Es geht nicht mehr ohne
DFB-Pokal ohne VAR zeigt: Der Fußball braucht den Videobeweis! Ein Kommentar
- Aktualisiert: 29.10.2025
- 10:51 Uhr
- Kai Esser
Der Videobeweis ist in der Fußballwelt mehr als umstritten. In den ersten beiden Runden des DFB-Pokals kommt er nicht zum Einsatz. Was wie ein schöner Nostalgie-Trip klingt, war nur ein weiterer Beweis dafür, wie sehr man den VAR braucht. Ein Kommentar.
Von Kai Esser
Der DFB-Pokal ist der beliebteste Wettbewerb in Deutschland, daran besteht kein Zweifel. Nicht nur, weil die Partien ab der zweiten Runde komplett unter Flutlicht steigen, sondern weil diese Spiele ihren ganz eigenen Reiz haben.
Und auch, weil der Pokal einer der letzten Zufluchtsorte vor dem Video Assistant Referee ist. Zumindest in den ersten beiden Spielrunden. Das toxische, als Heilmittel getarnte Gift, was laut diverser Fankurven den Sport kaputt macht.
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Während nicht wenige in dieser zweiten Runde genießen, dass Schiedsrichter-Entscheidungen im Moment des Pfiffes Bestand haben, zeigt eben jene zweite Runde nur eines: Der Videobeweis ist aus dem Fußball nicht mehr wegzudenken - und zwar zu Recht. Zumindest, wenn man an ein paar Stellschrauben dreht.
DFB-Pokal: Etliche Fehlentscheidungen bereits
Alleine am ersten Spieltag der zweiten Pokalrunde gab es zig Entscheidungen, die den Ausgang eines Spiels beeinflussten.
Beim Spiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und dem Hamburger SV gab es für Tim Siersleben eine Rote Karte wegen Notbremse - während das Strafmaß schon strittig war, wurde ein Foul von Daniel Elfadli vorher jedoch nicht gegeben. Genau so ein klarer Fehler wie das angebliche Foul von Julian Niehues an Fabio Vieira, das kurz vor Schluss zum siegbringenden Elfmeter führte.
Ebenso ein klarer Fehler war der Elfmeterpfiff für die TSG Hoffenheim beim FC St. Pauli - mal wieder ein Handspiel. Dass der Ausgleich von Borussia Dortmund bei Eintracht Frankfurt wegen knapper Abseitsstellung irregulär war, ist beinahe schon die verzeihlichste Fehlentscheidung.
Es sind Fehlentscheidungen, die Spiele beeinflussen, ja in eine Richtung lenken (können). Frank Schmidt, Trainer der Heidenheimer und sonst besonnen wie fair, tobte nach Abpfiff. "Der Schiedsrichter kann es aus seiner Position nicht sehen", polterte er. Mit einem Blick auf den Bildschirm hätte der Fehler aufgeklärt werden können.
DFB-Pokal: Konzept VAR ist ein Muss - aber in anderer Form
Ein Blick in die 3. Liga, der höchsten deutschen Männer-Liga ohne Video-Unterstützung, zeigt nur weiter, wie wichtig der VAR auch dort wäre. Nahezu an jedem Spieltag müssen Trainer und Verantwortliche zu teilweise deutlich falsch entschiedenen Szenen Stellung beziehen.
Das alles soll nicht heißen, dass Fehler ohne den Video Assistant Referee nicht passieren würden - denn das tun sie. Und die Wut über teilweise minutenlange Unterbrechungen ist auch nur allzu verständlich.
Fakt ist jedoch: Das Konzept des Videobeweises ist unumstritten positiv. Woran man immer noch feilen muss bei diesem - im Gesamtkontext des Fußballs - jungen Projekt ist die Durchführung. Ein Handspiel wie das von Marc Cucurella im EM-Viertelfinale darf niemals durchrutschen. Es ist aber das Produkt der Bürokratisierung der VAR-Handhabe und der Handspielregelung, die zur Verunsicherung der Hauptschiedsrichter führt.
Anstatt nach dem kleinsten Fehler zu suchen und auf jede Szene die Lupe zu legen, sollte man sich lieber darauf besinnen, die klaren Fehlentscheidungen ausfindig zu machen. Alle oben beschriebenen Szenen aus der zweiten Runde des Pokals hätte ein kleiner Blick auf einen Monitor aufgelöst. Für solche Sequenzen wurde die Technik erst eingeführt. Klare, deutliche, auf den ersten Blick sichtbare Fehlentscheidungen.
Fraglos, das VAR-Konzept ist weit weg davon, perfekt zu sein. Aber es erhöht die Fairness im Fußball am Ende deutlich. Und wie die zweite Pokalrunde zeigt, würde es wohl nur wenige Spieltage nach einer etwaigen Abschaffung dauern, ehe man ihn zurückfordern würde.