2. Runde im DFB-Pokal im Joyn-Livestream
DFB-Pokal: 1. FC Köln vs. FC Bayern München - Kultstürmer Toni Polster: "Köln wird sich nicht kampflos ergeben"
- Veröffentlicht: 28.10.2025
- 21:45 Uhr
- Philipp Kessler
Toni Polster ist eine der bekanntesten Figuren des österreichischen und deutschen Fußballs. Im ran-Interview spricht er über die Chancen des 1. FC Köln gegen Bayern, junge Talente wie Said El Mala und Lennart Karl sowie seine eigene Karriere und Trainerambitionen.
Von Philipp Kessler
13 Siege in 13 Spielen. Wer soll diese Bayern stoppen? Am Mittwoch (ab 20.45 Uhr im kostenlosen Livestream) startet der 1. FC Köln in der 2. Runde des DFB-Pokals einen Versuch.
Stürmer-Legende Toni Polster (61) tanzte die Münchner am 1. April 1995 mit dem Effzeh aus. Beim 3:1 bereitete der Österreicher den ersten Treffer vor, die beiden weiteren erzielte er selbst.
Auch dieses Mal traut "Doppelpack-Toni" den Kölnern einen Sieg gegen den FC Bayern zu, wie der frühere Publikumsliebling mit dem Wiener Schmäh im exklusiven Interview mit ran erzählt. Zudem warnt Polster vor zu vielen Schulterklopfern für Youngster wie Effzeh-Juwel Said El Mala und Bayerns Lennart Karl.
Toni Polster über Kölns Chancen gegen die Bayern
ran: Herr Polster, glauben Sie an ein Kölner Wunder?
Toni Polster: Natürlich weiß man, dass der Effzeh der große Außenseiter ist. Aber man wird sich nicht kampflos ergeben, sondern fighten. Im Fußball gibt es immer Überraschungen. Wenn man aus Effzeh-Sicht aber nicht daran glaubt, dann wird es keine. Normalerweise gewinnt Bayern das Spiel. Aber was ist schon normal?
ran: Trainer Lukas Kwasniok meinte, er habe beim FC Bayern nach Schwächen gesucht, aber keine gefunden. Klingt nicht hoffnungsvoll…
Polster: Als Trainer muss man öffentlich immer irgendetwas sagen im Vorfeld. Aber intern wird er natürlich ganz anders reden: dass ein Weiterkommen schon möglich ist, dass die Bayern-Stars auch nur Menschen sind und zwei Füße haben.
ran: Wie bewerten Sie seine Arbeit bisher?
Polster: Aus der Ferne würde ich sagen, dass diese Mannschaft mehr Qualität hat als die letzten Effzeh-Teams, die in der Bundesliga waren. Der aktuelle Kader überzeugt mich mehr. Die Spieler sind widerstandsfähiger, organisierter und qualitativ besser. Deswegen glaube ich, dass Köln die Klasse halten wird.
ran: Kwasniok stand nach dem Bundesliga-Aufstieg sogar mal mit Köln-Trikot an der Seitenlinie.
Polster: Diese Verrücktheit passt zum Effzeh. Das ist die Fortsetzung von Udo Latteks Glückspullover…
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Toni Polsters Einschätzung zu Said El Mala und Lennart Karl
ran: Ihr Tipp am Mittwoch?
Polster: Mein Herz schlägt natürlich für den ersten Effzeh. Ich würde mir eine Sensation wünschen. Es ist alles möglich. Ich sage: 2:1 für den Effzeh.
ran: Dabei mithelfen soll Offensivjuwel Said El Mala, an dem auch die Bayern dran sind. Verstehen Sie den Hype um ihn?
Polster: Man muss immer vorsichtig sein. Dass er Fußballspielen kann, sieht man auf den ersten Blick. Das macht Spaß. Aber es ist immer das Gleiche: Hochkommen ist leichter als den Status zu bestätigen. Wenn er ein Großer werden will, muss er seine Leistungen kontinuierlich abrufen.
ran: Die Bayern haben Freude am 17-jährigen Lennart Karl. Wie sehen Sie ihn?
Polster: Er ist ein Rohdiamant. Keine Frage. Ich würde mir wünschen, dass solche Rohdiamanten auch gut betreut werden vom Verein. Dass sie nicht abheben und am Boden bleiben. Es ist gefährlich, wenn von der Oma bis zu den Fans jeder sagt, dass man der Beste ist.
ran: Karl wird teilweise schon mit Lionel Messi verglichen.
Polster: Das ist schon ein bisschen zu viel.
ran: Auch Sie haben schon in jungen Jahren mit Toren auf sich aufmerksam gemacht. Wie war diese Zeit?
Polster: Es war erst mal irritierend. Mich hat man mit 16 schon gekannt. Ich war Torschützenkönig im U21-Bewerb. Ich war Teil einer der besten Auswahlen, die Österreich je gehabt hat. Ich war schon mit 16 Jahren Teil der Profimannschaft. Damit umzugehen, war nicht so leicht. Denn um mich hat sich keiner gekümmert. Heutzutage ist es anders. Da gibt es häufig schon mehr Betreuer als Spieler.
