Formel 1
Formel 1: Eigentümer Liberty Media schließt Milliardendeal nicht aus – Wird die Formel 1 verkauft?
- Aktualisiert: 04.09.2025
- 18:47 Uhr
- Motorsport-Total
Liberty Media erwägt erstmals offen einen Verkauf der Formel 1. Seit dem Einstieg 2017 hat sich der Wert der Rennserie mehr als verdreifacht – nun gilt sie als lukratives Ziel für Investoren aus Saudi-Arabien oder die Tech-Giganten.
John Malone, Konzernchef von Liberty Media, schließt einen Verkauf der Formel 1 nicht mehr kategorisch aus.
Sollte jemand die kommerziellen Rechte erwerben wollen und dazu "bereit sein, mehr dafür zu zahlen, als der Vorstand glaubt, den Aktionären liefern zu können, dann würden wir verkaufen", sagt er.
Liberty Media ist 2017 offiziell in die Formel 1 eingestiegen und hat CVC Capital Partners als Eigentümer abgelöst. Der Kaufpreis lag damals bei acht Milliarden US-Dollar.
Bereits 2023 gab es Gerüchte über ein Übernahmeangebot seitens des Public Investment Fund (PIF) aus Saudi-Arabien. Entsprechende Medienberichte wurden von offizieller Seite nie bestätigt. Kolportierte Angebotshöhe: 20 Milliarden Dollar.
Das Wichtigste in Kürze
Formel 1 als Wachstumsgarant an der Börse
Liberty Media hat seit der Übernahme nicht nur die globale Expansion der Formel 1 vorangetrieben, sondern diese auch an die Börse gebracht.
Der Kurs der NASDAQ-gelisteten FWONK-Aktie hat sich seither vervielfacht: von rund 30 Dollar im Jahr 2017 auf derzeit rund 100 Dollar.
Die Aktionäre lieben die Formel 1, sagt Malone jetzt im Podcast Opening Bid Unfiltered: "Es läuft wirklich sehr gut. Sie hat eine außergewöhnlich gute wirtschaftliche Struktur.
Sie wird ein enormer Generator für freien Cashflow sein, was die hohe Bewertung rechtfertigt. Und es könnten vielleicht noch zusätzliche synergetische Ergänzungen dazukommen. Die Marke ist nach wie vor stark und treibend."
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Neues Führungsteam treibt Erfolge voran
Bis Dezember 2024 wurde Liberty Media von Greg Maffei als CEO geleitet. Als sich der jedoch zurückzog, übernahm Malone als Gründer kurzzeitig selbst die Verantwortung für das Tagesgeschäft.
Auf interimistischer Basis, und mit alten Bekannten an seiner Seite im Vorstand, etwa Chase Carey, dem Vorgänger von Stefano Domenicali als CEO der Formel 1. Im Februar ernannte Malone dann Derek Chang zum neuen Liberty-CEO.
Im Moment laufe es "großartig", unterstreicht Malone: "Als ich das ursprüngliche Liberty Media hatte, hatte ich mein Dreamteam.
Und jetzt, mit Chase Carey an Bord, Bob Bennett zurück aus dem ursprünglichen Dreamteam und Derek in der Rolle des CEO, das ist ein großartiges Führungsteam. Ich genieße es einfach sehr, ihnen bei ihrer Arbeit zuzusehen."
Zuletzt hatte das Führungsteam um Domenicali einige Erfolge vermeldet. Etwa langfristige Vertragsverlängerungen mit Rennstrecken - allen voran Miami und Spielberg, deren Deals bis 2041 fixiert wurden.
Oder auch Partnerschaften mit globalen Playern wie Aramco, AWS (Amazon), PepsiCo, MSC Cruises und crypto.com, um nur einige zu nennen.
Apple als neuer Broadcaster der Formel 1?
Die nächste große Baustelle könnte die intensivierte Vermarktung von globalen Streamingrechten sein. In den USA läuft der Vertrag mit dem aktuellen Broadcaster ESPN Ende 2025 aus, und Medienberichten zufolge soll Apple daran interessiert sein, in den USA einen ersten Schritt ins Formel-1-Broadcasting zu machen.
