2. Bundesliga: Hansa Rostock steigt ab und wird der Liga fehlen - die Vollzeit-Idioten aber nicht
Aktualisiert: 21.05.2024
11:51 Uhr
Chris Lugert
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Mit schweren Ausschreitungen seiner Problemfans verabschiedet sich Hansa Rostock aus der 2. Bundesliga. Der Klub an sich wird der Liga fehlen, auf die sogenannten Fans kann man aber verzichten. Ein Kommentar.
Der durchschnittliche Beobachter wird sich nach den Geschehnissen am Sonntag in Rostock bestätigt fühlen. "War ja klar", "Musste doch so kommen", "Was soll man von denen auch anderes erwarten?"
Diese Reflexe scheinen verständlich nach allem, womit Hansa Rostock - oder besser gesagt: der harte Kern an Berufsidioten, die sich Fans nennen - in den vergangenen Monaten und Jahren unschöne Schlagzeilen geschrieben hat. Und leider auch an diesem 34. Spieltag der 2. Bundesliga.
Das finale Saisonspiel gegen den SC Paderborn musste aus Rostocker Sicht gewonnen werden, um sich doch noch zumindest in die Relegation retten zu können. Als die Nachspielzeit anbrach und Hansa 1:2 hinten lag, zeigte der Klub aber wieder seine hässliche Fratze.
Raketen und Böller wurden abgefeuert, das Ostseestadion wurde von vermummten Gestalten auf der Tribüne in schwarzen Rauch gehüllt. Dass die Mehrheit im Stadion derartige Aktionen einfach nur abstoßend findet, interessierte die Selbstdarsteller nicht.
Vielleicht finden diese Personen sogar Gefallen daran, das Image ihres Klubs immer weiter zu beschädigen. Vielleicht empfinden es manche gar als ihre Aufgabe, immer wieder gestörtes Verhalten an den Tag zu legen, damit sie nicht aus der Übung kommen. Für Letztere gibt es zum Glück das Justizwesen, das hart durchgreifen sollte.
Und doch ist dieser Reflex, mit dem Finger auf Hansa Rostock zu zeigen und den Klub stereotyp in eine Schmuddelecke einzusortieren, fehl am Platz. Manch einer meint womöglich sogar, es sei gut, dass Rostock abgestiegen sei. So ein Klub sei schließlich kein Verlust für die 2. Bundesliga. Diese Denke allerdings ist reichlich primitiv.
Hansa-Bider auch bei anderen Klubs bekannt
Ja, Rostock hat Probleme mit gestörten Individuen, bei denen sich der Begriff "Fan" verbietet. Das gilt aber auch für andere Vereine. Das Kölner Rheinenergiestadion sah 2012 so ähnlich, wenn nicht noch schlimmer aus, als der 1. FC Köln am letzten Spieltag gegen die Bayern verlor und abstieg.
Damals drehten die ebenfalls für ihr auffälliges Verhalten bekannten Kölner Anhänger durch, zündeten Rauchbomben und Pyrotechnik und zwangen die Spieler somit, fluchtartig den Platz zu verlassen. "Das sind keine Fans, das sind Idioten, die die Fußballbühne nutzen", sagte der damalige Bayern-Stürmer Mario Gomez nach dem Spiel. Eine wahre Aussage.
Es ist müßig, darüber zu streiten, welcher Klub absolut oder relativ gesehen die meisten Spinner in seiner aktiven Fanszene hat, zumal man erst einmal definieren müsste, wann jemand ein gewalttätiger Spinner ist. Was ist schlimmer: Wenn Raketen, Rauchbomben und Pyrotechnik im Stadion gezündet werden? Oder wenn die Spieler des eigenen Klubs nach einem Abstieg um das Stadion gejagt werden, wie bei Schalke 2021?
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Hansa-Abstieg ein Verlust für die 2. Liga
Fußball lebt von Emotionen, die allerdings kein Blankoscheck für das Ablegen sämtlicher zivilisierter Verhaltensweisen sind. Daher ist jegliches derartiges Verhalten unentschuldbar. Und doch sind es gerade diese emotionalen Klubs, die den Fußball zu dem machen, was er ist. Je emotionaler, desto heftiger die Reaktionen - im Erfolgsfall, dann dienen sie als Vorbild. Aber auch im Misserfolg, dann werden unschöne Bilder produziert.
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Und auch Hansa kann beides. Die Fanszene des Klubs hat schon oft genug ihr anderes Gesicht gezeigt und bewiesen, warum der Klub eine Bereicherung für jede Liga sein kann. Dass die 2. Bundesliga Zuschauerrekorde knackte und zu einer Traditionsliga wurde, lag an Klubs wie Rostock - und nicht an Elversberg, Wehen Wiesbaden oder Greuther Fürth.
Und somit wird Hansa der 2. Bundesliga nach dem Abstieg definitiv fehlen, trotz aller Kultklubs, die sich im Unterhaus bereits versammelt haben. So wie auch der 1. FC Köln der 1. Bundesliga fehlen wird. Worauf jede Liga aber getrost verzichten kann, sind Gewalttäter, die sich selbst in den Mittelpunkt stellen und die jedes Maß für Regeln, Gesetze und Zivilisation verloren haben.
Hier müssen die Vereine, dazu gehört natürlich auch Hansa Rostock, endlich konsequenter vorgehen. Auch die Politik ist hier gefragt. Selbstreinigungsprozesse innerhalb der Fangruppen sind ein Mythos. Idioten raus aus den Stadien, niemand wird sie vermissen. Das gilt für die Krawallbrüder aller Klubs - nicht nur jener mit einem schlechten Ruf.