BVB: Wird Emre Can für Nuri Sahin auf einer ungewohnten Position plötzlich zur Ideallösung?
Aktualisiert: 10.11.2024
00:53 Uhr
Justin Kraft
Borussia Dortmund geht auf dem Zahnfleisch. Genau in dieser angespannten Situation hat Nuri Sahin mit Emre Can und Nico Schlotterbeck aber ein Innenverteidiger-Duo gefunden, das gut zu funktionieren scheint. Wie viel Zukunftspotenzial steckt in dieser Konstellation?
"Emre ist ein brutal schneller Spieler. Wir können eine sehr hohe Kette spielen", sagte Nico Schlotterbeck bei "DAZN" nach dem 1:0-Sieg des BVB gegen Sturm Graz in der Champions League über seinen neuen Nebenmann in der Innenverteidigung: "Deswegen macht es sehr viel Spaß." Dieser Nebenmann ist niemand Geringeres als Emre Can.
Can kassierte in den vergangenen Wochen immer wieder teils heftige Kritik dafür, dass er im Mittelfeld zu leichte Fehler gemacht hat, dabei auch einige Gegentore verschuldet. Damit wurde er auch zum Sinnbild der BVB-Krise.
Genauso wird der 30-Jährige nun aber zum Sinnbild einer Phase, in der sich Dortmund mit aller verbliebenen Macht gegen die Müdigkeit und gegen die vielen Ausfälle stemmt.
In Wolfsburg, wo das Team von Nuri Sahin unglücklich verlor, gegen RB Leipzig und nun auch gegen Sturm Graz spielten er und Schlotterbeck in der Innenverteidigung.
Beide geben derzeit auf ihre Art und Weise Stabilität und Halt in Wochen, die für den BVB alles andere als einfach sind. Ein Glücksfall mit Zukunftspotenzial?
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BVB-Kapitän Emre Can überzeugt in der Innenverteidigung
Eine Erkenntnis für Sahin sollte sein, dass Cans beste Position in der Innenverteidigung ist. Auch wenn er ein gelernter Mittelfeldspieler ist, fehlen ihm dort zu viele Qualitäten, um in einem Team wie Borussia Dortmund optimal integriert werden zu können. Gerade in Ballbesitz verschleppt er das Tempo zu häufig, wenn er auf seiner angestammten Zentrumsposition spielt.
In der Innenverteidigung kommt Can seltener in Situationen, in denen er derart unter Druck gesetzt wird, dass er einfache Fehler macht. Gegen Graz gab es zwei, drei Szenen, in denen er unnötige lange Bälle zum Gegner schlug, sonst aber blieb er zumindest souverän.
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FC Bayern München: Mehrere Flops! Verkäufe von Leihspielern werden forciert - Loan Army des FCB
Die "Loan Army" des FC Bayern Der FC Bayern München hat auch in der Saison 2024/25 wieder zahlreiche Spieler aus der Profi-, Amateur- und U19-Mannschaft verliehen. ran zeigt, wo der FCB die Spieler "geparkt" hat und wie die weitere Zukunft aussehen kann. (Stand: 03. Juni 2025/ Quelle: transfermarkt.de)
Bryan Zaragoza (CA Osasuna) Zaragoza konnte bei CA Osasuna in 27 Spielen sieben Scorer-Punkte sammeln. Er hätte sich einen neuen Angriff auf den Bayern-Kader vorstellen können. Doch Trainer Vincent Kompany ist offenbar nicht überzeugt. Der 23-Jährige ist demnach nicht einmal für die Klub-WM eingeplant. Die Bayern wollen Zaragoza am liebsten direkt verkaufen und nicht wieder verleihen. Er hat noch einen Vertrag bis 2029. Celta Vigo, Real Betis und Villareal können sich laut "Sky" einen Deal vorstellen. Es soll auch lose Anfragen aus Italien und England geben.
Frans Krätzig (RB Salzburg) Die Leihe von Frans Krätzig an den VfB Stuttgart wurde vorzeitig abgebrochen. Dadurch konnte der 21-Jährige in Heidenheim den nächsten Anlauf wagen und überzeugte vor allem in den Relegationsspielen gegen Elversberg. Zur neuen Saison verkaufen ihn die Bayern an RB Salzburg für 3,5 Millionen Euro fest.