Das Wichtigste in Kürze
Toni Polster: Eindrücke von Bayern, Harry Kane und dem Effzeh
ran: Ein Superstar ist bereits Bayern-Stürmer Harry Kane. Fans und Experten schwärmen von ihm. Sie auch?
Polster: Er ist zur richtigen Zeit in die richtige Mannschaft gewechselt. Er ist unfassbar. Er braucht nicht viele Chancen. Es ist wirklich klasse, was er leistet. Letztens hat er mal als Zehner gespielt, aber normal ist er der Neuner, der immer im Sechzehner stehen muss.
ran: Wer ist besser: Sie in Ihrer Goalgetter-Glanzzeit oder er?
Polster: Man muss unterscheiden: Ich hätte gerne die Chance gehabt, mich bei Bayern zu beweisen, um zu sehen, wie weit es gehen kann. Ich war immer bei Mannschaften der Torjäger, um den sich alles gedreht hat. Ein Wechsel zum FC Bayern hat leider nicht geklappt. Obwohl ich in den Achtzigern im Europapokal der Landesmeister mit Austria Wien vier Tore in vier Spielen gegen sie erzielt habe. Aber in Fußball-Deutschland hat ein Österreicher damals nichts gezählt.
ran: Es heißt, der damalige Trainer Udo Lattek und Bayern-Patron Uli Hoeneß hätten sich in Widersprüche verstrickt. Der eine meinte, der andere hätte sie nicht gerne in der Mannschaft gehabt. Was ist wahr?
Polster: Das ist wurscht. Beide sind meine Freunde.
ran: Ist der FC Bayern Ihr Lieblingsverein?
Polster: Ich respektiere ihren Erfolg und wie dieser aufgebaut wurde. Ich habe noch im Olympiastadion gegen Bayern vor 10 000 Leuten gespielt. Das war im Gegensatz zu heute eigentlich eine Katastrophe. Das war nicht so, dass man sagt, man muss unbedingt zu den Bayern wechseln. Jetzt ist der Verein einer der besten der Welt. In jeglicher Hinsicht. Das haben sie sich alles selbst erarbeitet.
ran: Zwischen 1993 und 1998 haben Sie in 168 Spielen 88 Tore für den 1. FC Köln erzielt. Wie blicken Sie auf Ihre Zeit beim Effzeh zurück?
Polster: Es war eine wunderbare Zeit, neben jener beim FC Sevilla die schönste meiner Karriere. Aber es war auch schwierig, wir haben es einmal geschafft, uns für den Europapokal zu qualifizieren. Allerdings hatten wir kaum Erfolg. Vieles ist an mir hängengeblieben. Wir haben es leider Gottes nicht geschafft, die Mannschaft stetig zu verstärken. Jedes Jahr ist das Team eigentlich schwächer geworden. Jedes Jahr wurden drei, vier Flops verpflichtet, die eigentlich sportlich null gebracht haben.
Von Real Madrid bis Viktoria Wien: Toni Polster über seine Karriere
ran: Sie zählten zu den besten Torjägern der Welt. Warum haben Sie nie bei einem ganz großen Kaliber gespielt?
Polster: Ich war bei Atlético und Real Madrid im Gespräch. Aber damals waren nur zwei Ausländer in der Mannschaft erlaubt. Und beide Vereine hatten schon Top-Legionäre. Wenn die Regularien so wie heute gewesen wären, hätte ich sicher dort unterschrieben.
ran: Apropos Real: Ex-Bayern-Star David Alaba wirkt bei Real nicht mehr gewollt.
Polster: Ganz ehrlich: Es gibt Schlimmeres, als bei Real auf der Ersatzbank zu sitzen. Man kann ja trotzdem im Nationalteam wichtig sein, auch wenn man im Verein nicht spielt. Früher war das undenkbar. Aber klar: Als Führungspersönlichkeit ist Alaba noch immer ein wichtiger Spieler für Österreich.
ran: Der ÖFB ist mit Teamchef Ralf Rangnick auf WM-Kurs. Es wäre die erste Teilnahme seit 1998, als Sie noch aktiv waren.
Polster: Jetzt sind wir kurz vorm Endspurt, wir müssen es schaffen. Wenn man die Quali-Auslosung sieht, muss man dabei sein. 48 Mannschaften sind bei der WM dabei. Wenn man nicht schafft, da dazuzugehören, hat man es nicht verdient.
ran: Aktuell sind Sie Trainer der Wiener Viktoria in der Regionalliga Ost in Österreich. Welche Ambitionen haben Sie?
Polster: Ich bin schon 14 Jahre dort. Das ist mein Verein, dort gehöre ich hin. Ich will gar nichts anderes machen. Das wird meine letzte Station sein. Ziel ist die Infrastruktur so einzurichten, dass wir irgendwann in naher Zukunft daran denken können, in die 2. Liga aufzusteigen.