015 und 2018 blühte er auf wie wenige junge Spieler in Europa.
Mit 19 debütierte er für Tottenham, mit 20 wurde er zum "PFA Young Player of the Year" gewählt – zwei Jahre in Folge. Er erzielte Tore wie am Fließband, stand 2019 im Champions-League-Finale, schoss England 2018 ins WM-Halbfinale.
Sein Marktwert erreichte 100 Millionen Euro – eine astronomische Summe für einen Offensivspieler in so jungem Alter. Er war mehr als ein Versprechen. Er war ein Unterschiedsspieler.
Schleichender Absturz bei Tottenham
Ab 2019 - beginnend mit einer hartnäckigen Muskelverletzung - verlor er langsam, aber unaufhaltsam an Form. Unter Jose Mourinho wurde er zum Reservisten, auch unter Antonio Conte fand er keinen Platz mehr. Im Januar 2022 wechselte er ablösefrei zu Everton. Der große Neustart blieb aus.
Es folgten nur ein Startelfeinsatz, ein paar Jokerrollen - mehr nicht. Im Sommer 2022 wurde er schließlich an Besiktas Istanbul verliehen. Dort zeigte er Ansätze, ehe ein Muskelteilabriss im Februar 2023 ihn erneut monatelang ausbremste.
Bundesliga-Transfergerüchte: Kim vor Bayern-Abschied? Es gibt wohl zwei Probleme
Min-jae Kim (FC Bayern München) Die Zukunft von Min-jae Kim bleibt wohl weiterhin ungewiss. Dem "Kicker" zufolge gehört der Innenverteidiger zu den Abgangskandidaten beim FC Bayern München. Ein Verkauf könnte sich aber als schwierig herausstellen, da das Gehalt des Südkoreaners viele Interessenten abschrecken soll. Zudem fordern die Münchner laut dem Bericht eine hohe Ablöse für Kim. Sollte der 28-Jährige dennoch gehen, wird der deutsche Rekordmeister wohl selbst noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv.
Ransford Königsdörffer (Hamburger SV) Dem Hamburger SV droht ein weiterer herber Verlust - nach Davie Selke und Ludovit Reis steht nun wohl mit Ransford Königsdörffer ein weiterer Aufstiegsheld vor dem Abgang. Laut einem Bericht von Fabrice Hawkins ist sich der Stürmer mit OGC Nizza einig. Dem Transferexperten zufolge steht er kurz vor einer Unterschrift bei dem Ligue-1-Klub. Zwischen den beiden Vereinen soll eine Einigung kurz vor dem Abschluss stehen. Die Ablöse für den 23-Jährigen beläuft sich wohl auf knapp sechs Millionen Euro.
Benjamin Sesko (RB Leipzig) Newcastle United soll bereit sein, 80 Millionen Euro für Benjamin Sesko auf den Tisch zu legen. Laut "The Athletic" umfasst das Angebot, das RB Leipzig erreicht habe, eine feste Ablöse von 75 Milionen Euro und Boni in Höhe von fünf Millionen Euro. Zuvor hatte Transferexperte Fabrizio Romano berichtet, dass auch Manchester United an das Lager des noch bis 2029 gebundenen Stürmers herangetreten sein soll.
Sacha Boey (FC Bayern München) In der Personalie Sacha Boey scheint es beim FC Bayern wohl zu einem Umdenken gekommen zu sein. Laut dem "Kicker" denkt man nun doch über einen Verbleib des Rechtsverteidigers nach. Intern scheint es aber Uneinigkeiten zu geben. Demnach soll sich Vincent Kompany immer mehr mit dem Franzosen anfreunden. Max Eberl bezeichnete die Situation auf der Rechtsverteidiger-Position jedoch als Luxus. Zuletzt waren sowohl Galatasaray Istanbul als auch Olympique Marseille interessiert - mittlerweile ist die Lage aber ruhig.
Enzo Millot (VfB Stuttgart) Beim VfB Stuttgart deutet sich der Abgang von Enzo Millot an. Der Mittelfeldspieler fehlte beim Test gegen Celta Vigo, soll laut "kicker" Transfergespräche mit Atletico Madrid führen. Laut "Bild" kann Millot die Schwaben für eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro verlassen, da er in seinem Kontrakt eine Ausstiegsklausel in dieser Höhe haben soll. Millots Vertrag in Stuttgart läuft noch bis 2028.
