FC Bayern München: Die möglichen Gewinner und Verlierer unter Vincent Kompany
Veröffentlicht: 29.05.2024
16:10 Uhr
Justin Kraft
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Vincent Kompany darf sich als nächster Trainer der großen Aufgabe stellen, den FC Bayern München in die Zukunft zu steuern. Welche Spieler könnten von ihm profitieren und wer muss womöglich zittern?
Bereits im April kündigte Sportvorstand Max Eberl an, dass beim FC Bayern München "schon einiges geändert werden" müsse. Mit Sportdirektor Christoph Freund soll er einen großen Umbruch gestalten.
Idealerweise hätten die beiden dafür gern möglichst schnell einen neuen Trainer präsentiert. Nach vielen Absagen wurde es jedoch eine lange Suche, an deren Ende Vincent Kompany steht.
Ein junger Trainer, der allerdings klare Vorstellungen davon hat, wie seine Mannschaft Fußball spielen soll.
Kompany legt Wert auf technisch sauberen Ballbesitzfußball. Dafür braucht es Spieler, die seine Ideen umsetzen können. Natürlich gibt es Spieler wie Manuel Neuer oder Harry Kane, die unumstritten ihren Platz haben.
Die große Frage aber ist: Wer könnte im Kader des FC Bayern von Kompany profitieren beziehungsweise Schwierigkeiten bekommen? ran verschafft einen ersten Überblick.
Krempelt Kompany die Innenverteidigung des FCB um?
Schaut man auf die Fähigkeiten im Spielaufbau, gibt es in der Innenverteidigung durchaus Bedarf. Zwar ist Dayot Upamecano in Topform ein guter Aufbauspieler, doch der Franzose schwankt in seinen Leistungen bereits seit Jahren.
Eric Dier ist ebenfalls gut mit dem Ball am Fuß. Vor allem seine langen Bälle ragen heraus und können in Form von Seitenverlagerungen auch unter Kompany wichtig werden. Matthijs de Ligt und Minjae Kim sind starke Zweikämpfer, haben im Aufbau aber ihre Probleme.
Alle Innenverteidiger im Kader könnten in einem System mit Viererkette sehr gut neben einem Spieler funktionieren, der mehr Verantwortung in der Spieleröffnung übernimmt. Nur wer soll dieser Spieler sein? Zuletzt gab es Gerüchte, dass Jonathan Tah von Bayer Leverkusen im Fokus der Bayern stehe. Allerdings ist auch der DFB-Kicker in diesem Bereich nicht deutlich besser als die vorhandenen Innenverteidiger.
In der Abwehrarbeit könnte zudem Dier Schwierigkeiten bekommen. Unter Tuchel funktionierte der Engländer herausragend. Das lag auch daran, dass die Abwehrlinie nicht sehr hoch stand und seine Tempodefizite deshalb keine große Rolle spielten. Kompany wird hingegen höher verteidigen lassen.
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Außenverteidigung des FC Bayern: Was wird aus Alphonso Davies?
Auf den defensiven Außenbahnen steht die Situation von Alphonso Davies im Mittelpunkt. Sein Spielerprofil passt grundsätzlich gut zu Kompany. Der Belgier mag technisch starke, schnelle, kreative und offensivstarke Außenverteidiger. Viel wird wohl davon abhängen, was der Kanadier möchte.
Alternativen könnten Theo Hernandez oder Ian Maatsen sein. Der Franzose soll verschiedenen Medienberichten nach ein heißer Kandidat in München sein. Mit Maatsen wiederum hat Kompany bei Burnley einst zusammengearbeitet. Die Außenverteidiger werden im System des einstigen Nationalspielers sehr stark im Spielaufbau eingebunden. Das passt gut zu Maatsen, aber auch zu Raphael Guerreiro.
Auf der rechten Seite ist Noussair Mazraoui ebenfalls ein spielstarker Spieler. Unter Tuchel kam er häufig nicht so zur Geltung wie zu seinen besten Zeiten unter Nagelsmann oder bei Ajax. Da liegt ihm das System von Kompany vielleicht besser.
Auch die Rückkehr von Josip Stanisic eröffnet Möglichkeiten, könnte den Kader in der Breite verstärken, wenn er sich mit dieser Rolle zufrieden gibt.
Kompanys Mittelfeld: Ankersechser, Holding Six oder beides?
Einen größeren Umbau könnte das Mittelfeld erfahren. Kompany setzte bei Burnley meist auf drei zentrale Mittelfeldspieler. Im 4-2-3-1 mit einem defensivorientierten Sechser und einem Partner, der sich wie ein Achter in die Offensive mit eingeschaltet hat. Dazu dann ein Zehner.
Bei den Bayern gibt es durchaus einige Optionen, diese Positionen zu besetzen. Jamal Musiala dürfte als Zehner gesetzt sein. Dass Kompany auf ein engmaschiges und offensivorientiertes Positionsspiel setzt, dürfte dem 21-Jährigen entgegenkommen. Unter Tuchel war der Rucksack, den er getragen hat, manchmal etwas zu schwer.
Aleksandar Pavlovic und Joshua Kimmich taugen jeweils als spielstarke Sechser mit den Freiheiten eines Achters. Konrad Laimer und Leon Goretzka könnten unter Kompany hingegen zu Verlierern werden.
