Anzeige
FRAUEN-EM 2025 LIVE AUF JOYN

Frauen-EM 2025: "Deutschland kann gegen Spanien überraschen, wenn … " - Katja Kraus im Interview

  • Veröffentlicht: 22.07.2025
  • 22:59 Uhr
  • Oliver Jensen

Die frühere Nationaltorhüterin Katja Kraus erzählt im Interview mit ran, wie sich der Frauenfußball über die Jahrzehnte verändert hat, spricht außerdem über Ihren Eindruck von der deutschen Nationalmannschaft und über das bevorstehende Halbfinale gegen Spanien.

Von Oliver Jensen

Für die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft steht am Mittwochabend das EM-Halbfinale gegen Spanien bei der Endrunde in der Schweiz an (ab 21:00 Uhr im kostenlosen Livestream auf Joyn).

Anzeige
Anzeige
Berger freut sich auf das Viertelfinale

Frauen-EM: Deutschland - Spanien im kostenlosen Stream via Joyn

Anpfiff ist am Mittwoch um 21 Uhr

Anzeige

Vor dem Duell der deutschen Rekord-Europameisterinnen gegen Spanien spricht Ex-Nationaltorhüterin Katja Kraus im ran-Interview unter anderem über die Entwicklung des Frauenfußballs und die Chancen des DFB-Teams im Halbfinale.

ran: Frau Kraus, die deutsche Frauen-Nationalmannschaft steht im öffentlichen Fokus, begeistert Millionen Fans und sorgt für hohe Einschaltquoten. Wie sehr freut Sie der Frauenfußball Boom als ehemalige Spielerin?

Katja Kraus: Ich freue mich sehr darüber, vor allem über das sportliche Niveau. Diese Europameisterschaft ist das intensivste, ausgeglichenste und schnellste Länderturnier, das ich bislang gesehen habe.

Anzeige

Kraus: "Es gibt einen erheblichen Einsatz, die Professionalisierung voranzutreiben"

ran: Sie haben zwischen 1995 und 1997 selbst sieben Länderspiele für Deutschland bestritten und wurden Europameisterin. Lässt sich das öffentliche Interesse von damals und heute überhaupt noch vergleichen?

Kraus: Es gab zwar auch damals eine gewisse Aufmerksamkeit bei den Länderspielen, besonders bei den großen Turnieren. Aber mit heute lässt sich das nicht vergleichen. Die mediale Abdeckung, insbesondere der TV-Sender und Streamingdienste, die alle Spiele, auch ohne deutsche Beteiligung übertragen, habe ich so noch nicht erlebt. Aber die exzellenten Quoten bestätigen das enorme Interesse.

ran: Worauf führen Sie die positive Entwicklung im Frauenfußball zurück?

Kraus: Es gibt einen erheblichen Einsatz, die Professionalisierung voranzutreiben, von den Medien, den Clubs, den Sponsoren und auch den Spielerinnen. Dabei sind weitere Schritte erforderlich, um den Frauenfußball unabhängig und selbsttragend zu machen. Und damit auch das Selbstverständnis zu verändern. In England ist diese Entwicklung mindestens einen Schritt weiter, in den USA wächst Frauensport immer weiter und hat einen hohen Wert.

ran: Sie haben in Ihrer aktiven Zeit beim FSV Frankfurt gespielt, wurden dreimal deutscher Meister und viermal Pokalsieger. Das ist ungefähr vergleichbar damit, wenn eine Frau heute bei Bayern München oder dem VfL Wolfsburg spielt. Was ist der größte Unterschied zwischen damals und heute?