Paul Wanner (FC Bayern München) Die Zukunft von Paul Wanner bleibt weiterhin fraglich - sowohl eine Leihe als auch ein Verbleib in München sind möglich. Eine Chance, die andere Vereine wittern - so offenbar auch Borussia Mönchengladbach. Laut "Bild" sollen sich die Fohlen um den Youngster bemühen. Demnach soll es bereits zu einem Treffen am Tegernsee zwischen Bayern-Sportvorstand Max Eberl und Gladbach-Sportchef Roland Virkus gekommen sein ...
Paul Wanner (FC Bayern München) Nach der Verletzung von Jamal Musiala bleibt es jedoch fraglich, ob der deutsche Rekordmeister sein Talent verleiht. Falls ja, erwartet die Borussia eine ordentliche Konkurrenz - vor allem aus der Bundesliga. Neben Werder Bremen und dem VfB Stuttgart soll aber wohl auch die PSV Eindhoven ein Auge auf Wanner geworfen haben.
Lukas Hradecky (Bayer 04 Leverkusen) Bayer Leverkusen droht der nächste Abgang. Laut übereinstimmenden Berichten von Fabrizio Romano und "Sky" wurde eine vollständige Einigung zwischen Lukas Hradecky und der AS Monaco erzielt. Der finnische Torhüter möchte den Werksklub wohl verlassen, um weiter als Nummer eins zu agieren. Bei Leverkusen soll Mark Flekken in diese Rolle schlüpfen. Auch die beiden Vereine stehen demnach bereits im Austausch.
Rafael Leao (AC Mailand) Lange wurde Rafael Leao mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht, zuletzt gab es aber keine Diskussionen um den Stürmer-Star der AC Mailand beim Rekordmeister. Das bestätigte auch Uli Hoeneß Anfang Juli. Doch für Leao scheint das Thema noch nicht erledigt zu sein. Der Stürmer will einem "Sportbild"-Bericht zufolge weiterhin nach München. Ein Angebot aus Saudi-Arabien lehnte er ab, da er weiterhin auf höchstem Niveau spielen will.
Diant Ramaj (Borussia Dortmund) Diant Ramaj könnte laut "Sky" leihweise von Dortmund an Heidenheim abgegeben werden. Der Torhüter spielte bereits zwischen 2018 und 2021 in Heidenheim. Ramaj kam im Januar 2025 für fünf Millionen Euro Ablöse von Ajax Amsterdam zum BVB (Vertrag bis 2029) und wechselte direkt per Leihe zum FC Kopenhagen. Eine erneute Ausleihe würde Sinn machen, weil Gregor Kobel in Dortmund bleibt.
Kingsley Coman (FC Bayern München) Auch in diesem Jahr tauchen Gerüchte über einen Bayern-Abgang von Kingsley Coman wiederholt auf. Die heißeste Spur soll dabei aktuell nach Istanbul führen. Laut der spanischen Sportzeitung "Mundo Deportivo" hat Galatasary nach der Verpflichtung von Leroy Sane den nächsten Bayern-Flügel ins Visier genommen. Der Franzose hat in München noch bis 2027 Vertrag - zuletzt pochte er laut "Bild" aber auf einen Verbleib. Das Bayern-Interesse an Malick Fofana könnte einen Abgang jedoch noch einmal anheizen.
Renato Veiga (FC Chelsea) Während die Bemühungen des FC Bayern um einen Spieler für die Offensive doch noch arg stottern, könnte sich in Sachen Innenverteidiger ein Deal anbahnen. Nach übereinstimmenden Berichten sind die Münchner stark am Portugiesen Renato Veiga vom FC Chelsea interessiert. Wie der italienische Transferexperte Nicolo Schira erfahren haben will, habe der 21-Jährige bereits seine Wechselabsicht kundgetan ...
Renato Veiga (FC Chelsea) Demnach haben die Bayern-Bosse auch mit den Blues, die Veiga zuletzt an Juventus Turin ausgeliehen hatten, erste konkrete Gespräche geführt. Wie Fabrizio Romano berichtet, sollen an dem 1,90-Meter-Mann auch Atletico Madrid und einige Premier-League-Klubs interessiert sein. Für ein Gesamtpaket von 40 Millionen Euro wäre der variable Verteidiger, der auch als Linksverteidiger eingesetzt werden kann, demnach zu haben.
Mikey Moore (Tottenham Hotspur) Bereits im Mai brachte "Sky" Borussia Dortmund mit dem englischen Toptalent der Spurs in Verbindung, nun berichtet die "Bild", dass der BVB auf der Suche nach Verstärkung für die offensive Außenbahn konkret ein Auge auf den 17-Jährigen geworfen hat. Moore steht noch bis 2027 unter Vertrag. Dem Vernehmen nach wäre Tottenham höchstens bereit, ihn per Leihe ohne Kaufoption abzugeben.
