American Football
NFL: Baker Mayfield - vom Statisten bei den Carolina Panthers zum MVP-Kandidat bei den Tampa Bay Buccaneers
- Veröffentlicht: 20.10.2025
- 13:49 Uhr
- Julian Erbs
Seine Karriere galt schon als beendet – jetzt ist er ein klarer MVP-Kandidat: Der beeindruckende Weg von Bucs-Quarterback Baker Mayfield.
von Julian Erbs
"Ich konnte es genauso wenig glauben wie alle anderen", sagte Head Coach Todd Bowles von den Tampa Bay Buccaneers über seinen Quarterback Baker Mayfield.
Der hatte gerade beim 30:19-Sieg seiner San Francisco 49ers einmal mehr eine überragende Leistung abgeliefert. "So etwas passiert bei ihm fast jede Woche. Er macht einfach diese Art von Spielzügen – und man hofft jedes Mal, dass er sich dabei nicht verletzt oder ihm sonst etwas passiert."
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Mayfield brachte in dem Spiel 17 seiner 23 Pässe für 256 Yards und zwei Touchdowns an. Einer davon war ein sehenswerter 45-Yard-Pass auf Wide Receiver-Rookie Tez Johnson. Zuvor hatte Mayfield mit einem spektakulären Lauf bei einem dritten Versuch und 14 ein neues First Down erzielt und hielt damit den Drive am Leben.
Aktuell stehen die Buccaneers nach sechs Spieltagen bei fünf Siegen und nur einer Niederlage - angeführt von einem überragend aufgelegten Baker Mayfield. Der 30-Jährige rangiert ligaweit auf Platz vier bei den Passing Yards (1.539), hat die drittmeisten Touchdown-Pässe (12) geworfen, nur eine einzige Interception und die zweitmeisten Completions über mehr als 40 Yards – nur Sam Darnold liegt in dieser Kategorie vor ihm.
Baker Mayfield: Ein Spiel-Kommentar beschreibt komplette Karriere
Bei seinem unglaublichen Scramble gegen die Niners letzte Woche, bei dem alles nach einem sicheren Sack aussah, war im amerikanischen Fernsehen folgender Kommentar zu hören: "Er wird keine Chance haben … oh doch, hat er!"
Diese Worte beschrieben lediglich eine Szene. Sie beschreiben aber noch viel mehr. Es gibt wohl nicht, was die gesamte bisherige Karriere von Mayfield besser zum Ausdruck bringt als diese Worte.
Baker Mayfield: Ohne Stipendium zur Heisman Trophy
Oft schon abgeschrieben, ohne wirkliche Chance - und trotzdem immer noch da und immer noch besser. Mayfield eben. Angesichts seines überragenden Saisonstarts gilt er nun sogar schon als Kandidat auf die Auszeichnung zum MVP.
Dabei war Mayfields Karriere schon zu College-Zeiten ein ständiges Auf und Ab. 2013 verletzte er sich in seiner ersten Saison für die University of Texas Tech nach fünf Spielen und zog anschließend weiter nach Oklahoma.
Dort erkämpfte er sich 2015 als sogenannter Walk-on - als Spieler ohne Sportstipendium - seinen Platz über die Tryouts. Wiederum zwei Jahre später feierte er seinen ersten großen persönlichen Erfolg. Mit deutlicher Mehrheit gewann er die Abstimmung zum besten College-Spieler des Landes und wurde mit der begehren Heisman Trophy ausgezeichnet - als bisher einziger Spieler ohne Stipendium.
Es folgte der Schritt in die NFL, wo ihn die Cleveland Browns 2018 als Nummer-1-Pick drafteten. In der ersten Saison führte er das Team zur besten Bilanz seit 2007 (7-8-1) und stellt mit 27 geworfenen Touchdowns einen Rookie-Rekord auf.
Wiederum zwei Jahre später führte Mayfield in seiner bis dato besten NFL-Saison die Browns zurück in die Playoffs, wo sie seit 18 Jahren nicht mehr gestanden hatten. Es war das Ende der längsten Durststrecke aller aktuellen NFL-Teams.
Dass sie sogar die erste Playoff-Runde überstanden. lag wiederum hauptsächlich an ihrem Quarterback, der beim 48:37 über die Pittsburgh Steelers groß aufspielte: 263 geworfene Yards, 3 Touchdowns und keine Interception. Der bisherige Höhepunkt seiner NFL-Karriere.
Dann aber begann sein sportlicher Abstieg. Dem Playoff-Aus gegen die Kansas City Chiefs folgte - auch aufgrund von Verletzungen - eine unterdurchschnittliche Saison 2021, die weitreichende Folgen hatte. Für Mayfield, weil er zu den Carolina Panthers verschifft wurde, und für die Browns, weil sie Deshaun Watson holten und bis heute nicht mehr loswurden.
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Baker Mayfield: Auferstehung nach größter Demütigung
Bei den Panthers erlebte er die bislang größte Enttäuschung seiner Demütigung seiner Laufbahn: Nachdem sein Team von den ersten sechs Spielen fünf verloren hatte, wurde er im Training auf der Position des Defensive Ends eingesetzt - mehr Demütigung geht nicht.
Es folgte die unvermeidliche Trennung von Carolina und eine Kurzepisode in Los Angeles, die für ihn aber zum abermaligen Wendepunkt werden sollte. Als Vertretung des verletzten Rams-Quarterback Matt Stafford führte er sein neues Team nur zwei Tage nach seinem Wechsel mit einer unglaublichen Leistung zum Sieg gegen die Las Vegas Raiders.
"Es hat den Spaß zurückgebracht. Wenn ich Spaß habe und es genieße, dann bin ich am besten. Ja, das habe ich gebraucht", sagte Mayfield im Nachhinein über die kurze, aber für ihn erfolgreiche Zeit in L.A., die ihn endgültig wieder zurück ins Geschäft brachte.
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Baker Mayfield ein MVP-Kandidat bei den Bucs?
Bei den Buccaneers trat er das schwere Erbe von Tom Brady an, etablierte sich aber schnell als unangefochtener Starting Quarterback und führte das Team in seinen ersten beiden Jahren jeweils in die Playoffs.
Sein ehemaliger Oklahoma-Teamkollege Sterling Shepard schloss sich im vergangenen Jahr den Buccaneers an und freut sich wohl am meisten für seinen alten und neuen Mitspieler.
„Er ist eine Zeit lang von Team zu Team gewechselt und konnte kein richtiges Zuhause finden", sagt Shepard über Mayfield. "Wenn aber jemand an dich glaubt, gibt dir das Selbstvertrauen. Und er spielt derzeit mit enormem Selbstvertrauen. Wir alle glauben an ihn, und ich freue mich einfach über seine Situation hier."
Sollte er sein aktuelles Niveau halten und die Buccaneers erneut in die Playoffs führen, dürfte er noch häufiger genannt werden, wenn es um den MVP dieser Saison geht.
Und das, nachdem ihn die Panthers vor drei Jahren noch als noch als Trainings-Dummy für ihre Defensive missbraucht haben.
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