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Frauen-EM: "Emotionen geweckt!" Wück erklärt DFB-Hype

Kraus: Vor allem die öffentliche Aufmerksamkeit. Und natürlich die Rahmenbedingungen. Ich hatte das Glück während meiner Zeit als Fußballerin zu studieren, aber viele meiner Mitspielerinnen hatten einen Ganztagsjob und dennoch tägliche Trainingseinheiten zu absolvieren. Und es gab keine Physios oder einen Trainerstab, der sich um Trainingsvor- oder Nachbereitung gekümmert hat. Oder professionelle Torwartrainer.

ran: Heute verdienen die Frauen mit Fußball teilweise sehr viel Geld – wenn auch nicht alle Spielerinnen. Wie war das damals?

Kraus: Ich habe mit dem Fußball kein Geld verdient. Als Spielerin im Olympia-Kader bekam ich ein Tagegeld der Sporthilfe. Ich habe damals neben dem täglichen Fußball-Training studiert und gearbeitet, um mir das Studium überhaupt leisten zu können. Das ist heute natürlich anders. Wobei es auch heute noch Spielerinnen in der Bundesliga gibt, die damit nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten könnten.

ran: Was haben Sie damals beruflich neben dem Fußball gemacht?

Kraus: Ich hatte ganz unterschiedliche Jobs. Während des Studiums habe ich meist Post ausgetragen, wie viele meiner studierenden Mitspielerinnen. Dabei konnten wir durch die Bezirke joggen und hatten eine zusätzliche Trainingseinheit.

Kraus über Berger: "Das war herausragend"

ran: Wie bewerten Sie als ehemalige Torhüterin die Leistungen von Ann-Katrin Berger?

Kraus: Ich fand sie in dem Spiel gegen Frankreich beeindruckend. Gar nicht so sehr wegen der Parade, die natürlich spektakulär anzusehen war, sondern wegen ihres gesamten Spiels. Vielleicht ein perfektes Torhüterinnenspiel, eines, von dem man als kleines Mädchen träumt. Sie war absolut sicher, hat viele Bälle abgelaufen, hatte ein super Timing. Und dann hat sie im Elfmeterschießen sich auch noch den Ball hingelegt und einfach reingeschossen, das war herausragend.

ran: Ebenfalls beeindruckend ist, wie gut die Mannschaft Ausfälle kompensieren kann, oder? Die Kapitänin Giulia Gwinn verletzte sich gleich im ersten Spiel. Gegen Frankreich gewann die Mannschaft in Unterzahl…

Kraus: Gegen Frankreich ist aus dieser Situation eine ungeheure Energie entstanden. Nichts mehr zu verlieren zu haben und sich dann in jeden Zweikampf zu werfen, einander zu helfen über eine so lange Zeit, das haben die deutschen Spielerinnen mit viel Emotion bravourös gemeistert. Gegen Spanien wird es natürlich ein ganz anderes Spiel.

Frauen-EM: "Werden leiden!" Wück warnt vor Spanien

Anzeige
Anzeige

DFB-Team gegen Spanien Außenseiter?

ran: Ist Deutschland der Außenseiter, weil Spanien die individuell beste Mannschaft ist?

Kraus: Ja, das denke ich schon, die Spanierinnen sind spielerisch der Maßstab. Ich dachte, wenn überhaupt können ihnen die Französinnen mit ihrer Physis gefährlich werden. Aber wenn die deutsche Mannschaft die Energie des Viertelfinals auf den Platz mitbringt und alle am Optimum spielen, dann ist eine Überraschung möglich.

ran: Welche Spielerinnen fallen Ihnen positiv auf?

Kraus: Ich bin beeindruckt von Klara Bühl, die sich bei dieser Europameisterschaft auf dem Platz als Anführerin zeigt.

ran: Was ist Ihr Tipp, wie das Spiel gegen Spanien ausgeht?

Kraus: Ich freue mich darüber, dass diese EM durch den Kampf gegen Frankreich in jedem Fall positiv wahrgenommen wird, ganz unabhängig davon, wie es letztlich ausgeht.

News und Videos zur Frauen-EM 2025
imago images 1064314498
News

Die bewegte Geschichte der Ann-Katrin Berger

  • 23.07.2025
  • 09:41 Uhr