Mikey Moore (Tottenham Hotspur) In wenigen Wochen, nach dem 18. Geburtstag des Sportlers am 11. August, soll sein Kontrakt Berichten zufolge verlängert werden. Moore gehört mit einem Marktwert von 18 Millionen Euro zu den wertvollsten Spielern seines Alters, nur drei U18-Spieler weltweit werden derzeit höher taxiert. Der Linksaußen, der von mehreren englischen Klubs beobachtet wird, hatte bereits 2024 in der höchsten englischen Spielklasse debütiert.
Adam Karabec (Sparta Prag) Beim HSV könnte laut "Bild" bald ein alter Bekannter wieder im Kader stehen. Demnach arbeiten die Hanseaten an einer weiteren Leihe von Adam Karabec von Sparta Prag. Der 22-Jährige verhalf dem HSV zuletzt zum Aufstieg, dennoch wurde die Kaufoption in angeblicher Höhe von 4,2 Millionen Euro nicht gezogen. Dem Bericht nach könnte Karabec seinen Vertrag in Prag über den Sommer 2026 hinaus verlängern und anschließend wieder zur Leihe an die Elbe wechseln.
James McAtee (Manchester City) Der offensive Mittelfeldspieler James McAtee von Manchester City gilt als der große Wunschspieler von Borussia Dortmund. Nun allerdings mischt auch Eintracht Frankfurt mit. Laut "Sky" ist der 22-Jährige kommende Woche zu Gesprächen in Frankfurt, wo er sich darüber hinaus die Gegebenheiten vor Ort anschauen möchte. Dies könnte eine "Transfer-Rache" werden, nachdem der BVB der Eintracht Jobe Bellingham weggeschnappt hatte.
Zurück in Everton war er sportlich längst außen vor. Und menschlich erreichte der damals 27-Jährige einen Punkt, an dem alles ins Wanken geriet.
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Alli: Sexueller Missbrauch in der Kindheit
In einem schonungslosen Interview mit Gary Neville im Podcast "The Overlap" sprach Alli im Juli 2023 zum ersten Mal öffentlich über seine Kindheit - der Fußballwelt stockte der Atem. Und plötzlich ergab alles Sinn.
"Mit sechs wurde ich von einem Freund meiner Mutter sexuell missbraucht. Mit sieben fing ich an zu rauchen. Mit acht verteilte ich Drogen. Mit elf wurde ich von einem Mann von einer Brücke gehängt."
Er berichtete von einer alkoholkranken Mutter, von Gewalt, Vernachlässigung, Drogendeals – und davon, wie er mit zwölf zu einer Pflegefamilie kam, die ihn auffing. "Ich wurde mit zwölf adoptiert – und das hat mein Leben gerettet."
Er erklärte, wie Fußball für ihn zum Gamechanger wurde – aber auch zur Belastung. "Ich habe im Training gelächelt, aber innerlich habe ich verloren." In dieser Zeit entwickelte er auch eine Abhängigkeit von Schlaftabletten.
Nach der Leihe aus Istanbul und der langen Verletzungspause brachen sich all die verdrängten Traumata seiner Vergangenheit Bahn. Alli ließ sich freiwillig in einer Spezialklinik in den USA einweisen – wegen Schlafmittelabhängigkeit, psychischer Erschöpfung, Kindheitstraumata. Sechs Wochen lang. Everton unterstützte ihn in dieser Zeit vollumfänglich. Der Verein wurde zum Anker.
Alli vor Karriereende?
Doch heute ist Alli wieder haltlos. In Como steht er allein auf dem Trainingsplatz. Ohne Vertragssicherheit. Ohne sportliche Zukunft. Und vielleicht bald ohne Karriere. Es wäre ein bitteres Ende für einen Spieler, der alles hatte – Talent, Tempo, Technik – und dem am Ende nicht der Fußball, sondern die Vergangenheit im Weg stand.
Doch vielleicht gibt es sie noch: Die eine letzte Chance. Einen Klub, der sich nicht fragt, was war, sondern was noch möglich ist. Der erkennt, dass in Dele Alli nicht nur ein Spieler steckt, sondern ein Mensch, der den härtesten Kampf seines Lebens längst schon geführt hat.
Laut "Football Insider könnte der FC Burnley so eine Adresse sein. Beim Premier-League-Klub besteht offenbar Interesse. Man wünscht Alli diese Chance. Diese Wende. Damit sich der Kreis schließt – zum Guten.