Es wäre die logische Fortsetzung einer Partnerschaft, denn die Formel 1 und Apple haben schon beim Hollywood-Blockbuster "F1 - The Movie" mit Brad Pitt eng zusammengearbeitet.
Das Projekt gilt als erster großer Kinohit aus dem Hause Apple und könnte der Vorbote für eine engere Kooperation auch in anderen Bereichen sein.
Malone, Zeit seines Lebens ein einflussreicher Medienmogul, scheint jedenfalls davon überzeugt zu sein, dass sich die TV-Landschaft in den nächsten Jahren signifikant verändern wird.
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Ohne das in dem Podcast konkret in Zusammenhang mit der Formel 1 zu bringen, sagt er: "Ich denke, dass soziale Netzwerke irgendwann auch zu Streaming-Entertainment werden."
"Erste Ansätze sieht man bei Googles YouTube, wo es im Grunde die Kombination aus Abo-Entertainment gibt. Sie haben mit Sport experimentiert, zum Beispiel mit NFL-Übertragungen außerhalb des Heimatmarkts. Aber sie haben eine riesige Nutzerbasis mit nutzergenerierten Inhalten, und das ist ein gigantischer Funnel, um alles Mögliche voranzutreiben. Und natürlich ist Werbung inzwischen ein sehr großes Geschäft für die Big-Tech-Unternehmen geworden."
Netflix-Doku "Drive to Survive" mit großem Erfolg
"Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Random-Access-Entertainment, was wir heute Streaming nennen - im Grunde Archiv-Inhalte kombiniert mit Live-Sport, Live-Events, vielleicht auch Live-Nachrichten - auf ein soziales Netzwerk gehört. Schließlich, ich glaube, ich habe das irgendwo gelesen, beziehen rund 80 Prozent der US-Amerikaner ihre Nachrichten über soziale Netzwerke."
"Was wäre also naheliegender, als eine Konsolidierung dieser großen globalen Player zu sehen? Insbesondere jener, die bereits die technologischen Plattformen haben, wie Oracle, Microsoft, Google oder auch Facebook. Die verfügen über die Technik, die nötige Größe und inzwischen enorme Werbeeinnahmen. Ich wäre nicht im Geringsten überrascht, wenn sie auch zu Entertainment-Distributoren würden."
Einen ersten Schritt weg von den alten TV-Strukturen aus der Ära Bernie Ecclestone, in der in erster Linie lineares Fernsehen genutzt wurde, um die Formel 1 weltweit auszustrahlen, hat Liberty Media bereits initiiert.
Die Netflix-Dokuserie "Drive to Survive", die seit 2019 gestreamt wird, gilt als durchschlagender Erfolg - nicht nur im traditionellen Kernmarkt Europa, sondern weltweit und insbesondere in den USA.
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Liberty Media mit Übernahme von MotoGP
Zuletzt hat Liberty Media die Übernahme der MotoGP abgeschlossen, sodass der US-Konzern jetzt die kommerziellen Rechte an der Königsklasse sowohl auf vier als auch auf zwei Rädern in eigenen Händen hält.
Sollte ein Tech-Gigant wie Apple oder Google die Streamingrechte an der Formel 1 erwerben, könnte die MotoGP also theoretisch Teil eines Motorsport-Superpakets sein.
Kommerziell betrachtet ist die Formel 1 jedenfalls gesünder als je zuvor. Im ersten Halbjahr 2025 hat die Formel-1-Gruppe 1,6 Milliarden Dollar Umsatz und daraus ein EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 442 Millionen Dollar erwirtschaftet. Ein deutliches Plus zum Vergleichszeitraum 2024 (367 Millionen Dollar).
Wer jedoch die Finanzkraft haben könnte, um die Formel 1 tatsächlich von Liberty Media zu erwerben, das bleibt vorerst Spekulation - zumal Liberty keine Not hat, die Cashcow Formel 1 zu verkaufen.
Ein Investment aus Saudi-Arabien gilt seit Jahren als eine in Insiderkreisen heiß gehandelte Variante. Zumal das Königshaus bereits im großen Stil in Fußball, Golf und Tennis investiert hat.