Borussia Dortmund kann gegen Paris St. Germain zum dritten Mal ins Champions-League-Finale einziehen – und setzt auf die Wiederholung der Geschichte. Sollte es der der BVB ins Endspiel schaffen, versprach der scheidende Klubboss Aki Watzke etwas zu tun, was er seit einem Jahrzehnt immer vermieden hat.
Mats Hummels war an dem für BVB-Fans bis heute unvergessenen 23. April 1997 gerade mal acht Jahre alt und kann sich nicht mehr erinnern, ob er das Spiel schon live im Fernsehen verfolgen durfte.
An jenem Abend reist Borussia Dortmund trotz eines unerwarteten 1:0-Erfolgs im Hinspiel als klarer Außenseiter zur Millionentruppe von Manchester United mit Eric Cantona, Roy Keane und David Beckham.
Doch die Schwarz-Gelben schrieben im "Old Trafford" Geschichte und zogen nach einem frühen Treffer von Lars Ricken, der im aktuellen Halbfinal-Hinspiel gegen Paris St. Germain (1:0) seinen ersten Arbeitstag als neuer BVB-Geschäftsführer hatte, ins Endspiel der Königsklasse ein.
Was neben Ricken vor allem an Jürgen Kohler lag, der mit zahlreichen sensationellen Abwehraktionen den 1:0-Erfolg über die Zeit rettete und ab da vom Anhang als "Fußballgott" besungen wurde.
"Ich habe das Spiel tatsächlich mal viel später auf einer Party in voller Länge gesehen", erinnerte sich Hummels am Montagabend im kurzen Gespräch mit ran an die Begegnung vor 27 Jahren zurück. "Es war ja unglaublich, dass Jürgen Kohler immer wieder ein Bein dazwischen hatte."
Erinnerungen an "Fußballgott" Kohler
Nun wird es an Abwehrchef Hummels liegen, ebenso wie damals sein Vorgänger Kohler den hochkarätig besetzten Gegner um Stürmerstar Kylian Mbappe am Dienstagabend im Prinzenpark (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) in die Schranken zu weisen.
Ob er Kohlers Leistung wiederholen könne, fragte ihn ran zum Abschluss. "Im besten Fall", so Hummels, der wie der "Fußballgott" mit Deutschland Weltmeister wurde.
Auch mit seinen 35 Jahren hat Hummels vor allem in der Königsklasse sein Können mehrfach unter Beweis gestellt, dreimal wurde er als "Man of the Match" ausgezeichnet, zuletzt im Hinspiel gegen PSG.
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BVB: Hummels schon vor elf Jahren im Halbfinale dabei
Schon vor elf Jahren stand er mit damals erst 24 Jahren im seitdem letzten Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (4:1, 0:2).
Seinerzeit scheiterte das Team von Jürgen Klopp bekanntlich erst im Finale in Wembley an Bayern München (1:2) – und jetzt ist wieder ein deutsches Duell gegen den FCB im Londoner Fußball-Tempel möglich.
"Natürlich möchte ich wieder nach Wembley. Damals dachte ich noch, dass da jetzt noch ein Haufen kommen. Jetzt ist es erst das dritte Halbfinale", blickte Hummels zurück, der einmal mit dem FC Bayern unter die letzten vier kam.
"Auf diesem Level ist es nie selbstverständlich, so weit zu kommen. Man muss das genießen und zugleich die Chance ergreifen."
BVB: Terzic und die Parallelen zu 2013 und 1997
Daher hofft man beim BVB natürlich auf eine Wiederholung der Geschichte.
"Mats glaubt, dass er vor dem Halbfinal-Rückspiel auch auf der Pressekonferenz saß. Jetzt wurde uns gesagt, dass wir beim letzten Mal auch vorher zehnmal rotiert haben in der Bundesliga", berichtete Trainer Edin Terzic auf ran-Nachfrage über die offenkundigen Parallelen.
