Bayer Leverkusen vor Festwoche - Party mit Handbremse: "Wir haben noch etwas vor"
Aktualisiert: 22.05.2024
09:10 Uhr
Andreas Reiners
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Bayer Leverkusen hat in der Bundesliga Historisches geschafft. Die ganz große Party muss aber warten, denn die Mannschaft um Trainer Xabi Alonso will die Erfolgsstory in der kommenden Woche noch weiterschreiben.
Xabi Alonso brachte die Gefühlslage ziemlich gut auf den Punkt.
Der Meistertrainer sprach wohl allen Leverkusenern aus der Seele, als er nach der ersten Euphorie rund um die Übergabe der Schale kurz einmal durchatmen konnte.
Die Emotionen waren ihm noch deutlich anzusehen, der Spanier zeigte sich ob des historischen Ausmaßes von Bayers Bundesliga-Saison immer noch ergriffen.
"Ich brauche mehr Zeit, um das zu begreifen", sagte Alonso inmitten der Feierlichkeiten um die erste Meisterschaft des Klubs, bei der seine Mannschaft als ungeschlagenes Team Maßstäbe setzte. Keine Niederlage in der Bundesliga-Saison, 90 Punkte, dazu mittlerweile 51 Pflichtspiele ohne eine Pleite - die Werkself hatte Geschichte geschrieben. Beziehungsweise schreibt sie noch.
Deshalb war es am Samstag ein vergleichsweise kurzes Vergnügen. Denn Bayer hat noch etwas vor. Die Werkself will der Erfolgsstory noch zwei weitere Kapitel hinzufügen.
Daher gab es "nur" eine Mini-Ekstase, einen heftigen Ausbruch, zeitlich begrenzt allerdings. "Jetzt haben wir nicht so viel Zeit", betonte Alonso. "Jetzt haben wir eine Woche mit zwei Endspielen, das ist eine einmalige Chance. Es gibt zu viele Emotionen gerade, es ist nicht einfach, das alles zu erklären."
Was sich zuvor auf dem Platz abgespielt hatte, war kein Vergleich zum 14. April, als der Titelgewinn durch das 5:0 gegen Bremen feststand, als die Gefühle in der BayArena mit mehreren Platzstürmen förmlich explodierten, als die Mannschaft danach die Nacht zum Tag machte.
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Nach dem 2:1 gegen Augsburg am 34. Spieltag war die angezogene Handbremse dann doch zu spüren. Ja, es gab das Bad in der Menge, bei dem Kapitän Lukas Hradecky und Alonso die Schale an die Fans abgaben, die damit minutenlang feierten.
Als die Schale für einen Moment im Block verschwand, "habe ich kurz Angst gehabt", gestand Hradecky lachend: "Aber sie haben sie alle mit Respekt behandelt. Sie sind besser damit umgegangen als ich mit dem Ball." Ihm sei "direkt klar" gewesen, dass er die Trophäe den Fans gibt, "sie haben genauso ihren Anteil wie die Mannschaft. Vielleicht kriege ich jetzt eine Strafe von der DFL. Aber vielleicht übernimmt der Verein das ja."
Für ihn war es als Kapitän eine große Ehre, die Schale als Erster in den Himmel zu heben, betonte er, "und ich habe darauf geachtet, dass ich sie richtig herum hebe und nicht irgendeine Scheiße baue".
Bayer Leverkusen: Fast ein wenig beschaulich
Nach den ersten Gefühlsausbrüchen wurde es dann aber fast schon ein wenig beschaulich. Die Mannschaft stand noch lange auf dem Rasen, gemeinsam mit Familie, Kindern und Freunden. Es wirkte inmitten der riesigen Konfettilachen wie ein großes Familienfest – Fotos wurden geschossen, es wurde gelacht, alle lagen sich glückselig in den Armen, immer wieder wurde die Schale angefasst oder die Medaille geküsst.
Dazwischen gab es Interaktionen mit den Anhängern. So hatte zum Beispiel Robert Andrich mit Tochter Malia eine La Ola vor der Nordkurve angesetzt. Ansonsten herrscht immer noch ein Stück weit Ungläubigkeit in den Reihen des Meisters. "Das ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Ich realisiere das immer noch nicht", sagte Andrich.
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Bayer Leverkusen: Traumwandlerische Sicherheit
Das ist die Herausforderung, die Bayer bislang ideal bewerkstelligt hat: Das Geschehene irgendwie greifen, verarbeiten, sinken zu lassen, gleichzeitig aber fokussiert und konzentriert zu bleiben - das ist ein schmaler Grat, auf dem die Leverkusener bislang mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit wandern. Das soll jetzt noch eine Woche so weitergehen.
Und es gibt ja auch Hilfe, um das bislang Erreichte zu (be)greifen: Neben der Meister-Medaille und der Möglichkeit, sich von der Schale eine Replica anfertigen zu lassen, schenkte der Verein den Helden goldene Ringe mit dem Klublogo – die NFL lässt grüßen.
Doch das alles soll nur der Anfang sein, denn mit den Endspielen in der Europa League (am Mittwoch gegen Atalanta Bergamo) und im DFB-Pokal (Samstag/gegen den 1. FC Kaiserslautern) winkt dem Klub sogar das Triple.
"Ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass wir nicht zwei bis drei Getränke haben werden. Im Fußball sollte man den Moment genießen", verriet Granit Xhaka, doch Sportdirektor Simon Rolfes betonte nochmals das, was sowieso allen klar ist: "Wir haben in der kommenden Woche noch etwas vor."
Bayer Leverkusen: Party mit Handbremse
Deshalb gab es am Samstag eine Meisterparty im engsten Rahmen. Mit der bereits eingelegten Handbremse. "Wir wissen natürlich auch, dass Mittwoch ein großes Spiel auf uns wartet und wir werden alles dafür tun, den nächsten Pokal mit nach Leverkusen zu holen", sagte Andrich, der berichtete, dass die Mannschaft von der Zeremonie noch einmal zusätzlich angefixt wurde. "Das ist schon etwas sehr Spezielles. Und das wollen wir jetzt noch zwei Mal haben."
Denn an Tage wie diese wird man sich in Leverkusen "lange erinnern, wie Alonso ankündigte. "Wir verdienen, jetzt Teil dieser Geschichte im europäischen Fußball zu sein. Ich bin sehr zufrieden, die Fans können feiern. Heute können wir ein bisschen genießen. Und morgen erholen".
Um dann am Montag die Festwoche einzuläuten. Bayer hat schließlich noch etwas vor.
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