ran Bundesliga Webshow
ran Bundesliga Webshow - Markus Babbel exklusiv: "Die DFB-Doku ist ein Skandal!"
- Veröffentlicht: 18.09.2023
- 20:34 Uhr
- ran.de
Markus Babbel war am Montag in der ran Bundesliga Webshow zu Gast. Dabei hat der Ex-Europameister mal wieder kein Blatt vor den Mund genommen.
Die vergangenen Tage haben im deutschen Fußball wieder für jede Menge Gesprächsstoff gesorgt. Ob nun das Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen, die weiterhin polarisierende Personalie Joshua Kimmich, die Suche nach einem Bundestrainer oder der neuen DFB-Sportdirektor Andreas Rettig - es war reichlich los.
In der ran Bundesliga Webshow hat sich ran-Experte Markus Babbel zu den brennenden Fußball-Themen geäußert, wir haben die Aussagen gesammelt.
Markus Babbel über…
…den Video Assistant Referee bei Bayern gegen Leverkusen: "Mir ist die Regelauslegung eh viel zu soft geworden. Mir macht das persönlich keinen Spaß mehr, weil wir gefühlt jede Situation mittlerweile mit 24 Kameraeinstellungen diskutieren. Irgendwann findest du dann diesen Kontakt. Wobei: Wenn man sich die Reaktion von Alphonso Davies anschaut, hat er gemerkt, dass er da was angestellt hat. Die Frage aller Fragen ist jetzt: Ist das eine 100-prozentige Fehlentscheidung? Der Schiedsrichter war sich danach sehr sicher. Er hat gar nicht lange nachschauen müssen. Für ihn war es ein klarer Elfmeter. Wie gesagt, mir ist die Regelauslegung viel zu soft geworden. Wenn man sich das Wochenende mal anschaut, was da für teilweise haarsträubende Elfmeter gepfiffen worden sind, ist das eine Tendenz, die mir persönlich nicht gefällt."
…die VAR-Meinung von Thomas Müller, der den Pfiff zu soft fand: "Ich verstehe ihn zu 100 Prozent und es ist eine Top-Analyse. Das deckt sich mit meiner Aussage, dass mir mittlerweile die Regelauslegung zu soft ist. Wir spielen nach wie vor einen Kontaktsport. Aber es blickt ja auch keiner mehr durch. Das ist ja das Schlimme: Mal wird's gepfiffen, mal wird's nicht gepfiffen. Und das ist der Punkt: Es sind nach wie vor Menschen am Start. Und auch im Kölner Keller sind Menschen, und da gibt's eine andere Sichtweise auf die Dinge. Ich kann Thomas da zu 100 Prozent verstehen. Aber der Schiedsrichter hat es so gesehen, und dementsprechend muss man es akzeptieren."
…Joshua Kimmich gegen Leverkusen: "Mir kann wirklich keiner erzählen, dass Joshua nicht vor dem Spiel Bescheid bekommen hat, dass er höchstwahrscheinlich nach 60 Minuten rauskommt. Das glaube ich einfach nicht, dass da nicht miteinander gesprochen wurde. Ich glaube, dass er ausgewechselt wurde, weil Thomas Tuchel nicht zufrieden war mit ihm. Das ist für mich das Paradespiel gewesen, warum Tuchel diese sogenannte Holding Six unbedingt haben will. Florian Wirtz hat mit denen gemacht, was er wollte. Joshua Kimmich hat Wirtz überhaupt nicht in den Griff bekommen, er hat teilweise Jojo mit ihm gespielt. Da muss ich entweder den Passweg gut zustellen oder ich muss selber mit dabei sein. Wirtz konnte aber mehr oder weniger schalten und walten und dadurch war Leverkusen auf Augenhöhe mit dem FC Bayern."
…die Aufgabe eines Sechsers: "Es ist seine Aufgabe, defensiv zu denken, seinen Innenverteidigern zu helfen. Und der Aufgabe wird Joshua Kimmich seit fast zwei Jahren nicht gerecht. Und da muss er sich auch mal hinterfragen, ob er alles richtig macht. Und dann darf er auch nicht beleidigt sein, wenn der Trainer ihn mal runternimmt. Er macht aus welchen Gründen auch immer seinen Job nicht. Und das fällt nicht nur bei den Bayern auf, das ist auch mittlerweile in der Nationalmannschaft so. Warum kriegen wir so viele Gegentore? Das hat auch etwas damit zu tun, dass das Zusammenspiel zwischen Innenverteidigern und Sechser nicht vorhanden ist. Und das ist das ganz große Problem, das Thomas Tuchel erkannt hat."
Das Wichtigste in Kürze
…Kimmich als Rechtsverteidiger: "Es kommt immer darauf an, gegen wen du spielst. Wenn du gegen einen extrem tief stehenden Gegner spielst, dann kannst du mit ihm im Zentrum spielen. Aber ich finde auch, dass er seine besten Spiele als rechter Verteidiger gemacht hat. Er muss es wieder verstehen, sich ein bisschen zu zähmen, wieder mal ein bisschen mehr für die Mannschaft zu machen. Thomas Tuchel ist der Erste, der es ihn auch mal spüren lässt und teilt damit nach außen hin klar mit, dass das, was er im Moment personell hat, gut, aber nicht das ist, was er sich vorstellt."