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"Wenn man das Hinspielergebnis sieht, ist das Parallele zu 1997 wohl etwas größer als zu dem, was 2013 passiert ist, wo man das Heimspiel gegen Real sehr deutlich gewinnen konnte. Aber in beiden Jahren war das Rückspiel gegen absolute Topmannschaften extrem eng."
Terzics Fazit: "Ich hätte gerne die Parallele, dass wir ins Finale einziehen. Und dann hätte ich gerne die Parallele aus dem Jahr 1997 und nicht zu 2013."
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BVB auch vor 27 Jahren in der Liga schwach
Denn beim ersten Einzug ins Endspiel gewannen die Dortmunder, zwar nicht gegen Bayern, sondern – einmal mehr dank Rickens Treffer zum 3:1-Endstand – gegen Juventus Turin, aber immerhin in München.
Auch sonst erinnert langgediente Beobachter vieles an 1997, als die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld nach zuvor zwei Meisterschaften eine mäßige Bundesliga-Saison spielte und abgeschlagen nur Tabellendritter wurde, in der Champions League aber alle europäischen Topteams schlug.
In dieser Spielzeit enttäuschten die Borussen ebenfalls in der Liga und stehen als Tabellenfünfter so schlecht da wie seit neun Jahren nicht mehr. Dafür setzten sie sich überraschend in der Königklasse durch, zunächst als Tabellenerster der "Todesgruppe" mit PSG, Milan und Newcastle, dann in der K.o.-Runde gegen Eindhoven und Atletico Madrid.
Terzic gerne Außenseiter
Deshalb kann Terzic auch im Rückblick auf die Geschichte gut mit der Außenseiterrolle in Paris leben. "Wäre es nach Favoriten gegangen, wären wir heute nicht hier", sagte er.
Man wisse aber auch, dass die Leistung im Hinspiel trotz des Sieges und zehn Kilometern mehr Laufleistung nicht reichen werde, um ins Finale einzuziehen: "Aber wir haben einen riesigen Traum - und den wollen wir erfüllen. Wenn es nötig ist, rennen wir 20 Kilometer mehr."
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Neben dem 97er-Helden Lars Ricken auf der Tribüne sind aus dem 2013er-Team noch der heutige Sportdirektor Sebastian Kehl, die beiden Co-Trainer Nuri Sahin und Sven Bender sowie neben Hummels als letzter verbliebener Spieler noch Marco Reus dabei.
Für Reus würde sich ein Kreis schließen
Der gebürtige Dortmunder, der am Tag vor dem Finale 35 Jahre alt wird, hat vergangene Woche seinen Weggang zum Saisonende angekündigt.
"Da würde sich ein Kreis schließen", sagte Terzic: "Er war in seiner ersten Saison mit Borussia Dortmund in Wembley. Und das wäre doch der perfekte Rahmen, wieder dahinzufahren."
Womöglich auch für Hummels, der sich seine weitere fußballerische Zukunft über die Saison weiter offen ließ. "Ich möchte schauen, was mir mein Körper für Signale gibt", sagte er am Montag. "Dann ist das Private noch ein Thema. Dass ich auf meinen Sohn Rücksicht nehme, der im Sommer zur Schule geht. Es ist mir wichtig, dass sich das vereinbaren lässt."
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Watzke will über seinen Schatten springen
Umso wichtiger ist für alle Beteiligten das Spiel gegen PSG. "Es wäre ein Riesenstatement, nach Wembley zu kommen und die Geschichte noch einmal neu zu schreiben", erklärte Kehl, der die Mannschaft vor elf Jahren als Kapitän aufs Feld führte.
Gelingt der erneute Sprung nach London will Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sogar über seinen Schatten springen.
Denn bis heute hat sich der BVB-Boss das Finale von 2013 nicht mehr angeschaut: "Wenn wir es wieder ins Endspiel schaffen, dann schaue ich es mir an."