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U21-EM 2025 - Rudi Völler im Exklusiv-Interview: "Warum sollte da jetzt ein Stoppschild stehen?"
- Veröffentlicht: 11.06.2025
- 12:24 Uhr
- Tobias Hlusiak
Die deutsche U21-Nationalmannschaft startet am Donnerstag in die UEFA-U21-EM in der Slowakei. DFB-Sportdirektor Rudi Völler äußert sich zuvor im exklusiven Gespräch mit ran.
Das Interview führte Tobias Hlusiak
Vom 11. bis 28. Juni findet in der Slowakei die UEFA U21-Europameisterschaft (U21-EM live in SAT.1, im kostenlosen Joyn-Livestream und bei ran) statt.
Die deutsche Mannschaft um Neu-Nationalspieler Nick Woltemade gehört zu den Favoriten.
Vor dem ersten Turnierspiel gegen Slowenien (Donnerstag, ab 21 Uhr live in SAT.1, im kostenlosen Joyn-Livestream und bei ran) herrscht rund um die DFB-Auswahl große Zuversicht.
Auch bei Sportdirektor Rudi Völler. Der 65-Jährige schätzt im exklusiven Gespräch mit ran die Chancen der Mannschaft von Trainer Antonio Di Salvo ein und schwärmt sowohl von einigen Stars als auch von seiner eigenen U21-Zeit.
Rudi Völler schwärmt von Nick Woltemade
ran: Herr Völler, nach seinem Debüt für die A-Nationalmannschaft liegt der Fokus bei der U21 auf Stuttgarts Nick Woltemade. Wie sehen Sie dessen Entwicklung?
Rudi Völler: Es gibt und gab immer Absprachen zwischen A-Nationaltrainer und U21-Trainer. Wenn ein junger Spieler - und da ist Nick im Moment das beste Beispiel - Topleistungen im Klub bringt, dann ist es konsequent, ihn zur A-Nationalmannschaft einzuladen. Deswegen hat er dort in der Nations League sein Debüt gegeben. Wichtig ist, dass Leistung belohnt wird. Da geht es gar nicht ums Alter.
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Das Wichtigste in Kürze
ran: Sehen Sie Woltemade als unangefochtenen Leitwolf für diese U21, auch und weil sich gerade medial viel auf ihn fokussieren wird?
Völler: Er wird natürlich im Vordergrund stehen. Aber ich war zu Besuch im Trainingslager der U21 und kann sagen, dass da auch andere Spieler die Kommandos geben. Ich bin sehr optimistisch, dass wir uns trotz einiger Ausfälle gegen Top-Gegner behaupten können und eine richtig gute Europameisterschaft spielen werden.
ran: Auf welche Spieler wird es besonders ankommen? Eric Martel und Brajan Gruda vielleicht?
Völler: Natürlich, aber in der Mannschaft gibt es viele, viele junge Talente, die man sicherlich auch irgendwann später nochmal in der A-Mannschaft sehen wird. Rocco Reitz von Borussia Mönchengladbach, die gesamte Offensivabteilung, aber auch Nathaniel Brown und Nnamdi Collins - die beiden Frankfurter auf den Außenpositionen - haben schon gezeigt, wozu sie fähig sind. Ich möchte tatsächlich niemanden rausheben. Am Ende zählt bei einer U21 immer die Kompaktheit der Mannschaft.
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U21-EM: Völler gibt ambitioniertes Ziel aus
ran: Spätestens seit dem sehr, sehr guten Spiel gegen Spanien im März ist die deutsche Mannschaft bei der Konkurrenz auf dem Zettel. Würden Sie sagen, der Titel sei ein realistisches Ziel?
Völler: Das große Ziel ist Bratislava. Dort finden Halbfinale und Finale statt. Wenn man die Gruppe übersteht, wird man alles Weitere sehen. Im K.o.-System ist natürlich immer alles auf Augenhöhe. Da gibt es andere Länder, die natürlich auch richtig gute, junge Spieler haben. Aber wie gesagt, unsere Mannschaft ist sehr talentiert und hat das nicht nur gegen Spanien gezeigt. Sie haben in den letzten zwei Jahren so gut wie kein Spiel verloren und unglaublich gute Partien abgeliefert. Warum sollte da jetzt ein Stoppschild stehen?
ran: Wie groß ist die Bedeutung einer U21-Europameisterschaft eigentlich?
Völler: Sehr groß. Dafür bin ich ja das lebende Beispiel. Im WM-Finale 1990 standen in unserer Mannschaft fünf Spieler, die zehn Jahre vorher auch die U21-EM mitgespielt haben und bis ins Finale gekommen sind. Lothar Matthäus, Andi Brehme, Guido Buchwald, Pierre Littbarski und ich - wir sind alle fast ein Jahrgang. Ähnlich war es bei der Mannschaft, die 2014 Weltmeister geworden ist. Viele der Jungs waren 2009 U21-Europameister. Diese guten Jahrgänge gibt es immer wieder. Der diesjährige ist auch so einer. Ob dann wirklich alles passt, wird man sehen. Aber ich bin sehr optimistisch, dass der ein oder andere oben reinschnuppern kann. Ein Titel wäre natürlich schön, aber wichtiger ist, dass die U21 der erste Schritt hin zur A-Mannschaft ist.
ran: Wie weit ist der Weg aus der U21 zu Julian Nagelsmann tatsächlich? Ist es für die Spieler realistisch, nächstes Jahr schon bei der WM in den USA, Kanada und Mexiko dabei zu sein?
Völler: Natürlich wird es nicht für alle reichen, dann in die A-Mannschaft zu kommen, klar. Aber man sieht ja am Beispiel von Nick Woltemade, dass es manchmal schnell geht. Bei ihm hatten vor einem halben Jahr sicher noch nicht viele damit gerechnet, dass er jetzt schon dabei ist. Was sehr positiv ist: Fast alle Spieler, die jetzt in der Slowakei dabei sind, sind Stammspieler in ihren Vereinen. Das war in Deutschland nicht immer so und ist ein gutes Zeichen.
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Völler: Klub-WM-Terminierung schadet der U21-EM
ran: Die Terminierung sorgt für viele Diskussionen. Zeitgleich zur U21-EM findet die neugeschaffene Klub-WM statt. Sind Sie glücklich damit?
Völler: Ich verstehe grundsätzlich den Gedanken hinter der Klub-WM. Es ist halt ein bisschen schade, dass sie gleichzeitig mit der U21-EM stattfindet und deshalb der ein oder andere Spieler, der gerne auch hier mit dabei gewesen wäre, leider fehlt. Ich kann aber die Entscheidung der Vereine nachvollziehen und würde wahrscheinlich genauso entscheiden. Die beiden Turniere kollidieren und das schadet der U21-EM. Das ist immer auch eine Frage der Wertschätzung, aber damit müssen wir jetzt leben. Trotzdem glaube ich, dass alle Verbände eine richtig gute Mannschaft aufs Feld schicken.