Champions League
FC Bayern: Diese haarsträubenden Fehler bringen den Rekordmeister um den Lohn – ein Kommentar
- Aktualisiert: 03.05.2024
- 09:00 Uhr
- Andreas Reiners
Der FC Bayern legt gegen Real Madrid ein gutes Spiel hin. Doch Fehler wie die von Minjae Kim dürfen auf dem Niveau nicht passieren, kommen aber immer wieder vor. Ein Kommentar.
Thomas Tuchel hielt sich zurück. Und auch wieder nicht.
Auf seine Art redete sich der Bayern-Trainer in Rage. Dabei schlug er nicht wahllos mit Worten um sich, beschönigte aber auch nichts und zerlegte so seinen Abwehrstar am Ende doch - und das öffentlich.
VfB Stuttgart vs. FC Bayern am Samstag um 15:00 Uhr live in SAT.1.
Aber selbst wenn er gewollt hätte – an diesem Abend war es nicht möglich, etwas schönzureden. Dafür hatte Minjae Kim zu sehr daneben gegriffen in seinen Entscheidungen.
Und damit gleich zwei Dinge offenbart.
Das Wichtigste in Kürze
FC Bayern: Coolness und Cleverness fehlen
Dieser Mannschaft unterlaufen immer noch für dieses hohe internationale Niveau viel zu oft viel zu leichte Fehler, die förmlich nach Bestrafung schreien.
Dazu fehlen Coolness und Cleverness, was am Ende im Duell mit Real den entscheidenden Unterschied ausmachen könnte. Es sind die berühmten Kleinigkeiten in einem Halbfinale der Königsklasse. Diesmal waren sie allerdings nicht zu übersehen. Zweimal nur, doch das reichte Real für ein 2:2 – so brutal ist Fußball, so brutal sind die Königlichen, die Cleverness und Abgezocktheit auf ein neues Level bringen.
Die Szene in der 24. Minute spricht in dem Zusammenhang Bände. Der Zuckerpass von Toni Kroos und der Laufweg von Vinicius Junior hebelten die Bayern-Hintermannschaft so brutal aus, dass es schon beim Hinschauen schmerzte.
Vor allem Tuchel.
"Die Gegenbewegung darf er nicht so aggressiv mitmachen. Wenn er rausgegangen wäre und es wäre jemand anderes in den Rücken reingelaufen - aber so ist es natürlich einfach zu gierig, viel zu gierig. Das ist zu einfach“, sagte er bei Amazon Prime Video zum ersten Gegentor.
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Kim hatte das 0:1 mit seinem Stellungsfehler ermöglicht.
Doch der Südkoreaner, der seit Wochen vergeblich seine Form sucht, war "zweimal zu gierig“, so Tuchel. Denn vor dem 2:2 foulte er Rodrygo im Strafraum. So unbeholfen, dass die ganze Fassungslosigkeit greifbar war, als Tuchel die Szene analysierte.
"In der ganzen Situation hat er die innere Bahn. Ohne Not gibt er plötzlich die innere Bahn frei für Rodrygo. Im Moment des Passes steht er falsch, dann kommt noch Eric Dier zum Helfen", sagte Tuchel, stockte, ärgerte sich sichtlich, und meinte erneut: "Nein, das ist zu gierig". Seine Analyse schloss er damit, dass seine Mannschaft "nicht clever genug" gewesen sei.
FC Bayern: Immer wieder Aussetzer
Kims Fehler gegen Real stehen stellvertretend für Patzer, mit denen sich die Bayern auf diesem Niveau regelmäßig um den Lohn bringen. Dabei ist Kim nicht der alleinige Sündenbock, im vergangenen Jahr haben sich einige angesammelt.
Sofort kamen Erinnerungen an Dayot Upamecano und dessen unglückliche Figur gegen Manchester City in der vergangenen Saison auf. Damals hatte sich Tuchel als neuer Trainer noch "schockverliebt".
Leider sind in erster Linie die Schrecken geblieben, denn diese Fehler, diese teuren Aussetzer ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Amtszeit, die gegen Real sogar auf 90 Minuten komprimiert wurde.
Ein Spiel als Porträt einer gescheiterten Ehe.
Soll heißen: Gute Ansätze, mitunter starke Aktionen, zähe Phasen, eine zwischenzeitlich verdiente, sogar eher um ein Tor zu niedrige Führung - und dann der bittere und auch unerklärliche Fauxpas in doppelter Ausführung, der einen faden Beigeschmack hinterlässt.
Statt das 3:1 zu machen oder zumindest das 2:1 zu verwalten, verspielte der FCB aufgrund des leidliche Festhaltens an der fatalen Fehleranfälligkeit den wertvollen Vorsprung. Und am Ende bleibt wieder Frust. Und Zweck-Optimismus.
"90 Minuten, 120 Minuten, Elfmeterschießen. Siegen in Madrid und weiter nach Wembley", sagte Tuchel zur Ausgangslage: "Wer weiß, was passiert, es ist für mich nach wie vor ein 50:50-Spiel." Aber nur dann, wenn die Bayern die haarsträubenden Fehler endlich abstellen.
Doch es ist wahrscheinlicher, dass die Ära Tuchel bei den Bayern womöglich ohne das ganz große Happy End bleibt.