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Borussia Dortmund: Jobe Bellingham kann die Erwartungen beim BVB noch nicht erfüllen
- Veröffentlicht: 31.08.2025
- 23:43 Uhr
- Tobias Wiltschek
Er ist der neue Hoffnungsträger bei den Dortmundern. Doch auch gegen Union Berlin offenbart Jobe Bellingham noch einige Schwachstellen.
Nein. Zu solch wilden Szenen rund um Jobe Bellingham wie noch vor einer Woche am Hamburger Millerntor ist es diesmal in Dortmund nicht gekommen.
Beim klaren 3:0-Heimsieg des BVB gegen Union Berlin wurde der 30-Millionen-Einkauf nicht schon in der Halbzeitpause ausgewechselt. Auch sein Vater hat sich – nach allem, was man hört – diesmal nicht Zutritt zu den Katakomben des Stadions verschafft, um sich bei den BVB-Bossen über die frühe Auswechslung seines Sohns zu beschweren.
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Dennoch ist zumindest zu bezweifeln, dass Mark Bellingham am Sonntag mit den Entscheidungen von Kovac rundum zufrieden gewesen ist.
BVB: Bellingham wird wieder vorzeitig ausgewechselt
Denn auch bei seiner Heimspielpremiere in der Bundesliga wurde Bellingham junior von seinem Coach vorzeitig vom Feld genommen. Schon in der 70. Minute war für den 19-Jährigen das Spiel vorbei. Kovac nutzte seine erste Auswechslung, um den Engländer mit Felix Nmecha zu ersetzen.
Bellingham war, das hatten alle im Stadion und vor den Bildschirmen gesehen, gezeichnet von diesem Spiel. Schon früh hatte er sich in einem Kopfballduell eine blutende Platzwunde zugezogen, auch in der zweiten Halbzeit war er an einem Zusammenprall beteiligt.
Dass Kovac ihn beim Stand von 2:0 vom Feld nahm, hatte aber auch damit zu tun, dass er Bellingham offensichtlich noch keine vollen 90 Minuten in einem Bundesliga-Spiel zutraut. Was bei einem Transfer dieser monetären Güteklasse doch einigermaßen verwundert.
Kovac: Bellingham muss sich noch an die Bundesliga gewöhnen
"In der englischen Championship ist ein ganz anderes Tempo als hier in der Bundesliga. Daran muss er sich noch gewöhnen", sagte der 53-Jährige bei "DAZN" und erinnerte daran, dass der britische Teenager vor seinem Wechsel nach Dortmund noch kein einziges Erstliga-Spiel bestritten hat.
In seiner Vita stehen bislang lediglich 109 Spiele für Birmingham City und den AFC Sunderland in der Championship, was trotz der hochtrabenden Bezeichnung eben nur die 2. Liga in England ist.
Bellingham müsse sich aber nicht nur physisch an die Bundesliga gewöhnen, sondern auch taktisch, war aus Kovacs Ausführungen herauszuhören. Er habe seinen zentralen Mittelfeldspieler schon in der Anfangsphase gegen Union zu sich an die Seitenlinie zitiert, um ihm klarzumachen, dass er sich auf dem Feld offensiver positionieren solle.
"Er muss sich im Rücken der gegnerischen Stürmer aufhalten. Es bringt nichts, wenn wir hinten eine 3-gegen-2-Situation als eine 4-gegen-2-Situation spielen, das macht überhaupt keinen Sinn", sagte Kovac. "Wir brauchen die Anspielstationen hinter den beiden Stürmern."
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Ballack: Bellingham muss sich Akzeptanz noch erarbeiten
Auch Experte Michael Ballack sah, dass sich der Neuzugang mit dem prominenten Nachnamen noch schwertut, auf dem Platz eine Bindung zu seinen Mitspielern herzustellen, begründete dies aber auch mit den Vorkommnissen vor einer Woche.
"Man merkt ihm an, dass es ihn vielleicht noch ein wenig verunsichert hat, dass er noch nicht ganz angekommen ist", sagte der Vize-Weltmeister von 2002 und betont, dass Jobe noch einen weiten Weg vor sich hat, wenn er in Dortmund irgendwann einmal das Standing seines älteren Bruders Jude erreichen will.
Die Voraussetzungen dafür seien optimal, findet der Experte: "Jetzt liegt es an ihm, sich in seinem Umfeld mit seinen Mitspielern so zu entwickeln und sich diesen Stellenwert mit seiner Persönlichkeit und seiner Ausstrahlung so zu erarbeiten, dass er der diese Akzeptanz in der Mannschaft erlangt, dass die Mannschaft für ihn läuft."
Diese Akzeptanz aber müsse er sich durch Disziplin und harte Trainingsarbeit erst erkämpfen. Er hat zwar gegen Union bis zu seiner Auswechslung die meisten Zweikämpfe aller Spieler auf dem Platz gewonnen (12). Das allein aber reicht noch nicht, um der neue Chef im Mittelfeld der Dortmunder zu werden.
Er muss sich bei Kovac täglich beweisen. Den Konkurrenzkampf, so vermutet Ballack, bekomme der neue Hoffnungsträger schon zu spüren.
Wie schwer es für Bellingham werden könnte, sich da zu behaupten, deutete sich bereits gegen Union Berlin an. Nur zehn Minuten, nachdem er für Nmecha ausgewechselt wurde, traf dieser sehenswert zum 3:0-Endstand.