Super Bowl LVIII in Las Vegas
Super Bowl 2024 - Christian McCaffrey: San Franciscos Hoffnungen ruhen auf dem Football-Roboter
- Aktualisiert: 10.02.2024
- 15:15 Uhr
- Rainer Nachtwey
Christian McCaffrey wird bei der MVP-Auszeichnung trotz seiner herausragenden Saison verschmäht. Während die Teamkollegen herausstellen, wie wichtig er für das Team ist, interessiert das den Running Back wenig.
Vom Super Bowl berichten Dominik Kaiser, Christian Koch und Rainer Nachtwey
"Jetzt mal ehrlich, bist du ein hoch entwickelter Football-Roboter? Dann blinzle einmal mit Deinen Augen, wenn Deine Antwort 'Ja' ist."
Die Frage von Peyton Manning sorgt in der Übertragung des Monday Night Games des 15. Spieltags zwischen den Philadelphia Eagles und Seattle Seahawks für große Erheiterung bei Peytons Bruder Eli und Gast Christian McCaffrey.
Dazu werden Bilder eingespielt, in denen an seinem Helm mit Schraubenziehern gearbeitet wird, während er ihn trägt.
Die Frage Peyton Mannings kommt nicht von ungefähr. Denn was McCaffrey in dieser Saison für die San Francisco 49ers abgeliefert und wie er sie in den Super Bowl gegen die Kansas City Chiefs (am Sonntag ab 0:30 Uhr im Liveticker auf ran.de und in der ran-App) getragen hat, wirken teils unmenschlich.
"Christian McCaffrey ist der beste Footballspieler, den ich in meinem Leben gesehen habe. Es gibt wirklich nichts auf dem Feld, das er nicht kann", sagt Teamkollege Kyle Juczszyk im Gespräch mit ran.
Das Wichtigste zum Super Bowl
McCaffrey mit beeindruckenden Zahlen
Wenn es einer wissen muss, dann Juszczyk. Der Fullback blockt in gewissen Spielzügen für "Run CMC" vor, verhilft ihm so zu mehr Raumgewinn.
Die Zahlen die McCaffrey auf den Rasen zaubert – allen voran in den Playoffs – sind beeindruckend.
2 Spiele, 4 Touchdowns. Und nicht irgendwelche. Beim Comeback-Sieg gegen die Green Bay Packers waren es die Touchdowns zur zwischenzeitlichen 14:13-Führung und die Punkte zum 24:21-Endstand 67 Sekunden vor Schluss.
Im Championship Game der NFC gegen die Detroit Lions war er für das 7:14 und den Ausgleich zum 24:24 verantwortlich, der nach dem dritten Score in Folge den Lions das Genick brach.
"Er kann zwischen den Tackles laufen, er kann außerhalb der Tackles laufen" schwärmt Juszczyk von seinem Teamkollegen, "und wenn er ein Receiver wäre, wäre ein All Pro Wide Receiver."
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Christian McCaffrey ist "das komplette Paket"
McCaffrey vereint wie von Juszczyk angesprochen Running Back und Wide Receiver in einem – und macht ihn zum absoluten Workhorse.
Gegen die Packers erzielt er in 17 Läufen 98 Yards, zudem wird er mit 12 Mal so oft von Quarterback Brock Purdy angeworfen wie kein anderer im Team, fängt den Mal dabei 7 Mal und erzielt weitere 30 Yards.
Eine Woche später im Championship Game dann ein ähnliches Bild: 90 Rushing Yards, 42 Receiving Yards, 20 Carries, 4 Pässe.
"Christian ist einer der vielseitigsten Running Backs, mit denen ich zu tun hatte", sagt 49ers-Assitant-Head-Coach Anthony Lynn im Interview mit ran.
Und Juszczyk führt noch weitere Attribute hinzu. Er sorgt nicht nur selbst für Yards, er verhilft auch den anderen zu Raumgewinn und Purdy zu mehr Ruhe in der Pocket. "Er kann Blitze aufnehmen, er sieht das Feld wie ein Quarterback. Er ist das komplette Paket", sagt Juszczyk.
"Er ist ein unglaublicher Zugewinn für unsere Offense", macht der Fullback klar, wie wertvoll der Running Back für die 49ers ist.
McCaffrey bei der MVP Wahl verschmäht
Wertvoll? Valuable? Da ist doch was.
Denn von den Journalisten wird er offenbar nicht als "valuable" genug gesehen. Zwar nominieren die ausgewählten Pressevertreter McCaffrey zur Auswahl um den MVP, den "Most Valuable Player", keiner der 50 setzt ihn dabei aber an erste Stelle. (Kommentar: Benennt den MVP in MVQ um)
Immerhin erhält er bei den NFL Honors in Las Vegas drei Tage vor dem Super Bowl noch die Auszeichnung zum Offensive Player of the Year.
Der verpassten MVP-Auszeichnung wird McCaffrey nicht groß hinterhertrauern. Schon vor den NFL Honors gibt er bei den Presseterminen nur ein Ziel aus.
"Diese Woche hat mich eins gelehrt. Die individuellen Auszeichnungen und Errungenschaften sind schön, aber nichts ist größer als der Super Bowl. Das ist so wahr", sagt McCaffrey.
"Ich bin dankbar dafür und betrachte sie nicht als selbstverständlich, aber einmal im Super Bowl zu spielen, ist das Größte auf diesem Planeten. Darum geht es doch nur in unserem Sport."
McCaffrey erzielt ein Viertel aller 49ers-Punkte
Am Sonntag eröffnet sich ihm und seinen 49ers nun das Größte in der Welt des Footballs. Die Hoffnungen der Teamkollegen ruhen auch auf ihm. Schließlich ist er mit 126 Punkten in der Regular Season für die Viertel aller Zähler San Franciscos verantwortlich – Extrapunkte nicht einberechnet.
"Was er aus dem Backfield machen kann, wenn er nach außen geht, in den Slot - das eröffnet der Offense ganz neue Möglichkeiten", führt Lynn weiter aus.
Und auch Brandon Allen, der dritte Quarterback San Franciscos, hält im Gespräch mit ran fest: "Wenn du jemanden hast, der so talentiert ist wie er, der eine Gefahr für jeden Gegner im Lauf- und Passspiel zu verteidigen, ist das schon etwas ganz Spezielles."
Zu speziell, so dass er doch ein Roboter ist? Zumindest macht McCaffrey damals den Spaß im "Manning Cast" mit und blinzelt einmal.