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FC Bayern München: Das wurde aus den Trainern nach ihrer Zeit in München
Beide bringen technisch und fußballerisch nicht das Profil mit, das der Belgier gern in seinem Mittelfeld sieht. Die große Frage wird sein, ob der 38-Jährige die Stärken der beiden höher bewertet als die möglichen Schwächen in einem ballbesitzorientierten System. Auch Pep Guardiola konnte einst mit einem Spieler wie Arturo Vidal einiges anfangen.
In einem 4-3-3, das Kompany ebenfalls hin und wieder hat spielen lassen, wäre die Besetzung ähnlich. Mit dem Unterschied, dass Musiala als Achter wahrscheinlich etwas tiefer agieren würde und Kimmich oder Pavlovic ebenfalls klare Achter wären.
Auf der Sechs bräuchte es in beiden Systemen aber nicht nur eine defensivstarke Holding Six, sondern auch einen Ankersechser, der das Spiel wie ein Quarterback aufbauen kann. Im Idealfall beides als Personalunion. Jemand wie einst Xabi Alonso oder Thiago.
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Was wird aus Joshua Kimmich?
In dieser grundsätzlichen Debatte befindet sich seit Jahren auch Joshua Kimmich. Muss er auf der Sechs alles allein schultern, hat er Probleme. Das zeigten die vergangenen Jahre.
Gleichzeitig fokussierte sich die Kritik manchmal zu sehr auf ihn. Denn seine Formschwächen waren auch in der Zusammenstellung des Kaders begründet. Kimmich bekam zu wenig Unterstützung, musste zu viel gleichzeitig machen – nicht, weil er undiszipliniert ist, sondern weil er es tatsächlich musste.
Unter Tuchel ging es dann zurück auf die rechte Defensivseite. Gerade gegen Real Madrid zeigte sich aber, dass er defensiv in Schwierigkeiten kommt, wenn er einen schnellen Gegenspieler wie Vinicius Junior hat.
Wohin also mit Kimmich? Seine Stärken kann er am besten als Achter oder als Sechser mit offensiven Freiheiten ausspielen. Mit seinen Fähigkeiten im Ballvortrag, seiner guten Spielübersicht und der Kreativität, die er einem Spiel verleihen kann, ist er nach wie vor ein herausragender Mittelfeldspieler für die Art Fußball, die Kompany sehen will.
Vielleicht setzt der Belgier letztendlich ja sogar auf Kimmich und Pavlovic im Mittelfeld – eine Variante, die bisher nicht wirklich getestet wurde. Die Zukunft von Kimmich kann sich dennoch in alle Richtungen drehen.
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FC Bayern: Offensiv braucht es mehr Output
Mit 94 Toren stellten die Bayern auch in der Saison 2023/24 wieder die beste Bundesliga-Offensive. Und trotzdem hing die Krise in der Rückrunde auch damit zusammen, dass der Output der Angreifer nicht stimmte – mit Ausnahme von Harry Kane.
Serge Gnabry, Kingsley Coman und auch Leroy Sane haben aus unterschiedlichen Gründen Probleme damit, ihre beste Leistung über eine gesamte Saison zu zeigen. Kompany wird neben Kane auch weitere Stürmer benötigen, die regelmäßig Scorerpunkte sammeln.
Bei Gnabry und Coman könnte es eng werden – mindestens für einen von beiden. Sie sind zu verletzungsanfällig und erschweren die Planbarkeit. Auch wenn sie als Spielertypen gut in ein offensives und dominantes System passen.
Mathys Tel könnte wiederum zu einem der Gewinner unter Kompany werden. Der Franzose war taktisch nicht immer der disziplinierteste Spieler, profitiert aber vielleicht von den Freiheiten, die der neue Trainer für gewöhnlich gewährt. Seine furchtlose Spielweise ist etwas, was dem neuen Trainer womöglich mehr imponiert als Tuchel.
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FC Bayern München zahlt historische Summe für Vincent Kompany: Die höchsten Trainer-Ablösen
Bleiben im Angriff noch zwei offene Fragen: Wer ersetzt Eric Maxim Choupo-Moting? Und hat Kompany Verwendung für Thomas Müller? Den Kameruner könnte man natürlich mit Tel beerben. Nur ist der 19-Jährige als Backup von Kane ein komplett anderer Spielertyp. Eine weitere echte Neun könnte also Sinn ergeben.
Müller wiederum dürfte sich in einer ähnlichen Rolle wiederfinden wie in der abgelaufenen Saison: Nicht mehr unumstrittener Stammspieler, dafür aber eine große Hilfe in vielen speziellen Spielsituationen. Die Qualitäten, die er als Spielgestalter und Raumdeuter mitbringt, wird auch Kompany zu schätzen wissen.
Alles in allem wird es wohl in jedem Mannschaftsteil Veränderungen geben. Wie groß der Umbruch tatsächlich wird, wird auch davon abhängen, was Spieler wie Davies oder Kimmich für ihre Zukunft planen. Doch schaut man sich den jetzigen Kader an, dann dürfte Kompany eine gute Basis vorfinden, auf der er den langersehnten Neuanfang starten kann.