2. Bundesliga
Baumgart-Euphorie beim Hamburger SV: Führt dies endlich zum Erfolg?
- Aktualisiert: 25.02.2024
- 18:29 Uhr
- Oliver Jensen
Die Verpflichtung von Steffen Baumgart sorgt beim Hamburger SV für Euphorie. Doch kann der Kult-Trainer den Erwartungen überhaupt gerecht werden?
aus Hamburg berichtet Oliver Jensen
Sechs Trainern ist es bereits misslungen, den Hamburger SV zurück in die Bundesliga zu führen. Christian Titz, Hannes Wolf, Dieter Hecking, Daniel Thioune, Horst Hrubesch und Tim Walter sind allesamt an dieser Aufgabe gescheitert oder wurden vorzeitig entlassen.
Steffen Baumgart soll nun die Lösung sein. Zwölf Spiele verbleiben ihm, um den Tabellen-Dritten möglichst zum Direkt-Aufstieg zu führen.
Baumgart und der Hamburger SV - dies scheint auf den ersten Blick zu passen. Schon seit vielen Jahren gilt der 52-Jährige als bekennender HSV-Fan. "Ich habe schon öfter betont, dass das für mich ein besonderer Verein ist", sagte er und fügte hinzu: "Wenn du dich als Kind einmal entschieden hast, dann wechselst du öfter die Frau als den Verein."
Aussagen dieser Art kommen bei den Fans des Hamburger SV - die trotz Zweitklassigkeit für einen Zuschauer-Schnitt von 55.772 sorgen - erwartungsgemäß gut an. Mehr noch: In der Hansestadt brach ein regelrechter Baumgart-Boom aus!
Das Wichtigste in Kürze
Die schwarze Trainingsjacke, die Baumgart bei seinem ersten Auftritt im Volkspark trug, wurde laut "Bild" in den ersten zweieinhalb "Baumgart-Tagen" öfter verkauft als in den sieben Wochen zuvor. In den Standard-Größen M und L ist diese bereits ausverkauft.
Baumgart-Trainingsjacke ein Verkaufsschlager
Die Schieber-Mütze mit HSV-Logo und seinem Geburtsjahr "72", die Baumgart erstmals beim Heimspiel gegen den SV Elversberg (Sonntag, 13:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) tragen wird, wurde bereits in großer Stückzahl bestellt. Es dürfte ein Verkaufsschlager werden. "Der HSV hat da sehr schnell etwas hinbekommen", sagte er über seine Kopfbedeckung. Beim 1. FC Köln war die Schieber-Mütze der meistverkaufte Fan-Artikel.
Sogar weit über Hamburg hinaus sorgte die Verpflichtung von Baumgart für Reaktionen. "Jetzt werd ich noch zum HSV Fan. Ich fall vom Glauben ab… Alles Gute Baumi", postete beispielsweise Real-Profi Toni Kroos.
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Die große Frage ist nur: Kann Baumgart mit dem HSV diesem Hype überhaupt gerecht werden? Er selbst sagte: "Es ist eine hohe Euphorie, und dann natürlich auch eine hohe Erwartungshaltung."
Die Erfahrung zeigt, dass ein oder zwei enttäuschende Spiele in der Medienstadt Hamburg ganz schnell für einen Stimmungsumschwung sorgen können.
Bekommt Baumgart die Verteidigung in den Griff?
Jonas Boldt, der Sport-Vorstand des Hamburger SV, glaubt an Baumgart: "Er ist ein Trainer, der sehr viel Leidenschaft mitbringt und einen sehr aktiven Fußball spielen lässt. Wir werden nicht eine 180-Grad-Wende machen, sondern auf das aufbauen, was wir geschaffen haben, und auf den Weg setzen, den wir hier eingeschlagen haben."
Die Schwachstelle des HSV ist stets die Defensive gewesen. Unter Vorgänger Tim Walter waren selbst die Verteidiger so offensiv orientiert, dass die Mannschaft sehr anfällig für Gegenangriffe war. In den vergangenen beiden Heimspielen kassierte der HSV jeweils vier (!) Gegentore und verlor dadurch die Spiele.
Allerdings ist auch Baumgart kein Trainer, der vorrangig für defensive Stabilität steht. "Wer meine Spiele beobachtet hat, wird selten erleben, dass man zu Null spielt, aber man in der Lage sein wird, sich vielleicht drei oder vier Torchancen mehr zu erarbeiten", sagte er. Sein Ansatz sei, "dass ich eine hohe Aggressivität gegen den Ball habe, dass ich ein hohes und mutiges Anlaufen habe, dass ich immer wieder versuche, Tore zu erzielen."
Taktisch dürfte sich das Spiel ein wenig verändern. Walter setzte vor allem auf viel Ballbesitz und Dominanz, versuchte durch Seitenverlagerungen Chancen zu kreieren. Baumgart hingegen lässt seine Mannschaft lieber schnell vertikal nach vorne spielen. Zudem erwartet er, dass seine Offensivspieler noch mehr gegen den Ball arbeiten, um im Idealfall Ballverluste zu erzwingen und Konter auszuspielen.
Mit Paderborn gelang der Doppel-Aufstieg
Grundsätzlich weiß Baumgart, wie sich eine Mannschaft zum Erfolg führen lässt. Mit dem SC Paderborn gelang ihm 2018 und 2019 der Doppel-Aufstieg von der 3. Liga in die Bundesliga. Im Sommer 2021 übernahm er den 1. FC Köln, der wenige Wochen zuvor fast abgestiegen wäre, und führte den Verein auf Anhieb in die UEFA Europa Conference League.
Ich glaube, ein Schauspieler würde sagen, er hat Lampen-Fieber. Spätestens, wenn wir vom Hotel hierher fahren, geht mein Puls höher. Das hat viel mit Vorfreude zu tun, aber natürlich auch mit einer gewissen Anspannung
Steffen Baumgart vor seinem Debüt als HSV-Trainer
Gut zwei Monate nach seiner Freistellung in Köln ist Baumgart glücklich, wieder auf dem Trainingsplatz stehen zu können: "Ich bin gerne hier und habe sehr viel Spaß an dem, was ich mache - dass ich wieder die Jungs anbrüllen darf, um es höflich zu sagen."
Die Aufregung vor dem Heim-Debüt ist groß: "Ich glaube, ein Schauspieler würde sagen, er hat Lampenfieber. Spätestens, wenn wir vom Hotel hierher fahren, geht mein Puls höher. Das hat viel mit Vorfreude zu tun, aber natürlich auch mit einer gewissen Anspannung. Die gehört für mich auf jeden Fall dazu."
Seine Zielsetzung in Hamburg ist klar: "Wir wollen aufsteigen - und am besten in diesem Jahr."