NBA am Sonntag live auf ProSieben MAXX, Joyn und ran.de: Läuft den Cleveland Cavaliers die Zeit davon?
Aktualisiert: 30.03.2024
14:22 Uhr
Seb Dumitru
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Cleveland dominierte vor der All-Star-Pause, sah zwischenzeitlich wie ein Elite-Team aus – trotz des Fehlens zwei seiner Top-Spieler. Seitdem die beiden Starter zurück sind, stockt der Motor gewaltig. Am Sonntag geht es zu den Denver Nuggets (ab 21:00 Uhr live auf ProSieben MAXX, Joyn und ran.de).
Von Seb Dumitru
Mitte Dezember standen die Cleveland Cavaliers nach drei Niederlagen in Folge bei einer mageren Bilanz von 13:12. Der Job von Head Coach J.B. Bickerstaff war in Gefahr.
All-Star-Guard Donovan Mitchell, der 2025 aus seinem Vertrag aussteigen kann, galt als einer der sichersten Trade-Kandidaten und wurde permanent mit den New York Knicks in Verbindung gebracht.
Viel schlimmer als der magere Start: die Hiobsbotschaft, dass zwei der drei wichtigsten Spieler – Evan Mobley und Darius Garland – einen bis zwei Monate ausfallen würden.
Dieser Autor schrieb damals: "Bitterer Tag für die Cavs, die zwei Starter am selben Tag verlieren! Ohne Mobley (Knie, sechs bis acht Wochen) & Darius Garland (Gesichtsfraktur, vier bis sechs Wochen) wirds schwer werden – auch im Osten. Cleveland (13:12) nur auf Platz 9 bisher. Bin gespannt, was mit Donovan Mitchell passieren wird ..."
Nach der Pleite am 1. Januar in Toronto lag das Team aus Ohio mit einer 18:15-Bilanz auf Rang sieben im Osten. Was passierte, war genau das Gegenteil von dem, was alle Beobachter erwarteten: Die Cavs legten einen beispiellosen Lauf hin, gewannen 17 ihrer nächsten 18 Partien und katapultierten sich schnurstracks die Tabelle der Eastern Conference hinauf, bis auf Rang zwei.
Mitchell sicherte sich im Januar als erster Cavs-Spieler seit LeBron James die "Player of the Month"-Trophäe, Jarrett Allen avancierte zum Double-Double Monster unter den Brettern und eine Armada von Rollenspielern, von Caris LeVert über Max Strus und Dean Wade zu Isaac Okoro und Georges Niang, entschlüsselte eine Reihe effektiver Lineups, die Partien am Fließband gewannen.
Ja, der Spielplan im Januar und Februar war softer als Zuckerwatte. Zehn der 17 Siege kamen gegen die Washington Wizards, San Antonio Spurs, Brooklyn Nets, Memphis Grizzlies und Toronto Raptors zustande.
Gleichzeitig demonstrierten die Cavaliers ohne Mobley und Garland, dass in diesem Team weit mehr Tiefe und Qualität steckt als noch im Vorjahr, als vor allem in den Playoffs gegen die New York Knicks (1:4) die Grenzen des Kaders brutal offenbart wurden.
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NBA: In diesen Spielen wurden die meisten Punkte erzielt
Angetrieben von einem Mitchell in der besten Verfassung seiner Karriere, verankert vom menschlichen Pogo-Stock Allen, schraubten die Cavs das Tempo hoch und ließen in bester Pace & Space-Manier Dreier und Punkte regnen.
Der Spalding zischte über das Parkett, Spieler trafen blitzschnelle Entscheidungen und ergänzten die zentrale Mitchell/Allen-Achse beinahe perfekt.
Ohne Nicht-Shooter Mobley und den balldominanten Garland wurden Lücken auf dem Parkett von Glue Guys ausgefüllt, die hochprozentig von der Dreierlinie trafen und robust bis exzellent verteidigten.
LeVert (13,6 Punkte und 5,3 Assists im Schnitt) ist der hinter Mitchell und Garland beste Spielgestalter aus dem Dribbling. Strus hat sich dank beinharter Defense und 2,4 Dreiern pro Partie unentbehrlich gemacht.
Okoro, der vermeintlich beste Wing-Verteidiger des Teams, hievte seine Dreierquote auf starke 39 Prozent. Niang (1,8 Dreier bei 38,0 Prozent) und Wade (1,5 Dreier bei 39,2 Prozent) treffen als Stretch Bigs beide über Ligadurchschnitt.
Sam Merrill, der letzte Pick im Draft 2020, lief über Wochen glühend heiß und führt das Team mit 41 Prozent von der Dreierlinie an.
Mehr ist irgendwie ... weniger?
Eigentlich, so müsste man meinen, hätte die Rückkehr von Mobley und Garland die Cavaliers endgültig unter den Elite-Teams zementieren müssen. Auch hier passierte aber genau das Gegenteil von dem, was zu erwarten gewesen wäre.
Eine Reihe von Faktoren trug zum Leistungsabfall bei. Der Spielplan wurde ungleich schwerer, die Passgenauigkeit der wichtigsten Protagonisten blieb problematisch und neuerliche Verletzungen machten Bickerstaff & Co. einmal mehr einen Strich durch die Rechnung.
Vom Höhenflug vor der All-Star Pause ist mittlerweile nicht mehr viel übriggeblieben. 12 Niederlagen aus 20 Partien haben die Cavs kassiert. Nur die Lotterie-Klubs Toronto, Portland, Utah, Memphis, Detroit, Washington und Charlotte haben in den vergangenen fünf Wochen häufiger verloren.
