Handball-EM 2024
Deutschland vs. Nordmazedonien bei der Handball-EM 2024: So reicht es gegen Frankreich hinten und vorne nicht – ein Kommentar
- Aktualisiert: 15.01.2024
- 14:25 Uhr
- Jonas Rütten
Deutschland ist mit zwei Kantersiegen in die Mission "Heim-EM" gestartet. Doch gerade der deutliche Erfolg über Nordmazedonien muss mit Vorsicht genossen werden. Denn so, wie Deutschland spielte, wird es gegen Frankreich hinten und vorne nicht reichen. Es braucht eine deutliche Steigerung – besonders von zwei DHB-Stars. Ein Kommentar.
Aus Berlin von der Handball-EM 2024 berichtet Jonas Rütten.
Als Alfred Gislason nach dem souveränen und deutlichen Sieg im zweiten Vorrundenspiel der Heim-EM über Nordmazedonien gefragt wurde, was denn im wegweisenden Spiel gegen Frankreich (am Dienstag ab 20:30 Uhr im LIVETICKER) noch besser werden müsse, gab der deutsche Bundestrainer eine simple und doch recht ernüchternde Antwort: "Alles!"
Das mag zunächst einmal angesichts des klaren 34:25-Siegs überraschen. Hatte ein Juri Knorr mit zehn Toren bei zwölf Abschlüssen nicht gerade erst seine potenzielle Weltklasse nachgewiesen und sich pünktlich zum Showdown mit Rekordweltmeister Frankreich heiß gespielt (ran-Note 1)? Hatte ein junger David Späth nicht nachgewiesen, dass er den Weg zum Sieg ebnen kann, wenn Torhüter-Titan Andreas Wolff mal einen ganz schlimmen Tag erwischt?
Ja, diese positiven Nachrichten stehen auf der einen Seite der Medaille bei der Betrachtung des Kantersiegs über Nordmazedonien. Darüber hinaus könnte man auch noch den wieder einmal starken Auftritt von Kapitän Johannes Golla nennen, oder die guten Leistungen der Außen Timo Kastening (besonders in der zweiten Halbzeit) und Lukas Mertens.
Doch dass eine ähnliche Leistung am Ende gegen Frankreich am Dienstag weder vorne noch hinten reichen wird, war allen klar und das betonte vor allem Kapitän Golla richtigerweise. Der bemängelte offensiv den leichtfertigen Umgang mit Großchancen und die generelle defensive Stabilität.
Das Wichtigste in Kürze
Handball-EM 2024: Wolff und Köster müssen sich gegen Frankreich steigern
Torhüter Andreas Wolff erwischte einen rabenschwarzen Tag mit nur neun Prozent gehaltener Bälle, was auch an der fehlenden Hilfe durch die Vorderleute lag, die zahlreiche leichte Abschlüsse zuließen. Wolff hatte zwar gegen die Schweiz bewiesen, dass er zahlreiche komplett freie Abschlüsse im Alleingang wegnehmen kann, aber eben nicht an einem durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen Tag.
Die Leistung von Späth gegen Nordmazedonien in allen Ehren, aber es besteht kein Zweifel, dass die DHB-Auswahl mindestens jenen Andreas Wolff aus dem Weltrekordspiel gegen die Schweiz benötigen wird, um eine echte Chance zu haben. Denn: Dika Mem, Ludovic Fabregas, Nedim Remili und Co. werden allein schon aufgrund ihrer individuellen Weltklasse zu mehr guten Abschlüssen kommen als Nordmazedonien.
Neben Wolff muss sich auch Julian Köster im Vergleich zum zweiten Vorrundenspiel deutlich steigern. Der zweite große Held des Schweiz-Spiels (ran-Note 1) knüpfte zunächst nahtlos an seine Leistung beim Sieg über die Eidgenossen an. Zwei der ersten drei DHB-Tore erzielte er selbst, beim dritten assistierte er traumhaft. Doch dann kam der Bruch mit vergebenen Großchancen und defensiven Unzulänglichkeiten. Köster wurde zurecht früh gegen Sebastian Heymann ausgetauscht.
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Handball-EM 2024 - Deutschland vs. Nordmazedonien: Die Noten der DHB-Stars
Deutschland vs. Frankreich bei der Handball-EM 2024: Knorr, Golla, Köster, Wolff als Siegessäulen
Ruft er sein ganzes Potenzial ab, ist der deutsche Mittelblock mit ihm und Golla an der Schwelle zur Weltklasse – und die wird es gegen Frankreich gerade in der Defensive brauchen.
Gislason selbst bezeichnete den erst 23-Jährigen erst kürzlich im "ZDF" als seinen "vielleicht wertvollsten Spieler" – weil er offensiven Output bringt und in der Verteidigung die besten der Welt in Schach halten kann.
Knorr, Golla, Wollf und Köster – sie sind die Siegessäulen gegen Frankreich, die Wegweiser, wie das deutsche Turnier weitergehen wird. Und nur zwei von ihnen zeigten gegen Nordmazedonien den richtigen Weg an. Bei einem Sieg, der alleine deshalb mit Vorsicht genossen werden muss.