Bundesliga
FC Bayern München - Markus Babbel kritisiert Trainersuche des FCB: "Nicht Bayern-würdig!"
- Aktualisiert: 28.05.2024
- 13:49 Uhr
- Justin Kraft
Vincent Kompany wird wohl neuer Trainer beim FC Bayern. Die Suche ist nun zwar beendet, doch im ran-Interview findet Markus Babbel deutliche Worte.
Der FC Bayern München scheint mit Vincent Kompany nun endlich einen Trainer gefunden zu haben.
Nach mehreren Absagen verschiedener Trainer steht der Rekordmeister kurz davor, den Belgier als neuen Mann an der Seitenlinie zu präsentieren.
Eine interessante Wahl - zumal Kompany jüngst mit dem FC Burnley abgestiegen ist.
Für Markus Babbel nicht so wichtig. Allerdings war der Weg dorthin weder "Bayern-like" noch "Bayern-würdig", wie der Ex-Profi im Gespräch mit ran meint.
Max Eberl und Christoph Freund würden ihm gar Leid tun, weil sie es in der schwierigen Umgebung beim FC Bayern alles andere als leicht hätten.
Das Wichtigste in Kürze
Markus Babbel: "Da kenne ich den FC Bayern anders"
ran: Herr Babbel, empfinden Sie die Trainersuche der Bayern wie häufig zu hören war auch als peinlich?
Markus Babbel: Was heißt peinlich? Nicht Bayern-like. Es ist nicht Bayern-würdig, dass gefühlt jeder Name öffentlich diskutiert wird. Über alles wird mehr oder weniger fast ein Live-Bericht erstattet. Da kenne ich den FC Bayern anders, dass sie das auch mal sehr still und ruhig im Hintergrund gearbeitet haben. So wie es jetzt bei Vincent Kompany ist, der ja jetzt Trainer werden soll. Den hatte man lange nicht auf dem Schirm und jetzt ganz zum Schluss kam heraus, dass er die Nummer eins ist. Das hätte man sich viel früher gewünscht, dass im stillen Kämmerlein beschlossen und gearbeitet wird. Das haben sie bei vielen Trainern davor nicht gut hinbekommen. Wer auch immer Schuld ist, aber das ist halt auch das Problem, wenn alle mitreden.
ran: Sind es zu viele Leute beim FC Bayern, die die Entscheidungen treffen oder treffen wollen?
Babbel: Ich sage immer, dass das die Aufgabe von Max Eberl und Christoph Freund ist. Die zwei sind dafür verantwortlich und die müssen dann eben auch das Go bekommen und das machen dürfen. Dann darf aber auch keiner mehr was dazu sagen. Wenn dann ein Herbert Hainer etwas dazu sagt, ein Jan-Christian Dreesen sagt auch etwas dazu, dann kommt der Uli Hoeneß noch mit hinzu, dann sind das einfach zu viele Leute, die mitquatschen und dann wird es natürlich für die zwei total schwierig und eine Mission Impossible, das Ganze ruhig und sachlich abzuarbeiten. Da haben mir die zwei echt ein bisschen Leid getan. Aber wie das abgelaufen ist, war das natürlich eine große Farce für den FC Bayern.
ran: Sie haben Vincent Kompany bereits angesprochen. Ist er als Absteiger aus der Premier League der beste verbliebene Kandidat für die Bayern?
Babbel: Ich weiß es nicht. Das ist ja genau der Punkt. Ich weiß nicht, was sie für ein Anforderungsprofil haben. Was auffällt, ist, dass es wieder eine teure Lösung ist. Du musst Ablöse für einen bezahlen, der unter Vertrag steht. Da ist die Frage berechtigt, ob es nicht die Möglichkeit gegeben hätte, einen zu finden, der ähnliche Qualitäten hat und nichts kostet. Aber das spielt scheinbar keine Rolle und deswegen lasse ich mich jetzt auch überraschen. Ich kann zu Kompany wenig sagen, weil ich ihn dafür zu wenig kenne. Dass er mit Burnley abgestiegen ist, ist für mich aber kein Kriterium. Du kannst aus Eseln keine Rennpferde machen, das schafft auch der beste Trainer nicht.
ran: Wäre eine erfahrenere Alternative wie Hansi Flick dennoch besser gewesen?
Babbel: Sie müssen überzeugt sein, dass es der richtige Mann ist. Das ist das alles Entscheidende. Wenn sie diese Überzeugung haben, dann müssen sie ihn auch holen und dann muss man eben auch die Ablöse bezahlen. Bei Hansi Flick war diese Überzeugung offenbar nicht da. Wichtig ist, dass der Trainer die maximale Rückendeckung bekommt, auch in schwierigen Phasen. Da habe ich bei Eberl und Freund keine Bedenken.
Externer Inhalt
Markus Babbel: "Eine Unart beim FC Bayern"
ran: Und bei Hoeneß und Co.?
Babbel: Ich weiß nicht, wie die oberen Herrschaften wieder reagieren, die über den Trainer in der Vergangenheit immer wieder unglückliche Aussagen getätigt haben. Das Standing des Trainers in der Mannschaft und in der Öffentlichkeit wird dadurch nicht gestärkt. Bis zum Schluss musst du dem Trainer den maximalen Support geben und nicht zwischendurch immer wieder diese Giftpfeile über die Öffentlichkeit loslassen, die den Trainer schwächen. Das ist eine Unart beim FC Bayern, die ich nicht verstehe, weil du so auch in Zukunft keinen Erfolg haben wirst. Die wichtigste Personalie im Verein ist der Trainer.
FC Bayern München: Die Trainer des Rekordmeisters - wer floppte, wer startete durch?
ran: Kann Kompany alle überraschen?
Babbel: Der maximale Support ist entscheidend. Wenn er den bekommt, dann kann ich mir das sehr gut vorstellen. Er hat, auch wenn er noch jung ist, schon viel Erfahrung sammeln können. Ob es als Spieler war oder als Trainer – und er hat bei großartigen Trainern gelernt als Spieler, hat sich mit Sicherheit vieles abgeschaut. Wichtig wird sein, dass der FC Bayern, der gesamte Verein wieder eins wird. Das war die ganz große Stärke dieses Vereins. Wenn es hart auf hart kommt, dann hat kein Blatt Papier dazwischen gepasst. Da waren sie da und haben auch alles verteidigt, was zu verteidigen ist. Verbal und mit allem, was sie haben. Diese Mauer bröckelt derzeit einfach. Man hat das Gefühl, jeder will im Mittelpunkt stehen. Die Aufgabenverteilung muss wieder klarer sein: Wer ist für was zuständig? Das hat mir in den letzten zwei, drei Jahren gefehlt.
ran: Theo Hernandez soll auf dem Zettel des FC Bayern stehen. Wäre er eine gute Neuverpflichtung oder gibt es die berechtigte Sorge, dass er wie sein Bruder eher Ärger verursacht?
Babbel: Die Garantie wirst du nie hundertprozentig haben. Aber was ich sagen kann, ist: Das ist ein sehr guter Spieler, der wirklich auffallend gut bei Milan performt hat über mehrere Jahre und französischer Nationalspieler ist. Also wenn einer in der französischen Nationalmannschaft Stammspieler ist, dann sollte der auch ein Thema für den FC Bayern sein. Definitiv hat er die Qualität dazu.