Nach der Pleite gegen Dortmund ist Max Eberl als Krisenmanager gefordert, um die verkorkste Saison des FC Bayern noch halbwegs zu retten. Fast noch wichtiger ist aber, dass er so schnell wie möglich einen neuen Cheftrainer findet.
Seinen ersten Monat beim FC Bayern dürfte sich Max Eberl ganz sicher anders vorgestellt haben.
Zwar stabilisierte sich die Mannschaft nach dem 2:2 am 1. März in Freiburg bis zur Länderspielpause und schaffte immerhin das Minimalziel, den Einzug ins Champions-League-Viertelfinale.
Doch die erste Bundesliga-Heimniederlage gegen Borussia Dortmund nach fast genau zehn Jahren, vor allem aber der auf ganzer Linie enttäuschende Auftritt der kompletten Mannschaft machten jegliche Hoffnungen auf einen Frühlingsaufschwung zunichte.
Erst die Absage des erklärten Wunschkandidaten Xabi Alonso, dann der erneute Leverkusener Last-Minute-Sieg gegen Hoffenheim und schließlich die 0:2-Pleite im Prestigeduell gegen den BVB, nach der Thomas Tuchel dem 13 Punkte enteilten Werksklub schon voreilig zur Meisterschaft gratulierte.
Leverkusen kann schon in zwei Wochen Meister sein
Sein Vorgesetzter will dies erst tun, wenn Bayer auch mathematisch nicht mehr einzuholen ist – frühestens in zwei Wochen kann das der Fall sein.
Eine Zäsur für die erfolgsverwöhnten Münchner, die erstmals seit 2012 ohne Meistertitel dastehen werde. Eberl hätte sich sicher einen besseren Einstieg vorstellen können.
Zumal er jetzt an mehreren Fronten gefragt ist. Einerseits muss er maßgeblich darauf Einfluss nehmen, dass die Saison in der Liga nicht komplett abgeschenkt wird und am Ende auch noch Verfolger VfB Stuttgart am FCB vorbeizieht.
"Wir sollten mal in den Rückspiegel schauen, was da passiert, und unsere Hausaufgaben machen, unsere Spiele gewinnen und die Champions League sichern", mahnte Eberl mit Blick auf den auf zehn Punkte geschmolzenen Vorsprung auf Rang fünf.
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Babbel: "Bayern bekommt Riesenproblem gegen Arsenal“
Andererseits muss er darauf achten, dass das Team und Tuchel ungeachtet aller offensichtlichen Probleme miteinander noch genug Motivation aufbringen, um zumindest in der Königsklasse gegen den FC Arsenal (9. und 17. April) die vorgebliche Klasse abzurufen und die Saison mit einer Halbfinal-Teilnahme noch halbwegs zu retten.
"Bayern bekommt ein Riesenproblem gegen Arsenal, wenn sie nicht wieder ihre normale Form finden", sagte ran-Experte Markus Babbel.
FC Bayern vs. Borussia Dortmund: Die Noten der Bayern und des BVB
Deshalb stützte Eberl nach dem Rückschlag gegen Dortmund explizit den von zahlreichen gefrusteten Fans zum Haupt-Sündenbock ernannten Tuchel, mit dem die Bayern mangels verfügbarer Alternativen bis zum Sommer noch durchhalten wollen.
"Man kann natürlich den nächsten Trainer rauswerfen und sagen, wieder der nächste Trainer und wieder der nächste Trainer. Aber es sind schon die Jungs auf dem Platz, die da stehen und ihre Leistung bringen müssen", sagte der 50-Jährige.
"Dass die alle Qualität haben, das wissen wir und betonen es jedes Mal wieder. Aber du musst es auch im Spiel zeigen."
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FC Bayern: Umbruch im Kader alternativlos
Grundsätzlich ist man beim sich nach den vergangenen zwei Jahren in der Führung des Rekordmeisters einig, dass ein deutlicher Umbruch im Kader nach der Saison und ein Neuanfang unter dem neuen Trainer alternativlos ist.
Genau hier allerdings beginnt neben der ohnehin schon herausfordernden Krisenbewältigung Eberls vielleicht noch größeres Problem: Er muss so bald wie möglich einen Chefcoach finden, um wieder für etwas Ruhe und Ordnung im aufgeregten Umfeld zu sorgen.