Ein negatives Net-Rating (minus 3,2) bestätigt das Bild von einem strauchelnden Team, dem langsam aber sich die Zeit davon rennt. Und am Sonntag geht es zu den Denver Nuggets (ab 21:00 Uhr live auf ProSieben MAXX, John und ran.de).
Ohne Mitchell und dessen Fähigkeiten als Scorer und Spielgestalter aus dem Pick-and-Roll sind die Cavaliers in Schwierigkeiten. "Spida" hat die vergangenen sechs und 15 der letzten 20 Partien verpasst.
Der All-Star ist der mit Abstand wichtigste Spieler dieses Klubs, der mit ihm auf dem Parkett 10,5 Punkte pro 100 Angriffe besser performt als ohne ihn. Sein Nasenbeinbruch und Knieprobleme scheinen jedoch überstanden, Mitchell soll am Wochenende wieder einsatzbereit sein.
Auch Mobley verpasste mit einer Sprunggelenksverletzung einen Großteil des Monats März, ist mittlerweile aber wieder fit.
Die permanenten Ausfälle haben es Bickerstaff aber enorm schwer gemacht, Antworten auf die größten Fragen rund um diese Truppe zu finden: Welche Lineup-Kombinationen funktionieren wie gut? Wer passt optimal neben wen, und wann? Und wie kann die Rotation vor allem mit Blick auf die Playoffs optimiert werden?
In den meisten Fällen ist die Formel in der NBA einfach: Packe deine fünf besten Spieler aufs Parkett und lasse sie zusammen so viele Minuten wie möglich abreißen, damit sie sich einspielen und aneinander anpassen können. In Cleveland ist gleich doppelte Überlappung gegeben, die für mehr Probleme als Lösungen gesorgt hat: einmal im Backcourt zwischen Mitchell und Garland, sowie im Frontcourt zwischen Mobley und Allen.
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Stunde der Wahrheit in den Playoffs
Laut "Cleaning the Glass" agiert Clevelands Angriff um 9,8 Punkte pro 100 Angriffe effizienter, wenn Mitchell ohne Garland auf dem Parkett steht. Teilen sich beide den Ball im Backcourt, sinkt der Wert auf 6,0 Punkte pro 100. Noch drastischer stellt sich die Situation bei Allen und Mobley dar. Cleveland ist magere 1,1 Punkte besser, wenn beide Big Men im Frontcourt auflaufen. Allen ohne Mobley macht die Cavs um 6,2 Punkte pro 100 Angriffe besser.
Das ist umso problematischer, desto mehr wir herauszoomen: In 636 Angriffen kommt dieses Starter-Quartett (Garland-Mitchell-Mobley-Allen) auf ein Net-Rating von plus 3,6. Das Duo Mitchell/Allen liegt bei plus 10,9 (in 1457 Angriffen), das Duo Garland/Mobley bei plus 14,7 (in 485 Angriffen).
All das zeigt, dass Bickerstaff am besten fährt, wenn er die Minuten seiner besten Guards und Bigs so staffelt, dass er de facto drei unterschiedliche Formationen einsetzt: die Starting Five, das Mitchell/Allen plus Shooter Lineup (das im Januar und Februar rasierte) sowie die Backup-Five, angeführt von den zwei Startern Garland und Mobley.
Die sensationell gute erste Saisonhälfte hat dafür gesorgt, dass den Cavs (44-29) ein Playoff-Platz so gut wie nicht mehr zu nehmen ist. Derzeit kämpfen sie mit den New York Knicks (44:28) um die Plätze drei und vier, selbst der zweite Rang (Milwaukee, 46:27) ist immer noch in Reichweite. Mit Orlando (42:30) und Indiana (41:33) lauern jedoch zwei junge Teams auf den Plätzen fünf und sechs. Und die zeigten sich zuletzt um einiges stabiler als Cleveland.
Mehr Pfeile im Köcher
Auf welchem Platz die Cavs final also landen werden, ist ein Stück weit Spekulation, zwei Wochen vor Ende der regulären Saison. Dass sie jedes Team in der Conference schlagen können, haben sie genauso unter Beweis gestellt wie ihre systemischen Probleme in puncto Personal und Ideal-Lineups.
Unterschiedliche Stile und Ansätze auszupacken kann absolut hilfreich sein in einer Playoff-Serie, wenn der Gegner die Go-to-Sets vermehrt scouten und neutralisieren kann. Es hilft, mehr als einen Pfeil im Köcher zu haben.
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Schaffen es Mitchell und Garland, im Wechsel für Dampf aus dem Pick-and-Roll zu sorgen? Können Mobley und Allen im Frontcourt Playoff-Spiele gemeinsam beenden?
Den Guards scheint die nötige Feinabstimmung zu fehlen, um aus ihrem Two-Men-Game permanent Mismatches zu jagen. Währenddessen hat Mobley den anvisierten Sprung zum echten Stretch Big aufgrund der vielen Ausfälle und trotz erkennbarer Verbesserung (noch) nicht geschafft.
Er bleibt aber der mit Abstand beste Verteidiger dieses Teams, das vor allem über seine defensive Identität kommt.
Spielt LeVert neben Garland und Mitchell in Crunchtime – und verbannt damit den besten Wing-Defender Okoro auf die Bank?
Dieses Team scheint mehr als eine Variante, mehr als eine Identität zu besitzen. Die Cavs haben enorm viel Talent im Kader und können auf unterschiedlichste Art und Weise Basketballspiele gewinnen.
Im besten Fall schaffen es Bickerstaff und sein Stab, alle Teile zu konsolidieren und eine der besten Abwehrreihen der Association zu mindestens vier, vielleicht sogar acht Siegen in den Playoffs zu coachen.
Es wäre mehr als eine Wiedergutmachung für das enttäuschende Auftreten vor einem Jahr... und diese mehr als chaotische Saison 2023/24.