"Nicht nachvollziehbar": Babbel versteht Terzic-Kritik nicht
…über das Potenzial von Bayer Leverkusen: "Ein Riesenkompliment an Simon Rolfes, der eine fantastische Mannschaft zusammengestellt hat. Es war jetzt gefühlt das erste Mal, dass sie punktuell versucht haben, die Besten zu holen. Diese Mischung aus jüngeren, aber auch gestandenen Spielern - da ist Rolfes wirklich etwas herausragend Gutes gelungen. Und jetzt liegt es eben an den Jungs und an dem Quäntchen Glück, das du auch brauchst. Die Qualität ist definitiv da, um bis zum Schluss oben mitzumischen, dieser Mannschaft ist definitiv was zuzutrauen, denn sie machen einen gestandenen Eindruck."
…Julian Nagelsmann als Bundestrainer: "Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, dass er ein ausgewiesener Fußball-Fachmann ist. Das ist ein toller Trainer mit wahnsinnig viel Know-how. Ich weiß nur nicht, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist für ihn. Er konnte beim FC Bayern mit dem einen oder anderen Nationalspieler nicht, wie man sich das beim FC Bayern gewünscht hätte. Ich glaube, dass die Zeit dazwischen noch zu kurz ist. Deswegen kann ich es mir fast nicht vorstellen. Für mich käme das zu früh. Ich glaube nicht, dass er für so ein großes Turnier schon die nötige Erfahrung gesammelt hat."
Externer Inhalt
Magath oder van Gaal? Was Babbel vom Nationaltrainer erwartet
…seinen eigenen Kandidaten: "Rudi Völler wäre die absolute Ideallösung. Ich kann mir aber auch Louis van Gaal oder Felix Magath vorstellen. Die haben etwas Staatsmännisches und vor allem wahnsinnig viel Know-how. Felix Magath hat als Spieler erlebt, wie so Turniere funktionieren, aber eben auch als Trainer großartige Erfolge gefeiert. Ich finde es immer sehr, sehr schwierig, wie man mit ihm umgeht. Man denunziert ihn immer nur auf die Fitness und auf die Physis. Er hat viel, viel mehr auf dem Kasten. Er hat eine tolle, eine ehrliche Sichtweise auf die Dinge. Und van Gaal spricht perfekt Deutsch, und ist auch ein ausgewiesener Fachmann. Mir würde es sowieso gefallen, wenn nach den ganzen Jogis und Hansis mal wieder jemand von außen reinkommt, der den Jungs auch klipp und klar sagt, wo es lang geht."
…Andreas Rettig als Sportdirektor: "Das ist eine sehr mutige Entscheidung, das hatte ich so überhaupt nicht auf dem Zettel. Aber jetzt muss man ihm einfach mal die Möglichkeit geben, loszulegen. Er hat ja viele Aussagen getätigt, die er in dieser Position wahrscheinlich auch nicht mehr so tätigen wird. Er wird jetzt auch eine andere Sichtweise auf die Dinge bekommen. Er muss auf der einen Seite versuchen, dass der DFB sein Geld generiert. Und auf der anderen Seite muss er seine Worte auch vorleben. Das wird sehr spannend sein zu beobachten."
Babbel hofft auf Taskforce-Versöhnung
…die Zukunft der Nationalmannschaft: "Wir müssen einfach wieder dahin kommen, was über Jahrzehnte unsere Stärke war: die deutschen Tugenden. Das heißt, bis zum Abpfiff alles raushauen, Zweikämpfe führen, aggressiv sein, lauffreudig sein. Und wenn du auf einmal anfängst, wieder richtig hart zu arbeiten, kommt das Quäntchen Glück zurück. Wir sind nicht in der Lage, mit 70, 80 Prozent irgendjemanden zu schlagen. Aber wenn wir an die 100 Prozent herankommen, dann wird es schwer, uns zu schlagen. Der Sieg gegen Frankreich war elementar wichtig und diesen Weg müssen sie jetzt weitergehen. Wenn sie das verinnerlichen, dann habe ich keine großen Bedenken wegen der EM. Ob es dann für den ganz großen Wurf reicht, das werden wir sehen. Aber zumindest werden wir ein ordentliches Turnier spielen."
…über die DFB-Doku: "Die Doku ist ein Skandal. So etwas darf normalerweise niemals auf den Markt. Ich als Trainer hätte gesagt: 'Ihr könnt alles machen, aber dann bin ich weg.' Ich gebe nicht Interna preis, das ist mein Know-how und das werde ich definitiv nicht in der Öffentlichkeit preisgeben. Die Doku hat schlussendlich das bestätigt, wie unsere Sichtweise auf die Nationalmannschaft war: Es ist keine Einheit, es ist keine Disziplin in dieser Mannschaft gewesen, es ist keiner für den anderen da gewesen. Auch Hansi Flick kommt überhaupt nicht gut weg, er hat viel zu viele Disziplinlosigkeiten durchgehen lassen. Und dann ist das Ganze zum Scheitern verurteilt."