Paul Wanner (1. FC Heidenheim) Rein von der Spielzeit war die Leihe nach Heidenheim ein Erfolg. Der 19-Jährige kam in 41 Spielen zum Einsatz, allerdings nicht immer über 90 Minuten. Dabei sammelte er zehn Scorer-Punkte und internationale Erfahrung in der Conference League. Dennoch hatte er starke Schwankungen in seiner Leistung. Er kehrt zunächst zum FC Bayern zurück. Ein weiteres Leihgeschäft scheint denkbar.
Gabriel Vidovic (1. FSV Mainz 05) Die Mainzer zahlten eine Leihgebühr über 500.000 Euro. Am Ende wurde die Leihe nach nur 25 Minuten in der Bundesliga in fünf Spielen im Winter abgebrochen. Der 21-Jährige darf dem Vernehmen nach die Bayern fix verlassen. Dinamo Zagreb soll am Kroaten dran sein. Dort kickte er bereits 2023/204 auf Leihbasis. Für Dinamo kam er damals in 40 Spielen zum Einsatz und traf neun Mal, bereitete drei Tore vor. Da sein Vertrag 2026 ausläuft, dürfte die Ablöse nicht all zu hoch ausfallen.
Lovro Zvonarek (SK Sturm Graz) Per Leihe schickte der FC Bayern Talent Lovro Zvonarek nach Österreich zu Sturm Graz. Der 19-Jährige kam in 22 Pflichtspielen zu drei Scorer-Punkten. Dabei sammelte er auch 135 Minuten in der Champions League. Jedoch sind das die Zahlen bis November letzten Jahres. Seitdem stand er kaum noch im Kader und spielte nur noch neun Minuten. Die Leihe floppte. Weitere Zukunft offen. FCB-Vertrag bis 2027.
Armindo Sieb (1. FSV Mainz 05) Mainz hat Sieb bis zum 30.06.2026 ausgeliehen. In der ersten Saison kommt der Stürmer auf 881 Spielminuten und sechs Scorer-Punkte. Das Leihgeschäft kostet die 05er laut "Bild" eine Million Euro. Sie haben nach Ablauf der Leihe demnach eine Kaufoption über fünf weitere Millionen. Als Absicherung haben die Münchner wiederum eine Rückkaufoption in unbekannter Höhe einbauen lassen.
Alexander Nübel (VfB Stuttgart) Der VfB Stuttgart und die Bayern dehnten die bereits seit 2023 laufende Leihe von Alexander Nübel bis 2026 aus. Durch die Verpflichtung von Jonas Urbig scheint ein fixer Verkauf in naher Zukunft möglich - auch wenn Nübels Vertrag noch bis 2029 beim FCB geht.
Mathys Tel (Tottenham Hotspur) Im Februar wechselte Mathys Tel auf Leihbasis zu Tottenham Hotspur. Damals überwiesen die Londoner rund zehn Millionen Euro Leihgebühr und sicherten sich eine Kaufoption für weitere 50 Millionen Euro. Laut "Sky" besteht ein Interesse seitens der "Spurs", Tel weiterhin zu halten. Doch nicht für diesen Preis. Zudem wollen sie die Leihe von Tel noch einmal verlängern. Damit die Bayern da mitspielen, soll die Leihgebühr hoch ausfallen und eine Kaufpflicht verankert werden. FCB-Sportvorstand Max Eberl soll jedoch einen direkten Verkauf anstreben.
Arijon Ibrahimovic (Lazio Rom) Das Leihgeschäft ging in die Hose. Als eines der vielversprechendsten Talente der Bundesliga zog es den gebürtigen Nürnberger zu Lazio Rom. Sieben Ligaminuten und zwölf Pokalminuten waren das höchste der Gefühle. Schnell also zurück nach München. Der Vertrag des 19-Jährigen läuft bis 2027.
Adam Aznou (Real Valladolid) Der 18 Jahre alte Außenverteidiger durfte in Spanien in 13 Partien Spielpraxis sammeln und kehrt nun zurück, um zum Klub-WM-Kader des FCB dazuzustoßen. "Adam Aznou hat bei Real Valladolid wertvolle Erfahrungen gesammelt und sich sehr gut weiterentwickelt", erklärte Bayerns Sportdirektor Christoph Freund und deutete an, ihm in München eine weitere Chance zu geben.
