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Leichtathletik-WM 2025 in Tokio

Leichtathletik-WM: Leo Neugebauer ist Weltmeister – jetzt muss der Triumph vergoldet werden - Kommentar

  • Veröffentlicht: 22.09.2025
  • 12:38 Uhr
  • Marcus Giebel

Auf Olympia-Silber folgt für Leo Neugebauer WM-Gold. Mit dem Triumph in Tokio steigt der Zehnkämpfer endgültig zum Gesicht der deutschen Leichtathletik auf. Für den Deutschen Leichtathletik-Verband ist das die wohl größte Chance seit vielen Jahren. Ein Kommentar.

Von Marcus Giebel

Im Moment seines größten sportlichen Triumphes war das Markenzeichen von Leo Neugebauer erst einmal verschwunden. Denn er war nach dem finalen 1500-Meter-Lauf einfach nur platt.

So sehr, dass sogar ein Rollstuhl herangekarrt werden musste, um dem frischgekürten Zehnkampf-Weltmeister von der Tartanbahn des Nationalstadions in Tokio zu verhelfen. Und erst allmählich kehrte es zurück, das bekannte Grinsen im Gesicht, das Neugebauer stets begleitet.

Nicht nur mit den deutschen Fans – ob im Stadion live dabei oder tausende Kilometer entfernt an TV oder Endgeräten – dürfte er in diesem Moment um die Wette gestrahlt haben. Auch bei den Verantwortlichen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) wird sich die Laune schlagartig gebessert haben.

Endlich wieder ein Weltmeister in Schwarz-Rot-Gold. Es war der erste Titel seit Malaika Mihambos zweitem Weitsprung-Triumph 2022 in Eugene, im Jahr darauf folgte die historische Schmach von Budapest, als der DLV ohne Medaille blieb.

In Japan gab es insgesamt sogar fünf Mal Edelmetall, aber Neugebauers Glanzstück strahlte dann doch am hellsten. Nicht umsonst gilt der Zehnkampf als Königsdisziplin der Leichtathletik. Der 25-jährige Champion darf sich also bester Allrounder und König der Athleten nennen.

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Das Wichtigste in Kürze

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Neugebauer ist Weltmeister: Hoffnungsträger für goldene DLV-Zukunft

Und er ist nun endgültig der Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft der deutschen Leichtathletik. Eine goldene Zukunft. Für Aufsehen sorgte Neugebauer bereits im Sommer 2023, als er mit 22 Jahren den fast vier Jahrzehnte währenden deutschen Rekord von Jürgen Hingsen auf 8836 Punkte verbesserte. Das war nicht einmal dem 2019er Weltmeister Niklas Kaul gelungen, der in Tokio Platz vier erreichte.

Im vergangenen Jahr packte er nochmal 125 Punkte drauf und erreichte mit 8961 Zählern eine Leistung, die alles seit Damian Warners Olympia-Triumph 2021 in Tokio in den Schatten stellte. Bei den Olympischen Spielen von Paris aber blieb der gebürtige Görlitzer rund 200 Punkte unter seinem Bestwert, statt des erhofften Gold-Coups gab es immerhin Silber. Dem typischen Neugebauer-Grinsen tat dies keinen Abbruch.

In diesem Jahr hob sich der Wahl-Amerikaner, der nach seinem College-Abschluss in Texas lebt und trainiert, seine Bestleistung dagegen für den Saisonhöhepunkt auf. Als Nummer fünf des Jahres angereist, gelangen ihm bei der WM sagenhafte 249 Punkte mehr als bei seinem zuvor besten Wettbewerb 2025.

Die Verbesserung auf 8804 Punkte war auch nötig, denn letztlich betrug der Vorsprung auf Silbermedaillen-Gewinner Ayden Owens-Delerme aus Puerto Rico nur 20 Zähler. Zudem dürfte nicht nur Neugebauer in die Karten gespielt haben, dass unter anderem der norwegische Paris-Olympiasieger Markus Rooth verletzt fehlte und dessen Landsmann Sander Skotheim, der die Weltjahresbestleistung hält, wegen eines Malheurs beim Hürdenlauf disqualifiziert wurde.

Aber natürlich schmälert das die Leistung und den Erfolg des DLV-Stars kein bisschen. Im entscheidenden Moment war er da und griff zu. Nun geht es für Neugebauer und den Verband darum, den Triumph von Tokio wirklich zu vergolden.

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Neugebauer hat im Olympia im Blick: DLV-Star hat den Drive

Dass der Sonnyboy das Zeug hat, als Gesicht der deutschen Leichtathletik wieder mehr Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit auf die Wettbewerbe zu lenken, zeigte sich bereits an diesem Wochenende. Aber das sollte nur der Auftakt sein.

Schließlich bietet der Zehnkampf im Gegensatz zu anderen Disziplinen auch die Gelegenheit, nicht nur wenige Minuten oder einzelne Stunden mit den Athleten mitzufiebern, sondern eben zwei Tage lang. Zwei Tage mit Aufs und Abs. Das schweißt zusammen.

Bei Neugebauer waren es besonders an Tag zwei – der zum bislang größten Tag seiner Sportlerkarriere wurde – viele Aufs. "Der zweite Tag war echt geil", sagte er, wieder zu Atem gekommen, in der "ARD": "Der hat richtig Spaß gemacht."

Das gilt auch für den Verband, der die Möglichkeit hat, die Strahlkraft der Goldmedaille zu nutzen, um den Turnaround der zuletzt gebeutelten Sportart weiter voranzutreiben. Denn wichtig sind in dem Zusammenhang Helden, im Idealfall erfolgreiche.

Keine Frage: Neugebauer genießt die große Bühne. Aber er hat auch eine noch viel größere im Blick. 2028 in Los Angeles. Denn mit Olympia hat er noch eine Rechnung offen.

Bereits vor der WM betonte Neugebauer in der "Sports Illustrated": "Es ist schön, wenn für die Zukunft und mit Blick auf die Spiele 2028 noch ein Ziel offenbleibt. Das gibt noch mal einen anderen Antrieb. Wenn ich Olympia-Gold gewonnen hätte: Wer weiß, ob ich noch diesen Drive hätte?"

Jetzt hat er bewiesen: Er hat den Drive noch. Gut für Neugebauer. Wichtig für den DLV. Beste Voraussetzungen für die Leichtathletik in Deutschland.

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