Denn der neue Mann ist die Schlüsselpersonalie für eine bessere Zukunft in München. Nicht nur, dass er es besser machen muss als die zahlreichen zuletzt gescheiterten Top-Trainer.
Seit Pep Guardiolas Abschied 2016 gab es in sieben Jahren sieben verschiedene Übungsleiter. Kontinuität sieht anders aus, wie auch Ehrenpräsident und Klubpatron Uli Hoeneß zuletzt eingestand.
Erst mit neuem Trainer kann man Zu- und Abgänge klären
Vor allem aber muss erst der neue Trainer feststehen, ehe man sich um die Neuzugänge und Abgänge kümmern kann. Auch Gespräche über Vertragsverlängerungen wie mit Joshua Kimmich liegen deshalb auf Eis, weil die Spieler erst wissen wollen, ob und wie der Künftige Boss mit ihnen plant.
Daher verzichtete Eberl auf die freien Tage, die Tuchel seiner Mannschaft über Ostern gab, und schrieb Freunden: "Ihr sucht am Sonntag Eier, und ich suche den Trainer."
Für mehr Klarheit wollte der Sportchef am Samstag allerdings nicht sorgen. "Ich weiß, dass das die ganze Öffentlichkeit interessiert und dass jeder teilhaben möchte an den Gedanken, die wir haben", erklärte er. "Aber ich habe noch nie einen Namen kommentiert."
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Eberl will Tuchel-Nachfolger im April klarmachen
Intern hat sich Eberl zum Ziel gesetzt, im Laufe seines zweiten Monats bei Bayern den Chefcoach präsentieren zu können. Aber die Verantwortlichen wissen auch, dass sie das nicht alleine entscheiden können.
Vielmehr haben die meisten gehandelten Kandidaten einen Job und müssten sich erstmal entscheiden, ob und zu welchen Konditionen sie ihre aktuelle Mannschaft verlassen.
Hier nimmt Tuchel seine Spieler nach der BVB-Pleite auseinander
Xabi Alonso hat sich bekanntlich dagegen entschieden, weswegen Eberl sehr bemüht war, das Thema möglichst schnell zu den Akten zu legen.
"Ich habe es oft genug gesagt, wir klopfen ab und deswegen hat mich auch dann die Entscheidung von Xabi überhaupt nicht mehr berührt, weil wir schon lange woanders unterwegs waren", behauptete er.
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FC Bayern: Alle Kandidaten haben Defizite
Wer also tatsächlich auf Eberls ominöser Liste ganz vorne steht, darüber kann man aktuell nur trefflich spekulieren. Zumal bei fast allen neben ihren Qualitäten auch einiges gegen eine Tätigkeit an der Säbener Straße spricht.
Ralf Rangnick und vermutlich auch Julian Nagelsmann können problemlos als Nationaltrainer bis zur WM 2026 weitermachen, stünden wegen der EM ziemlich sicher nicht zum Trainingsauftakt Anfang Juli noch in der wichtigen Transferphase davor zur Verfügung und würden in jedem Fall zahlreiche Bedingungen für ihr (erneutes) Kommen stellen.
Unai Emery (Aston Villa) und Roberto De Zerbi (Nottingham) beherrschen die deutsche Sprache nicht und haben auch noch nicht auf allerhöchstem Niveau ihr Können unter Beweis gestellt, ebenso wie Roger Schmidt (Benfica Lissabon) - ganz abgesehen davon, dass alle ebenfalls noch laufende Verträge besitzen.
Und Antonio Conte und Zinedine Zidane sind zwar momentan frei, gelten aber vor allem wegen ihrer fehlenden Deutschkenntnisse inzwischen nicht mehr als Topkandidaten.
Berichte, dass ihm Conte schon Namen mit Spielerlisten schicke, nannte Eberl "pervers und kurios".
Daher dürfte es auch in seinem Sinne sein, wenn er bald die große Lösung präsentieren kann: "Wir sind dabei, wirklich unseren Job zu machen. Wir checken, wir prüfen, wir sind uns klar, was wir wollen und versuchen, das umzusetzen."