Bundesliga
Sandro Wagner und der FC Augsburg: Das könnte eine Erfolgsgeschichte werden – ein Kommentar
- Veröffentlicht: 27.05.2025
- 21:27 Uhr
- Justin Kraft
Sandro Wagner wechselt zum FC Augsburg. Das könnte ein perfekter Karriereschritt für ihn sein. Ein Kommentar.
Auf den ersten und durchaus oberflächlichen Blick wirkt es vielleicht etwas seltsam. Sandro Wagner gibt die Möglichkeit auf, mit dem DFB-Team um den WM-Titel 2026 zu spielen, um in der Bundesliga den FC Augsburg zu trainieren.
Auch auf den zweiten, ebenfalls oberflächlichen Blick wird die Entscheidung erstmal nicht viel besser: Der FCA hat sich in Deutschland den Ruf erarbeitet, eine Tretertruppe zu sein, die Rumpelfußball spielt. Wenngleich der Begriff etwas impliziert, das man keiner professionellen Fußball-Mannschaft unterstellen sollte, schwingt immer auch ein Funke Wahrheit mit.
Mit 74 Gelben Karten und fünf Platzverweisen zählte Augsburg in der abgelaufenen Bundesliga-Saison zu den Teams, die die meisten Karten eingesammelt haben (zweitmeiste Gelbe und zweitmeiste Platzverweise).
Augsburg hat laut dem Datenportal "WhoScored" zudem den viertgeringsten Ballbesitzwert (43,6 Prozent), eine leicht unterdurchschnittliche Passquote (79,5 Prozent) und die drittwenigsten Abschlüsse pro Spiel (11,7).
Sandro Wagner hingegen steht für einen sehr offensiven Fußball mit hohem Pressing und spielerischen Lösungen in Ballbesitz, wie er einst als Trainer von Unterhaching dem "Münchner Merkur" erklärte: "Wir wollen einen Fußball spielen, der einen Wiedererkennungswert besitzt, der ein extremes Gegenpressing beinhaltet und in Ballbesitz in allen Spielsituationen Lösungen parat hat."
Das Wichtigste in Kürze
Passt das zum FC Augsburg? Auf den dritten, etwas komplexeren Blick vielleicht schon.
Der FC Augsburg will "sexy" werden
Denn vielleicht ist Wagner genau das, was der FCA jetzt braucht. Seit der Saison 2015/16 erreichten die Fuggerstädter keinen Tabellenplatz mehr, der höher als Rang elf lag. Dreimal belegte man den 15. Rang.
Lange galt das in Augsburg als normal. Nach dem Bundesliga-Aufstieg 2011 gab es zwei Ausreißer: Der achte Platz 2014 und der fünfte Platz 2015. Sonst verwies man beim FCA stets zu Recht darauf, dass man sich ohne große Bundesliga-Historie erstmal im Oberhaus etablieren müsse.
Und doch war in den letzten Jahren zu spüren, dass man gern mal wieder höher hinaus würde. Sei es beim Transfer von Ricardo Pepi, der international die Blicke nach Augsburg lenkte oder bei der doch überraschenden Entlassung von Jess Thorup zuletzt.
Der FCA will "sexy" werden, will man es etwas polemisch formulieren. Dafür braucht es Protagonisten, die Dinge verändern. Mit Wagner bekommt Augsburg nun einen Trainer, der noch relativ unerprobt auf diesem Niveau ist. Aber beide können voneinander profitieren.
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Sandro Wagner: Tiefhängende Früchte in Augsburg
Für Wagner hängen die Früchte relativ tief. Dass der FCA Potenzial hat, mehr zu sein als eine graue Maus in der Bundesliga, hat der Klub in der Vergangenheit andeuten können. Der 37-Jährige kommt zu einem Klub, dessen Erwartungshaltung intern zwar gestiegen ist, wo der Druck aber deutlich niedriger ist als bei anderen Vereinen.
Seine Spielphilosophie dürfte deutlich mehr Unterhaltung versprechen als unter dem destruktiven Thorup. Die bisherigen Ergebnisse zu bestätigen, sollte zudem im Bereich des Möglichen liegen – und dann hätte er zumindest das Argument auf seiner Seite, Augsburg eine offensivere Identität vermittelt zu haben.
Die Ergebnisse nochmal zu verbessern, ist sicher eine größere Herausforderung. Dennoch könnte der Weg zum Applaus beim FCA kürzer sein als der zur großen Kritik an seiner Person.
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Eigentlich kann Wagner nur verlieren, wenn er absteigt.
Das macht Augsburg für ihn zu einem nachvollziehbaren ersten Schritt in die Bundesliga – und zu einem weiteren Karriereschritt, der zeigt, dass der ehemalige Bayern-Profi seine Stationen mit Bedacht wählt. Der Verein wird stabil geführt und ermöglicht es ihm, wichtige Erfahrungen zu sammeln.
Und der FCA? Der hat natürlich ein bisschen mehr zu verlieren. Man hat den bisherigen Kurs mit Thorup aufgegeben. Die Erwartung der Fans ist, dass ein Fortschritt unter Wagner erkennbar ist. Aber den Ruf des Rumpelfußballs – ob nun berechtigt oder nicht – abzulegen, kann auch Kräfte freisetzen.
Es kann der notwendige Impuls sein, um einen stagnierenden Verein zum nächsten Schritt nach vorn zu zwingen.