Hyun-ju Lee (Hannover 96) In der 2. Bundesliga konnte der Südkoreaner in 24 Spielen viele Einsatzminuten sammeln. Dabei steuerte er drei Tore und zwei Vorlagen bei. Er kehrt im Sommer zur Zweiten Mannschaft des FC Bayern erstmal zurück. Es sei denn die Hannoveraner ziehen im Juni noch die vereinbarte Kaufoption. Beim FCB steht er noch bis 2027 unter Vertrag.
Taichi Fukui (FC Arouca) Für den Japaner ging es nach dem letztjährigen Abstieg mit Portimonense in Portugal weiter. Der Mittelfeldspieler, der 13 Mal für Portimonense auflief, wurde an den Erstligisten FC Arouca verliehen und gehörte dort zunächst zur Stammelf, zuletzt wurde er aber nicht mehr ganz so häufig eingesetzt. Im Winter verkauften ihn die Münchner für 1,6 Millionen Euro an die Portugiesen.
Maurice Krattenmacher (SSV Ulm) Trotz des Abstiegs mit Ulm war Krattenmacher einer der besseren Spieler dort. In 33 Einsätzen verbuchte er drei Tore und acht Vorlagen. Der 19-Jährige kehrt zu den Bayern zurück und hat dort noch einen Kontrakt bis 2027. Zudem ist er Teil des Kaders für die anstehende FIFA-Klub-WM (live und kostenlos im Joyn-Livestream) und soll laut Freund näher ans Profiteam herangeführt werden.
Gibson Nana Adu (SpVgg Unterhaching) Wie Krattenmacher, verpflichtete der FCB auch Gibson Nana Adu von Unterhaching. Der 16 Jahre junge Stürmer blieb aber zunächst noch für eine Saison auf Leihbasis bei der SpVgg. Dort kam er auf 345 Spielminuten in der 1. Mannschaft. Er kehrt zunächst zurück.
Maximilian Hennig (SpVgg Unterhaching) In Unterhaching gab es in der Saison 2024/25 noch einen zweiten Bayern-Leihspieler: Maximilian Hennig. Der 18-Jährige sollte beim Drittligisten den Sprung in den Erwachsenenfußball bewältigen, nachdem er beim Rekordmeister bislang in der U19 und in der UEFA Youth League aktiv war. Der Vertrag des Linksverteidigers läuft noch bis 2027. In Haching gehörte er zum Stammpersonal. Auch er kommt erstmal zurück zum FCB.
Matteo Perez Vinlöf (Austria Wien) Der Schwede spielte nach der Vertragsverlängerung in München bis 2027 für ein Jahr auf Leihbasis für Austria Wien. War bei der Austria unangefochtener Stammspieler. Sein Papier ist beim FCB noch bis 2027 gültig. Die Bayern beorderten ihn erst einmal zurück.
Tom Ritzy Hülsmann (SKN St. Pölten) In der zweithöchsten Spielklasse Österreichs sammelte Torhüter Tom Ritzy Hülsmann regelmäßig Spielpraxis. Der 20-Jährige aus Trier brachte die Erfahrung von 29 Einsätzen in der Regionalliga Bayern mit zum SKN St. Pölten. In München läuft der Vertrag des 2,05-Meter-Hünen noch bis 2026. Fügte sich gut in Österreich ein und agiert als Nummer 1.
Nestory Irankunda (Grasshoppers Zürich) Der 19 Jahre alte Offensivspieler wurde im Winter an den Schweizer Erstligisten ausgeliehen und begeisterte dort prompt mit seinen Dribblings und seiner Geschwindigkeit. In insgesamt 21 Einsätzen gelangen ihm ein Tor und drei Assists. Nachdem er mit den Grasshoppers erst in der Relegation den Klassenerhalt schaffte, kehrt er vorerst zurück nach München.
Dafür aber konnte er in der Innenverteidigung seine Qualitäten in der Zweikampfführung optimal ausspielen, war häufig direkt am Gegenspieler und ließ sich nur selten überrumpeln. Sechs seiner neun Zweikämpfe am Boden gewann er laut "SofaScore", zwei von drei Luftzweikämpfen ebenfalls.
Nun wäre es sicherlich zu früh und zu viel, Can nach berechtigter Kritik gleich in den Fußball-Olymp zu hieven. Doch wenn der BVB-Kapitän eine Zukunft in der Startelf von Borussia Dortmund haben soll, dann in der Innenverteidigung. Zumal Niklas Süle und auch Waldemar Anton bisher keine außergewöhnlich schlagkräftigen Argumente für sich liefern konnten.
