Bundesliga
FC Bayern München: Warum sich der Rekordmeister jetzt intensiv mit Nico Schlotterbeck befassen muss - ein Kommentar
- Aktualisiert: 08.10.2025
- 15:46 Uhr
- Chris Lugert
Die Vertragsverhandlungen zwischen dem FC Bayern München und Dayot Upamecano gestalten sich weiterhin zäh. Wie gut, dass es eine Alternative gibt - und die heißt Nico Schlotterbeck. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Max Eberl ist aktuell wahrlich nicht zu beneiden. Obwohl der Sportvorstand des FC Bayern München im Sommer den Kader verschlankt und die Gehaltsstruktur gesenkt hat, steht der nächste Batzen Arbeit bereits vor der Tür. Mehrere Verträge laufen 2026 aus - vor allem Dayot Upamecano steht dabei weit oben auf der Liste.
Der 26-Jährige gehört in Topform zu den besten Innenverteidigern Europas, doch Eberl kann dem Franzosen nicht jeden finanziellen Wunsch erfüllen, selbst wenn er wollte. Die Folge: Die Verhandlungen laufen, doch mit einer zeitnahen Entscheidung ist nicht zu rechnen.
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Was Eberl selbst allerdings nicht zu gesteigerter Hektik veranlasst. "Demnächst gibt es nichts zu verkünden. Wir machen das in aller Ruhe und Gelassenheit. Wir haben klar unsere Vorstellungen", sagte Eberl jüngst bei "Sky".
Vorstellungen gibt es auch auf Upamecanos Seite, angeblich 17 Millionen Euro Handgeld fordert er für eine Verlängerung - und obendrauf auch eine ordentliche Gehaltserhöhung. Laut "Abendzeitung" möchte Upamecano zwischen 15 und 20 Millionen Euro verdienen. Eine Ausstiegsklausel hätte er wohl auch gerne.
Das Wichtigste in Kürze
Nun könnte man meinen, die Bayern befänden sich in einer schwierigen Verhandlungssituation. Schließlich gibt es Innenverteidiger von Weltformat - und an guten Tagen ist das Upamecano zweifellos - nicht an jeder Straßenecke. Doch es gibt eine Alternative, die der Klub allmählich verstärkt ins Auge fassen sollte.
BVB in Zwickmühle mit Schlotterbeck
Und die heißt Nico Schlotterbeck. Dessen aktueller Klub Borussia Dortmund erlebt mit dem DFB-Star eine ähnliche Situation wie die Bayern mit Upamecano, nur dass Schlotterbeck noch bis 2027 gebunden ist. Doch weniger Stress bedeutet das nicht, denn der BVB kann sich einen ablösefreien Abgang nicht erlauben.
Weshalb zeitnah die Entscheidung fallen muss, wie es mit Schlotterbeck weitergehen soll. Der möchte in Dortmund ebenfalls deutlich mehr Geld, von 14 Millionen Euro berichtete zuletzt die "Bild". Eine Einigung scheint hier gleichermaßen noch weit entfernt, worauf auch die Aussagen der Beteiligten zuletzt hindeuteten.
Es ist die Chance für die Bayern, zuzuschlagen. Eine Verpflichtung von Schlotterbeck hätte mehrere Vorteile. Das fängt schon damit an, dass die Finanzen in dieser Gegenüberstellung kein Ausschlusskriterium sind.
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Bekommt Upamecano einen Vierjahresvertrag mit einem Jahresgehalt von 15 Millionen Euro und zusätzlich 15 Millionen Euro Handgeld, umfasst das Gesamtpaket 75 Millionen Euro. Dies wäre aber vermutlich die Untergrenze, günstiger kämen die Bayern wohl auf keinen Fall weg.
Für Schlotterbeck wäre hingegen eine Ablösesumme fällig, die Bayern befänden sich dahingehend im Sommer 2026 aber in einer guten Position, da der BVB verkaufen müsste, um überhaupt noch Geld einzustreichen. Gut möglich, dass sich die Vereine hier bei etwa 30 bis 35 Millionen Euro einigen.
Schlotterbeck kaum oder gar nicht teurer
In Sachen Jahresgehalt wäre Schlotterbeck wohl günstiger zu haben als Upamecano. Seine Forderung nach 14 Millionen Euro beim BVB sollen sich vor allem am Jahresgehalt von Niklas Süle orientieren, ein derartiges Gefälle zwischen Gehalt und Leistung gibt es im Bayern-Kader in der Abwehr aktuell nicht.
Zum Vergleich: Neuzugang Jonathan Tah verdient in München angeblich zwischen zehn und zwölf Millionen Euro. Sollte Schlotterbeck für eine ähnliche Summe unterschreiben, wäre das gegenüber Upamecanos Mindestforderungen immer noch eine spürbare Ersparnis. Das Gesamtpaket liegt in diesem Fall bei etwa 80 Millionen Euro, wäre also nur unwesentlich höher als bei Upamecano - wenn überhaupt.
Vom Finanziellen abgesehen bietet ein Transfer von Schlotterbeck aber noch weitere Vorzüge, die für die Bayern attraktiv sind. Der ewige Wunsch von Ehrenpräsident Uli Hoeneß, den FC Bayern zum "FC Deutschland" zu formen, indem die besten deutschen Spieler das rote Trikot tragen, würde wieder an Bedeutung gewinnen.
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Schlotterbeck bringt zudem enorme Qualitäten mit und hat in seinem Spiel weniger Schwankungen als Upamecano. Das Niveau, das der BVB-Profi aktuell, so kurz nach einer monatelangen Pause, bereits wieder an den Tag legt, ist mehr als beeindruckend. Und bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit ist er noch gar nicht.
Schlotterbeck das größere Komplettpaket
Was aber gerade aus taktischer Sicht äußerst relevant werden kann und deshalb ein scheinbar kleiner, aber sehr wichtiger Faktor ist: Schlotterbeck ist Linksfuß. Und die sind sehr begehrt, wenn es um die Besetzung einer Innenverteidigung geht. Ein Rechtsfuß gepaart mit einem Linksfuß gibt zusätzliche Möglichkeiten im Spielaufbau.
Gerade hier verfügt Schlotterbeck über Qualitäten, die es so nur sehr selten gibt. Seine langen Pässe, seine Seitenverlagerungen, sind für einen Abwehrspieler herausragend. Mit seinen ohnehin unbestrittenen Defensivkünsten bietet er ein größeres Komplettpaket als Upamecano - zu einem vergleichbaren Preis.
Die Vertragsverlängerung mit Upamecano dürfte in München weiterhin Priorität haben. Doch es ist Aufgabe eines guten Sportvorstandes, mehrgleisig zu fahren. Der Name Nico Schlotterbeck strahlt hier so hell wie eine Leuchtreklame.
Und er bietet eine mehr als brauchbare Alternative, sollte der Poker mit Upamecano Dimensionen erreichen, die nicht mehr vertretbar sind.