American Football
NFL: Dak Prescott spielt bei den Dallas Cowboys eine MVP-Saison - doch einer versaut ihm die Ehrung - ein Kommentar
- Aktualisiert: 20.10.2025
- 12:37 Uhr
- Chris Lugert
Dak Prescott spielt bei den Dallas Cowboys die vielleicht beste Saison seiner Karriere und wäre aktuell ein MVP-Kandidat. Doch Jerry Jones hat ihm alle Chancen auf die Auszeichnung genommen. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Die NFL ist manchmal ein Ort der Extreme, untermauert durch Zahlen. Denn Zahlen, das ist bekannt, lügen ja nicht. Will man die aktuelle Saison der Dallas Cowboys zusammenfassen, reichen zwei Zahlen aus.
Die erste Zahl: Die Offense der Cowboys legte in den ersten sieben Wochen der Saison im Schnitt 390,6 Yards pro Spiel auf, das ist mit ordentlichem Abstand Platz eins. Klingt nicht nur super, sondern ist es auch.
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Die zweite Zahl: Die Defense der Cowboys ließ im selben Zeitraum im Schnitt 401,6 Yards pro Spiel zu, so viele wie kein anderes Team. Klingt nicht wirklich gut, um nicht zu sagen: Es ist ein Desaster.
Die Bilanz entspricht dann auch genau dem, was man von einem Team mit solchen Statistiken erwarten würde. Drei Siege, drei Niederlagen, ein Unentschieden - Mittelmaß in Reinform. Ein Yin und Yang, wie es besser kaum geht.
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Aber in der NFL geht es nicht um Ausgleich und Balance, sondern um Erfolg. Und diesem laufen gerade die Cowboys schon lange hinterher. Dass diese Saison wohl wieder im Nirgendwo enden wird, ist angesichts der Offense ein Unding - und ein bitterer Fakt für Quarterback Dak Prescott.
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Dak Prescott spielt auf MVP-Level
Oftmals wurde der 32-Jährige kritisch gesehen, in gewissem Maße auch zu Recht. Doch in dieser Saison spielt Prescott auf dem vielleicht höchsten Niveau seiner Karriere, aktuell zahlt er jeden Dollar seines fürstlichen Gehalts mit Leistung zurück.
In nahezu allen Quarterback-Statistiken reiht sich Prescott ganz oben mit ein. 268,7 Passing Yards im Schnitt pro Spiel bedeuten Rang vier, ebenso seine Completion Rate von 71,4 Prozent. Seine 16 Passing Touchdowns werden nur von Matthew Stafford überboten.
Dazu kommt Platz neun im Passer Rating und sogar der Spitzenplatz im Adjusted QBR von "ESPN", das neben dem reinen Passspiel auch weitere Komponenten wie Laufspiel, die Anfälligkeit für Sacks oder erweiterte Metriken wie EPA beinhaltet.
Kurzum: Prescott ist derzeit einer der besten Quarterbacks der Liga, vielleicht im Gesamtpaket sogar der beste. Und die besten Quarterbacks sind automatisch auch Favoriten auf die Auszeichnung als MVP. Spielt Prescott derzeit wie ein MVP? Antwort: klares Ja.
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Doch bei den Wettquoten von "DraftKings" vor Woche sieben tauchte der Name Dak Prescott in den Top-10 der MVP-Favoriten nicht auf. Was allerdings nicht an seiner individuellen Leistung liegen dürfte, sondern an dem Wissen, dass Quarterbacks von mittelmäßigen Teams diesen Award nicht gewinnen.
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Cowboys-Defense reißt Team nach unten
Und die Cowboys sind mittelmäßig, weil die Defense sie nach unten zieht. Oder umgekehrt: Dass sie überhaupt Mittelmaß und nicht Bodensatz der NFL sind, liegt hauptsächlich an Prescott.
Dreimal in dieser Saison scorte die Offense der Cowboys bereits 40 oder mehr Punkte, ein weiteres Mal immerhin 37 Zähler. Man stelle sich vor, wozu dieses Team fähig wäre, wenn die Defense wenigstens halbwegs kompetent und kompetitiv wäre.
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Zum Beispiel mit einem richtig guten Pass Rusher. Kein anderes Team lässt im Schnitt pro Spiel so viele Passing Yards zu wie die Cowboys. Das spricht nicht für die Secondary, aber deren Leben ist auch nicht gerade einfach, wenn der gegnerische Quarterback kaum unter Druck steht und jede Menge Zeit für sein Play bekommt.
Will sagen: Mit einem Micah Parsons im Team wären diese Cowboys ein Contender. Natürlich hätte Parsons alleine nicht die gesamten defensiven Probleme gelöst. Aber ein Team mit einer solchen Power-Offense braucht keine Top-10-Defense, um erfolgreich zu sein. Die schlechteste Defense der Liga ist jedoch schlicht zu wenig.
Parsons-Trade killt Super-Bowl-Chancen
Und hier kommt wieder Owner Jerry Jones ins Spiel. Denn er war es, der mit seinem Trade von Parsons zu den Green Bay Packers dieser Defense den Anker genommen hat. Mit Parsons war sie zumindest konkurrenzfähig, ohne ihn ist sie genau das, was sie jetzt ist: maßlos überfordert, zumindest gegen halbwegs gute Offenses.
Es wirkt beinahe tragisch, aber auf der Jagd nach dem ersehnten Super Bowl hat Jones seinem Team wohl genau jene Saison ruiniert, in der die Chance dazu am größten gewesen wäre.
Prescott in Hochform, dazu in CeeDee Lamb und George Pickens endlich zwei richtig gute Receiver, ein verlässlicher Running Back in Javonte Williams und ein Jake Ferguson, der zu alter Stärke gefunden hat. Dieses Arsenal an Playmakern haben nicht viele Teams zu bieten.
Doch auch diese Offense wird Spiele erleben, in denen sie nur 27 oder weniger Punkte scort. Exakt so, wie es dreimal in dieser Saison passiert ist. Alle drei Spiele wurden verloren. Dieses Team mit dieser Defense kann nur Spiele gewinnen, wenn die Offense überperformt.
Weshalb die Cowboys am Ende wohl nicht in die Playoffs kommen werden. Und weshalb Dak Prescott im MVP-Rennen keine Rolle spielen wird. Ein Titel, der für ihn unter normalen Umständen greifbar gewesen wäre. Den sein eigener Owner aber unmöglich gemacht hat.