Borussia Dortmund: Wichtige Saison für Nico Schlotterbeck
Extrem wichtig für Can ist aber auch, dass Schlotterbeck derzeit vorangeht. Für den 24-Jährigen ist die aktuelle Spielzeit eine sehr wichtige. In seiner Zeit beim BVB deutete der Linksfuß mehrfach an, dass er zu starken Leistungen in der Lage ist.
Wirklich konstant war er jedoch selten. Stellungsfehler, unerklärliche Fehlpässe im Aufbau oder schlicht Momente, in denen er zu übermütig wurde – damit riss er sich richtig gute Phasen regelmäßig selbst ein. Gerade jetzt, wo der BVB weder Form noch ausreichend Spieler hat, übernimmt Schlotterbeck aber Verantwortung und zeigt von Spiel zu Spiel starke Leistungen. Halt, den der BVB dringend benötigt.
Dass man in der Bundesliga bisher 15 Gegentore kassiert hat, täuscht ein wenig darüber hinweg, dass man defensiv im Saisonverlauf stabiler geworden ist. Gegen Sturm Graz ließ der BVB exakt eine gute Möglichkeit zu, die das Spiel zwar hätte kippen können, letztlich aber ungefährlich blieb. Ansonsten verteidigten Can und Schlotterbeck alles weg, was an Kontern auf sie zurollte.
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Innenverteidigung muss die Leistungen bestätigen
Wie so oft bei Borussia Dortmund wird es nun darum gehen, diese Leistungen auch zu bestätigen. Bei Schlotterbeck dürfte man da etwas optimistischer sein als bei Can. Denn der Kapitän wurde auch unter Edin Terzic schon mehrfach als Innenverteidiger eingesetzt. Seine Leistungen waren so wechselhaft wie eh und je. Umso spannender wird es zu sehen sein, welche Lehren Sahin aus dieser jetzigen Phase zieht.
Im Mittelfeld zeigten Marcel Sabitzer und Felix Nmecha, dass sie in der Defensive nicht zwingend schwächer sind als Can. In der Viererkette wird nach der Rückkehr von Waldemar Anton und Niklas Süle der Konkurrenzkampf neu ausbrechen. Kann Can seine aktuellen Leistungen bestätigen, wird es für die beiden zumindest kein Selbstläufer, wieder in die Startelf zu finden.
Für Sahin wäre es vermutlich dennoch einfacher gewesen, hätte er mit Amtsantritt einen Strich unter die Amtszeit von Can als Kapitän gezogen. Vielleicht wäre das Thema insgesamt dann etwas kleiner – und der Druck sowie das Brennglas auf den Spieler nicht so groß.
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Nico Schlotterbeck: Dortmund-Kapitän der Zukunft?
Schlotterbeck hingegen meldet mit seinen aktuellen Leistungen Ansprüche darauf an, in der Hierarchie weiter nach oben zu klettern. Dass er viel, manchmal vielleicht sogar zu viel Selbstbewusstsein hat, ist längst kein Geheimnis mehr. Kann er dieses aber kanalisieren und sich voll auf seine Aufgaben konzentrieren, ist er einer der besten Innenverteidiger der Liga.
Seine Spieleröffnung war gegen Graz ein wichtiges Mittel, um die Partie von Beginn an zu kontrollieren. Schlotterbeck bringt alles mit, um den BVB als Abwehrchef anzuführen – nur die Konstanz muss er eben noch nachweisen.
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Nach Bayern-Sieg: Kimmich mit düsterer CL-Vorhersage
Im Moment aber ist es schon deshalb eine interessante Konstellation, weil nicht der erfahrene Kapitän hauptsächlich dafür verantwortlich ist, dass sich ein angeschlagener BVB etwas stabilisiert. Es ist der 24-jährige Innenverteidiger, der das Team einerseits stabilisiert, andererseits aber auch seinem Kapitän dabei verhilft, dass dieser sich wieder mehr auf sich konzentrieren kann.
Und so ist das Duo zumindest für den Moment ein großer Gewinn für Sahin. Alles andere ist eben so, wie es bei Borussia Dortmund immer ist: Schon im kommenden Spiel kann sich alles wieder drehen.