"Hätte früher aufhören sollen"
Formel 1 - Sebastian Vettel offen über Rücktritt: "Hatte keine Lust mehr dazu"
- Aktualisiert: 03.12.2025
- 12:27 Uhr
- Motorsport-Total
Als Sebastian Vettel am Ende der Saison 2022 aus der Formel 1 zurücktrat, war er längst nicht mehr auf seinem Leistungsmaximum. Das gestand der vierfache Champion nun selbst ein.
Am Ende der Saison 2022 trat Sebastian Vettel aus der Formel 1 zurück. Im Podcast "Beyond The Grid" hat der Deutsche nun mit einigen Jahren Abstand ganz offen eingestanden, dass er seinen Zenit damals bereits seit einiger Zeit überschritten hatte.
"Ich war [2019] schon auf dem Weg nach unten", räumt Vettel ein, "und ich bin froh, das jetzt sagen zu können, denn ich hatte nicht mehr diesen letzten ultimativen Schub." Zuvor war Vettel in den Jahren 2017 und 2018 noch zweimal Vizeweltmeister mit Ferrari geworden.
Sebastian Vettel: Kräftezehrende Duelle mit Lewis Hamilton
Doch die WM-Duelle mit Mercedes-Pilot Lewis Hamilton und die langen Saisons zerrten an Vettels Kräften, was sich laut eigener Aussage sogar schon 2018 bemerkbar machte. "Ich erinnere mich, dass ich 2018 in die Saison gestartet bin und zum ersten Rennen gereist bin, aber ich hatte wirklich keine Lust dazu", so Vettel.
"Ich wollte zwar unbedingt Rennen fahren, aber ich wollte nicht reisen", erklärt der Deutsche. Trotz der Zweifel flog Vettel schließlich zum Saisonauftakt in Melbourne - und gewann diesen sogar. Er habe danach "eine sehr, sehr starke Saison" gehabt, erinnert er sich.
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Den Titel verpasste Vettel jedoch erneut, und 2019 verschlimmerte sich die Situation laut eigener Aussage noch weiter, weil auch seine Kinder nicht mehr gewollt hätten, dass er so oft verreist. "Es war schwer, sich vom Hund zu verabschieden - aber mit den Kindern war es noch viel schwerer", erklärt Vettel.
Formel 1: Warum Vettel 2019 "zu kämpfen" begann
Er habe daher auch 2019 wieder gespürt, "dass ich nicht reisen wollte", erinnert er sich an den Saisonbeginn. Und anders als 2018 kristallisierte sich ein Jahr später bereits früh heraus, dass es wieder nicht für den Titel reichen würde. "Ich wollte unbedingt mit Ferrari die Meisterschaft gewinnen", betont Vettel, der 2015 zur Scuderia gewechselt war.
"2019 war für mich so etwas wie ein Wendepunkt, weil ich langsam das Gefühl bekam, dass wir es nicht schaffen würden. Dass wir nicht gut genug sind", so Vettel. Gleichzeitig bekam er mit Charles Leclerc in jenem Jahr ein deutlich jüngeren und hungrigen Teamkollegen.
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"Charles hatte so viel Energie. Er war an einem komplett anderen Punkt in seiner Karriere", erklärt Vettel. Für ihn selbst seien damals nur noch Siege gut genug gewesen, während es für Leclerc eine neue Situation war, überhaupt für ein Spitzenteam zu fahren.
"Charles kam dazu, und als wir Fünfter und Sechster wurden, war er überglücklich mit einem fünften und sechsten Platz, weil er sich in einer anderen Phase seiner Karriere befand", so Vettel. Er selbst sei dagegen durch seine vorherigen Erfolge wie die vier WM-Titel mit Red Bull "verwöhnt" gewesen.
"Ich glaube, da fing ich an, ein bisschen zu kämpfen", erklärt er. Die Saison beendete Vettel in der WM schließlich überraschend hinter Leclerc. Zudem holte er im gesamten Jahr lediglich einen einzigen Sieg in Singapur, der zugleich sein letzter in der Formel 1 bleiben sollte.
Sebastian Vettel bei Aston Martin: "Das war wichtig"
2020 habe er dann unerwartet eine "fantastische Pause" bekommen, weil die Saison wegen der damaligen Corona-Pandemie erst im Juli begann. Dadurch konnte der damals 32-Jährige viel Zeit mit seiner Familie verbringen. Diese Phase habe er sehr genossen, verrät er.
Gleichzeitig gesteht er in sportlicher Hinsicht aber auch: "Ich würde sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht mehr auf dem Höhepunkt meiner Karriere war." Ferrari verlängerte seinen Vertrag für die Saison 2021 schließlich auch nicht mehr.
Trotzdem unterschrieb Vettel danach noch einmal für zwei Jahre bei Aston Martin. "Ich glaube, ich suchte letztendlich nach der Gewissheit: 'Kann ich das noch?'", sagt er heute mit etwas Abstand. Denn damals habe er noch nicht gewusst, dass er seinen Zenit bereits überschritten hatte.
Auch deshalb seien die Aston-Jahre "wichtig" für ihn gewesen, "weil ich mich beim Fahren wieder richtig wohlfühlte. Und ich glaube, dass ich auch später noch Spitzenleistungen erbracht habe, aber insgesamt wahrscheinlich nicht mehr auf dem Höhepunkt war", erklärt er.
In seiner Zeit bei Aston Martin holte Vettel lediglich noch einen Podestplatz. Ende 2022 verabschiedete er sich schließlich mit einem unspektakulären zwölften WM-Platz aus der Königsklasse.