Olympischen Spiele 2024
Dennis Schröder als Olympia-Fahnenträger: Ein starkes Zeichen für die deutsche Sportkultur - Kommentar
- Aktualisiert: 25.07.2024
- 00:41 Uhr
- Christoph "Icke" Dommisch
Dennis Schröder wird bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris neben Judoka Anna-Maria Wagner die deutsche Fahne tragen. Das ist ein starkes Zeichen für die deutsche Sportkultur. Ein Kommentar von ranNBA-Moderator "Icke" Dommisch.
von Christoph "Icke" Dommisch
Dennis Schröder ist der erste dunkelhäutige Sportler, der bei den Olympischen Spielen als deutscher Fahnenträger auftreten wird.
Wie der Basketball-Star auch selbst betont, ist das insbesondere in Zeiten, in denen immer mehr Hass und Hetze geschürt werden, ein wichtiges Statement.
Er geht mit Stolz als Vorbild voran, für "alle Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland aufwachsen", wie er selbst sagt.
Doch die Wahl darauf zu reduzieren, wäre zu kurzsichtig.
Denn die Tatsache, dass mehr als 50 Prozent der 500.000 öffentlichen Stimmen an Schröder gingen, ist ein Zeichen dafür, dass die deutsche Sportkultur einen Shift erlebt.
Olympia 2024: Das Wichtigste in Kürze
Dennis Schröder: Trotz Kritik blieb er sich treu
Der 30-jährige NBA-Star geriet schon früh in seiner Karriere in seinem Heimatland immer wieder in die Kritik.
Er wurde als arrogant und abgehoben abgestempelt, weil er auf Social Media mit teuren Autos protzte oder in Interviews "zu selbstsicher" auftrat.
Insbesondere wurde immer wieder der Vergleich zum bodenständigen, zurückhaltenden Nowitzki gezogen. Doch für Schröder war eines klar: "Ich bin Dennis. Ich will nicht wie Dirk sein", sagte er 2017 in einem Interview. Und bis heute ist er sich dabei treu geblieben.
Seine Selbstsicherheit und harte Arbeit haben ihn dahin gebracht, wo er jetzt ist. Elf Jahre und 767 Spiele in der NBA, eine EM-Bronzemedaille und der große WM-Triumph als MVP und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft.
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Fahnenträger-Wahl bei Olympia 2024: Wandel der deutschen Sportkultur?
Seinen extrovertierten Charakter hat Schröder auf seine Rolle als Leader und Vorbild übertragen können. Er ist Gesicht und Lautsprecher der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, die im vergangenen Jahr den größten Erfolg ihrer Geschichte feierte.
Dieses selbstbewusste Auftreten ist im deutschen Sport deutlich negativer behaftet als in Amerika.
Viele deutsche Athleten und Athletinnen berichten davon, dass sie in den USA erst lernten mussten, auf und neben dem Platz freier und selbstbewusster auftreten zu können. Jakob Johnson beschrieb zum Beispiel die deutsche Sportkultur als ein Blumenfeld, auf dem die herausragenden Blumen abgeschnitten werden.
Doch die wachsende Beliebtheit der US-Sportarten in Deutschland in den letzten zehn Jahren hat möglicherweise einen Shift ausgelöst. Die Fans erkennen und würdigen verschiedene Sportler und ihre Charaktere.
Die Fahnenträger-Wahl zeigt: Auch die selbstbewusste, extrovertierte und vielleicht etwas arrogant wirkende Sportfigur wird mittlerweile akzeptiert - ja, sogar gefeiert. Und das tut der deutschen Sportkultur gut.